Direkt zum Inhalt
Firstglass 19. Februar 2024

„Die Werkstatt muss eigentlich nur noch glasen“

Mit dem neuen Konzept „Firstglass“ möchte die Carat-Gruppe das Glasgeschäft der Werkstätten professioneller gestalten. Stefan Kronauge aus Hallenberg im Sauerland ist einer der ersten, der damit arbeitet.

Stefan Kronauge will das Glasgeschäft in seinem Betrieb steigern – und setzt dafür auf das neue  Carat-Konzept „Firstglass“.
Stefan Kronauge will das Glasgeschäft in seinem Betrieb steigern – und setzt dafür auf das neue  Carat-Konzept „Firstglass“.

Freien Werkstätten wird häufig nachgesagt, sie würden die sich bietenden Möglichkeiten für Zusatzgeschäfte nicht hinreichend nutzen. Neben dem Thema Smart Repair wird in diesem Zusammenhang meist die Reparatur von Glasschäden genannt. Mit dem neuen Konzept Firstglass möchte die Carat-Gruppe Werkstätten zukünftig in die Lage versetzen, das Autoglas-Geschäft deutlich professioneller zu betreiben. Einer der ersten Partnerbetriebe ist der ad-Auto Dienst von Stefan Kronauge.

Der Werkstattbetreiber aus Hallenberg im Sauerland macht sich viele strategische Gedanken über die Zukunft seines Geschäfts: „Wir werden in den nächsten Jahren sicherlich noch viele AGR-Ventile freikratzen, Partikelfilter oder verkokte Ansaugwege freimachen. Aber das Reparaturaufkommen wird durch die zunehmende Verbreitung von E-Fahrzeugen geringer. Wenn es absehbar ist, dass der ,Kuchen’ kleiner wird, muss ich mich auf andere Dinge konzentrieren, mit denen ich Geld verdienen kann. Und zwar unabhängig davon, ob das Fahrzeug einen Verbrennungsmotor oder einen Elektromotor hat.“ Konkret denkt er dabei an Themen wie Autoglas, Reifen, Fahrwerk oder Assistenzsysteme. „Das sind Richtungen, in die man besser aufstellen muss“, erklärt Kronauge.

Deutlich weniger administrativer Aufwand

Vorteile verspricht er sich beim Firstglass-Konzept insbesondere durch die Unterstützung bei der Auftragsabwicklung: „Wir reparieren hier in der Werkstatt schon seit vielen Jahren Glasschäden. Allerdings ist der zeitliche Aufwand für administrative Tätigkeiten mittlerweile sehr hoch. Das ist Arbeitszeit, die mir niemand bezahlt“, so der Werkstattinhaber. Um die Abwicklung der Schadensfälle so transparent und einfach wie möglich zu halten, arbeiten die Firstglass-Partner mit einer auf Glasbruch spezialisierten Software. Eine umfassende Unterstützung verspricht zudem die Zusammenarbeit mit dem Dienstleister TCS.

„Wir nehmen der Werkstatt praktisch alle administrativen Aufgaben ab“, erklärt Michael Otte, Manager Werkstattsysteme bei der Carat-Gruppe. Das fange bei der einfachen Erfassung des Fahrzeugs über die VIN-Nummer an und höre bei der Klärung der Versicherungsbedingungen des Kunden noch lange nicht auf. Auch die Kalkulation oder die Abwicklung von Reklamationen sei bei TCS in guten Händen. „Im Prinzip muss die Werkstatt nur noch glasen, den Rest kann sie dem Dienstleister überlassen“, verspricht Otte.

Ad

Die Bestellung von Scheiben und Zubehör erfolgt über das Dashboard der Software. Im Regelfall werden der Werkstatt drei IAM-Scheiben in OE-Qualität der Hersteller Glavista, Pilkington und Saint-Gobain zur Auswahl angezeigt. Alternativ dazu können auch OES-Scheiben bestellt werden. Da nicht jede Scheibe im Aftermarket erhältlich ist, gibt es Vereinbarungen mit verschiedenen OE-Lieferanten, beispielsweise für Fahrzeuge aus dem VW-Konzern, der Stellantis-Gruppe, Mercedes-Benz, Ford usw. Die Lieferung erfolgt auf Termin oder direkt über Nacht.

