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Fahrwerksoptimierung 16. April 2024

„Die meisten Käufer entscheiden sich für den B6 Camper oder B6 Camper Advanced“

Der Camping-Trend ist ungebrochen. Mit cleveren Fahrwerksnachrüstungen steigt Bilstein den Komfort der Reisemobile – in zwei Stufen. Im amz-Interview erläutert Salesmanager Sascha Decker, was Camperfahrer an den Produkten schätzen.

Bilstein B6 Camper im klassischen Look – gelb und blau. 
Bilstein B6 Camper im klassischen Look – gelb und blau. 

Bilstein steht für Stoßdämpfer vom Serienersatz bis Motorsport – in unserer Branche gibt es niemanden, dem dieser Markenname kein Begriff ist. Doch der geneigte Wohnmobilbesitzer hat vermutlich weniger die Nordschleife oder den sportlichen Dreier-BMW im Hinterkopf, wenn es um das nächste Upgrade für sein liebstes Hobby geht. Gegenüber den „klassischen“ B6-Dämpfern, ist der B6-Camper auf hohen Reisekomfort und Fahrstabilität für Wohnmobile optimiert, mit ihm wird das Fahrzeug weicher, nicht härter. Ein neuer Markt voller Herausforderungen, aber mit hohem Potenzial, wie Bilstein-Salesmanager Sascha Decker erklärt.

amz: Herr Decker, neben dem Camper-Dämpfer, den Sie in den Varianten B6 und B6 Advanced anbieten, gibt es auch den bekannten B4-Serienersatzdämpfer. In welchem Verhältnis werden die Produkte abgesetzt?

Sascha Decker: Ungefähr 30 Prozent unserer verkauften Pkw-Dämpfer sind B6-Dämpfer, also Dämpfer zur Optimierung des Fahrverhaltens. Beim Camper ist der Anteil mit rund 80 Prozent weitaus höher: Die meisten Kunden, die aktiv nach einem Camper-Dämpfer bei uns suchen, entscheiden sich bewusst für den B6 oder die hochwertigste Option, den B6 Advanced. Der B4-Dämpfer wird als reines Ersatzteil für die Fahrzeuge gekauft, etwa wenn ein Dämpfer undicht geworden ist, oder das Fahrzeug bei einer Dämpferprüfung durchgefallen ist. Ein Upgrade auf einen B6-Dämpfer wird aber auch durchgeführt, wenn die Dämpfer noch intakt sind – egal ob beim Pkw oder beim Wohnmobil.

Sascha Decker ist Regional Sales Manager DACH bei  thyssenkrupp Bilstein
Sascha Decker ist Regional Sales Manager DACH bei  thyssenkrupp Bilstein

amz: Wie verhält es sich mit den Federn des Fahrzeugs. Müssen diese ausgetauscht werden oder können die Serienfedern bestehen bleiben?

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Sascha Decker: Die meisten Pkw kommen in Deutschland über den Gebrauchtmarkt in private Hände. Diese Fahrzeuge, die im ersten Leben vielleicht ein Leasingfahrzeug waren, haben oft schon hohe Laufleitungen zwischen 50.000 bis 100.000 km hinter sich. Über diese Laufleistung setzen sich auch die Fahrwerksfedern um etwa 5 mm – würde man nun einen neuen Stoßdämpfer verbauen, würde das Verhalten des neuen Dämpfers nicht mehr zu der alten Feder passen. Zudem spart der Halter Kosten, wenn die Achse später nicht noch einmal neu zerlegt und anschließend vermessen werden muss. Beim Camper hingegen sind die Fahrzeuge in der Regel werksneu, Jahreswagen oder weisen eine relativ geringe Laufleistung auf – aber die Laufleistung ist eine ganz andere, die Federn sind nach ein oder zwei Fahrsaisons quasi wie neu. Daher stehen die Federn hier nicht so sehr im Fokus wie im klassischen Pkw-Geschäft. Beim Camper bleibt es daher in den allermeisten Fällen beim Austausch des Dämpfers. Wichtig ist, dass die B6-Camper-Dämpfer auf die Serienfeder abgestimmt sind somit auch mit anderen Nachrüst (Luft-) Federn funktionieren, die mit dem Seriendämpfer kompatibel sind.

amz: Inwieweit unterscheiden sich die Fahrwerke der Basisfahrzeuge – oftmals Ducatos oder deren Konzernbrüder sowie Sprinter – von denen normaler Pkw?

