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Elektromobilität 14. November 2023

Bosch befähigt zur Hochvoltakku-Reparatur

Anlässlich des Fachpressegesprächs enthüllte der Zulieferer ein Instandsetzungsset für NiMH-Batterien. Bosch möchte freien Werkstätten einen Zukunftsmarkt erschließen.

In Toyota Prius III, Yaris Hybrid und Lexus CT 200h sind NiMH-Hochvoltspeicher verbaut. Auf diesen Akkutyp zielt die Reparaturlösung von Bosch.
In Toyota Prius III, Yaris Hybrid und Lexus CT 200h sind NiMH-Hochvoltspeicher verbaut. Auf diesen Akkutyp zielt die Reparaturlösung von Bosch.

Die in Hybridautos (HEV) und Elektrofahrzeugen (BEV) verbaute Traktionsbatterie unterliegt Alterungsprozessen und verliert Speicherkapazität. Die Elektrifizierung gilt dennoch als globaler Megatrend, der den Reparaturmarkt verändert. Aufgrund der Kosten gehören Akkus zu den teuersten Fahrzeugkomponenten und folglich zu den wichtigsten Ersatzteilen. Anlässlich des Fachpressegesprächs stellte Bosch Automotive Aftermarket eine eigenen Angaben zufolge nachhaltige Reparaturlösung für ausgewählte Hybridfahrzeuge vor. Der Bosch Hochvolt-Reparatursatz ist seit November für die Energiespender des Toyota Prius III, Toyota Yaris Hybrid sowie des Lexus CT 200h und als ein erster Schritt in diesem künftigen Markt gedacht.

Im Frühjahr 2024 kommen Akkus des Toyota Auris Hybrid hinzu, hieß es zur Veranstaltung im Bosch Service Training Center in Plochingen. Auch für den österreichischen Markt ist die Einführung im kommenden Jahr angesetzt. In der Live-Demonstration nahmen sich zwei Bosch-Expert:innen eines im Toyota Prius III verbauten Nickel-Metallhybrid-Akkuspacks (NiMH) an. Nach der Demontage von Luftführung und Deckel wurden 28 Original-Module aus der Batterie entnommen. Weil aber zwei OE-Module durch ein Bosch-Module ersetzt werden, kommt der zu installierende Austausch-Pack auf 14 Bosch-Module. Eine weitere Besonderheit des neuen HV-Batterie-Reparatursatzes: Getauscht wurde lediglich das gealterte Modulpacket, andere Komponenten wie Gehäuse, Lüfter und Elektronik fanden Wiederverwendung. Während beim Show-Austausch lediglich die „Hauptbestandteile der Instandsetzung“ vorgenommen wurden, nimmt die Reparatur in der freien Werkstatt 3,5 bis 4 Stunden in Anspruch. Beim Hersteller werde hingegen die gesamte Batterie getauscht. Nutzer der Esitronic-Diagnosesoftware erhalten Reparaturanleitung und Installationshinweise: „Werkstätten werden durch die Reparatur geführt“, so Martin Körner, Batteriespezialist bei Bosch und Moderator der Demonstration.

Die Live-Demonstration der Instandsetzung verlief im Schnelldurchlauf, der richtige Modultausch nimmt rund 3,5 bis 4 Stunden in Anspruch.
Die Live-Demonstration der Instandsetzung verlief im Schnelldurchlauf, der richtige Modultausch nimmt rund 3,5 bis 4 Stunden in Anspruch.

Wichtige Voraussetzungen

Bosch hat laut Martin Körner die Experten für Batterietechnik im Haus: Er verwies auf das Batterielabor Renningen, wo sich „umfassende Testmöglichkeiten für sämtliche Batteriesysteme, -module sowie Batteriezellen“ finden, erläuterte der HV-Experte. Aller Vorarbeit seitens des Zulieferers und Werkstattausrüsters zum Trotz verändern sich die Anforderungen an die Werkstatt: Wer den Modultausch vornehmen und am Herzstück einer Batterie arbeiten möchten, benötigt die Hochvolt-Ausbildung 3S. Außerdem ist eine produktspezifische Schulung von Bosch erforderlich. Diese ist seitens des Kraftfahrbundesamtes freigegeben – ebenfalls verfügt der Reparatursatz über eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE). Nicht zuletzt muss die richtige Werkstattausrüstung für das Arbeiten unter Spannung vorhanden sein. Es ist laut Bosch jedoch kein fahrzeugspezifisches Werkzeug für die Nutzung des Sets erforderlich.

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Das aus 14 Modulen bestehende Set kostet den Angaben zufolge 1.700 Euro – für den Bausatz gibt es fünf Jahre Garantie. Die Schwaben liefern die eigenen Module direkt an die Werkstatt und lassen die ausgebauten Originalmodule (in der Verpackung der ausgelieferten Bosch-Zellen) vom Recycling-Unternehmen wieder abholen. Nach der Instandsetzung wird an der B-Säule des Fahrzeugs ein Aufkleber gesetzt und die ABE kommt ins Handschuhfach – ähnlich wie im Fall einer nachgerüsteten Anhängerkupplung.

Nach einem erfolgreichen Pilottraining von Mitarbeitern verschiedener Bosch Car Service-Partnerbetriebe, rollt der Werkstattausrüster die zweitägigen Kurse zum HV-Reparaturset deutschlandweit aus.
Nach einem erfolgreichen Pilottraining von Mitarbeitern verschiedener Bosch Car Service-Partnerbetriebe, rollt der Werkstattausrüster die zweitägigen Kurse zum HV-Reparaturset deutschlandweit aus.

Bosch startet Training

Damit auch freie Werkstätten am Zukunftsgeschäft um die Instandsetzung von HV-Akkus partizipieren, müssen diese ihre Mitarbeiter zur Weiterbildung schicken. In einem zweitätigen Pilottraining haben sich Werkstattmitarbeiter aus zehn Bosch Car Service am Trainings-Standort in Plochingen bei Stuttgart mit dem neuen Reparatursatz vertraut gemacht. Laut Anbieter gibt es seit November reguläre Schulungen zur Instandsetzung von NiMH-Hochvoltbatterie – diese können über den Bosch Automotive Campus online gebucht werden. Das zweitägige Instandsetzungstraining NiMH-Hochvoltbatterie, das in kleinen Gruppen von maximal zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Bosch Service Training Center angeboten wird, gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Zunächst werden grundlegende Kenntnisse zu den Nickel-Metallhydrid-Modulen und zum Aufbau der Hochvoltbatterie, zum sicheren Umgang, zu Lagerung, Transport und Recycling sowie zur Gewährleistungsabwicklung vermittelt. Dann geht es in die Trainingswerkstatt, wo die Hochvoltexperten den Reparaturablauf mit dem Hochvolt-Batterie Reparatursatz kennenlernen und praktisch trainieren. Nach der Diagnose des Batteriezustand wird die komplette Hochvoltbatterie ausgebaut. Mit dem Reparatursatz werden alle alten Batteriemodule anschließend gegen neue Nickel-Metallhydrid-Module ausgetauscht. Alle übrigen Komponenten des Batteriesystems, wie Gehäuse, Lüfter und die Elektronik, bleiben erhalten. Anschließend wird die Hochvoltbatterie wieder eingebaut und die Fahrzeug-Wiederinbetriebnahme durchgeführt.

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