Die nächste Windschutzscheibe wartet auf den Einbau. Stefan Kronauge bearbeitet schon lange Glasschäden, verspricht sich vom Firstglass-Konzept eine sinnvolle Unterstützung. 
Die nächste Windschutzscheibe wartet auf den Einbau. Stefan Kronauge bearbeitet schon lange Glasschäden, verspricht sich vom Firstglass-Konzept eine sinnvolle Unterstützung. 

Voraussetzungen für die Teilnahme

Damit Werkstätten Firstglass-Partner werden können, müssen sie eine Reihe von Kriterien erfüllen. Dazu zählt zunächst einmal ein Meisterbrief der Kfz-Branche sowie der Hochvoltschein S2, um auch an Elektrofahrzeugen Glasreparaturen ausführen zu dürfen. Des Weiteren müssen die Werkstätten technisch so ausgerüstet sein, dass Kalibrierung, Diagnose und Achsvermessung im Haus durchgeführt werden können. „Unser Ziel ist es, dass Themen wie Achsvermessung und Kalibrierung von Fahrerassistenzsystemen keine Fremdwörter in den Werkstätten sind, wir werden hier aber sicherlich eine Übergangszeit haben. Das kann man nicht von heute auf morgen verlangen“, erläutert Michael Otte. Die Teilehandelskooperation unterstützt die Anschaffung derartiger Geräte nach seinen Worten mit 1.000 Euro. Voraussetzung dafür sei eine Vertragslaufzeit von 48 Monaten, zudem müsse die Technik selbstverständlich bei einem Carat-Gesellschafter gekauft werden.

Um eine professionelle Qualität bei der Reparatur sicherstellen zu können, zählt auch die Schulung des Werkstattpersonals zu den wesentlichen Bestandteilen des Firstglass-Konzepts. Die Aus- bzw. Weiterbildungen finden zu Beginn der Partnerschaft statt, im weiteren Verlauf dann einmal jährlich. Darüber hinaus wird der TÜV Süd einmal im Jahr in einem Qualitätsaudit die Einhaltung der vorgegebenen Standards und Arbeitsprozesse überprüfen.

Monatliche Kosten

Die Kosten für die Teilnahme am Firstglass-Konzept liegen prinzipiell monatlich bei 120 Euro. In den ersten zwei Jahren muss dieser Betrag aber nicht gezahlt werden. In dieser Zeit wird lediglich eine Gebühr für den Dienstleiter TCS in Höhe von 49,90 Euro/Monat fällig. Dieser Betrag ist dann ab dem dritten Jahr der Mitgliedschaft in der Pauschale von 120 Euro enthalten. Die Zahl der abgewickelten Schadensfälle ist nicht begrenzt. Betriebe, die dem ad-Auto-Dienst-Werkstattkonzept angehören, werden vom Systemgeber Carat mit 60 Euro monatlich unterstützt, zahlen für ihre Firstglass-Mitgliedschaft im also nur 60 Euro. Werkstätten, die dem Konzept Automobil Meisterwerkstatt angehören, werden mit 25 Euro unterstützt und zahlen folglich 95 Euro. Einzukalkulieren ist zudem eine Einstiegsgebühr von 1.260 Euro inkl. Schulungen und TÜV-Auditierung.

Welche Erwartungen hat Stefan Kronauge an Firstglass? „Ich bin gespannt auf die Entwicklung. Das Konzept gibt mir die Möglichkeit, die Glasreparatur zu professionalisieren. Wichtig ist mir, dass mir die Administration abgenommen wird“, erklärt der Werkstattbetreiber. Wenn das Konzept perspektivisch vom Autofahrer wahrgenommen wird, freut er sich noch mehr auf die Arbeit als Firstglass-Partner.

Die freie Werkstatt in Hallenberg im Sauerland wurde Ende 1998 gegründet. 
Die freie Werkstatt in Hallenberg im Sauerland wurde Ende 1998 gegründet. 

Passend zu diesem Artikel