Sascha Decker: Beim Pkw steht der Fahrkomfort recht weit oben im Fokus, beim klassischen Transporter-Basisfahrzeug die Fahrsicherheit. Sprich, das Fahrzeug soll sich auch mit hoher Beladung sicher verhalten, aber der Komfort steht hier hinten an. Gleichzeitig unterteilen die Hersteller ihre Fahrwerke oftmals in eine normale und eine Heavy-Duty-Variante, die sich in der Auslegung unterscheiden – wobei auch schon die normalen Dämpfer eher für eine hohe Beladung ausgelegt sind. Auch gibt es verschiedene Rahmenvariationen und dadurch unterschiedliche Dämpfer-Längen.

amz: Sie bewerben den Dämpfer als Konkurrenten zur Luftfederung – ist das für einen Gasdruckdämpfer nicht etwas hoch gegriffen?

Sascha Decker: Da müssen wir nun unterscheiden: Unser „normaler“ Camper-B6 ist ein klassischer Gasdruckdämpfer, jedoch was die Federrate und den Beladungszustand angeht – eben optimiert auf den Camperbetrieb. Beim B6 in der Advanced-Ausführung, gut zu erkennen an dem externen Ausgleichsbehälter, verbauen wir unsere DampMatic-Technik. Die DampMatic nutzt nicht nur einen Kolben wie im klassischen B4 oder B6, sondern verfügt über einen weiteren Steuerkolben mit eigenem Bypass. Dadurch, dass der Steuerkolben ein eigenes Ansprechverhalten besitzt, haben wir hier also quasi zwei Dämpferkennlinien in einem Dämpfer Durch den zusätzlichen Bypass können wir das Ansprechverhalten deutlich besser abstimmen und es fühlt sich fast so an wie die Fahrt mit einem Luftfahrwerk – daher unser Vergleich. Besonders, da der Umbau wie bei einem klassischen Dämpfer ist und damit deutlich einfacher als ein echtes Luftfahrwerk, sehen wir uns als echte Alternative. Wer dennoch, z.B. zur Niveauregulierung, eine Luftfeder einsetzen möchte kann dies auch mit unseren Dämpfern tun – sofern die Nachrüst-Luftfeder mit dem Seriendämpfer kompatibel ist.

amz: Einbau ist ein gutes Thema – gibt es besondere Herausforderungen bei der Montage beziehungsweise der Umrüstung auf die Camper-Dämpfer?

Sascha Decker: Genau. Denn die meisten Camperwerkstätten beschäftigten sich insbesondere mit den Aufbauten, nur selten mit Fahrwerk und Bremsen der Basisfahrzeuge und schicken ihre Kunden dafür in die Vertragswerkstatt. Die freie Werkstatt kann sich hier positionieren – sofern die Hebebühne über ausreichend Traglast verfügt und die Halle genug Hubhöhe hergibt. Aber nicht nur Bestandskunden, die einen Camper besitzen, werden so für die Werkstätten interessant. Von unseren Vertriebspartnern wissen wir, dass die Dämpfer durchaus auch eine Nachfrage in die andere Richtung erzeugen: Wer einen Camper-Van auf unsere B6 hat umrüsten lassen, der fragt bei der Werkstatt auch nach Produkten für den Alltags-Pkw nach.

amz: Vielen Dank für das Interview Herr Decker!

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