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TÜV Report 2024 16. November 2023

Fahrzeugprüfungen: Durchfallquote steigt geringfügig

Laut des aktuellen Verkehrssicherheitsreports verwehrten TÜV-Prüfer zuletzt 20,5 Prozent der vorgestellten Autos die Plakette. In der neu ausgewiesenen Altersklasse der 12- bis 13-Jährigen fallen fast 29 Prozent durch.

Die meisten Fahrzeuge erhielten im ausgewerteten Prüfzeitraum die Plakette. Auf der anderen Seite stuften die TÜV-Prüfer aber 15.000 Fahrzeuge als „verkehrsunsicher“ ein. 
Die meisten Fahrzeuge erhielten im ausgewerteten Prüfzeitraum die Plakette. Auf der anderen Seite stuften die TÜV-Prüfer aber 15.000 Fahrzeuge als „verkehrsunsicher“ ein. 

Werkstätten und Fahrzeugprüfer haben einen großen Anteil daran, dass die Fahrzeuge hierzulande sicher unterwegs sind. Das ist ein wichtiges Fazit der Veröffentlichung des TÜV Reports 2024. Der jährlich vorgestellte Verkehrssicherheitsreport der TÜV-Gesellschaften wertete 10,2 Millionen Hauptuntersuchungen (HU) von Pkw aus (Zeitraum: Juli 2022 bis Juni 2023). „Beinahe 75 Prozent der gut zehn Millionen von den TÜV-Gesellschaften bei der HU geprüften Fahrzeuge haben sofort die Plakette erhalten“, sagt Jürgen Wolz, Leiter Service Line Mobility und Amtliche Tätigkeiten Deutschland bei der TÜV SÜD Division Mobility. Dennoch: Mit einem Anteil von 20,5 Prozent ist gut jeder fünfte Pkw mit „erheblichen“ oder „gefährlichen Mängeln“ unterwegs und daher bei der HU durchgefallen, heißt es in einem Pressebericht des TÜV-Verbands. Der Verband ist die Interessensvertretung der TÜV-Prüforganisationen (u.a. TÜV Nord, TÜV Rheinland, TÜV Süd). Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein leichter Anstieg um 0,3 Prozentpunkte.

15.000 Fahrzeuge stillgelegt

Bei 11,2 Prozent der Fahrzeuge haben die Sachverständigen auf den TÜV-Prüfstellen „geringe Mängel“ festgestellt (plus 0,5 Punkte gegenüber dem TÜV-Report 2023). Immerhin 0,05 Prozent wurden als „verkehrsunsicher“ eingestuft und mussten sofort stillgelegt werden. Bezogen auf alle Hauptuntersuchungen in Deutschland entspricht das rund 15.000 Fahrzeugen. Wird ein „gefährlicher Mangel“ festgestellt, müssen Fahrzeughalter direkt in die Werkstatt fahren. Das war bei 0,5 Prozent aller Hauptuntersuchungen oder rund 150.000 Fahrzeugen der Fall.

Neue Prüfklasse

Das Durchschnittsalter des Pkw-Bestandes in Deutschland steigt kontinuierlich und liegt derzeit im Schnitt bei zehn Jahren. Im Jahr 2023 sind 45 Prozent der Fahrzeugflotte 10 Jahre oder älter. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es noch 42 Prozent. „Wir beobachten zwei Trends: Die Langlebigkeit der Fahrzeuge verbessert sich, Rost ist kaum noch ein Thema“, sagte Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands. „Gleichzeitig sind die Neuwagenpreise explodiert. Viele Verbraucher können sich das nicht mehr leisten und sind auf einen Gebrauchten angewiesen.“ Wegen der steigenden Bedeutung älterer Autos bildet der aktuelle TÜV-Report erstmals auch 12- bis 13 Jahre alte Fahrzeuge ab. Die Durchfallquote (erhebliche Mängel) liegt in dieser Altersklasse im Schnitt bei 28,9 Prozent.

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221 Fahrzeuge nahm der TÜV zwischen Juni 2022 und Juni 2023 unter die Lupe.
221 Fahrzeuge nahm der TÜV zwischen Juni 2022 und Juni 2023 unter die Lupe.

Fahrwerk als Manko der Stromer

„Mit dem Erfolg der Elektromobilität rollen immer mehr E-Autos auf die Prüfstellen“, sagte Bühler bei der Vorstellung des TÜV-Reports 2024 in Berlin. „Bei den TÜV-Prüfungen zeigen sich einige antriebstypische Mängel, die für die technische Sicherheit der E-Fahrzeuge relevant sind.“ Überdurchschnittlich häufig werden Mängel bei der Bremsfunktion festgestellt. Ein Grund ist die Rekuperation, mit der E-Fahrzeuge Bremsenergie zurückgewinnen können. Die Bremsbeläge werden im Vergleich zu Verbrennern daher seltener beansprucht, was zu einer Beeinträchtigung der Bremsleistung führen kann. Ein weiterer Schwachpunkt vieler E-Autos sind die Achsaufhängungen. „Die Achsaufhängungen vieler Elektroautos leiden unter dem hohen Gewicht der Antriebsbatterien“, sagt Bühler. „Die Folge sind negative Prüfergebnisse bei der HU und teure Reparaturen.“ Bühler: „Inwieweit die festgestellten Brems- und Achsmängel typisch für E-Fahrzeuge sind und ob die Hersteller bei bestimmten Modellen nachbessern müssen, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.“

Anpassung der Fahrzeugprüfung gefordert

Der TÜV-Verband fordert angesichts der Elektrifizierung und Digitalisierung des Fahrzeugbestandes eine Weiterentwicklung der Hauptuntersuchung. „Die Prüfung der Hochvoltbatterie von E-Autos besteht bisher aus einer reinen Sichtprüfung“, sagte Bühler. Mit zusätzlichen Prüfpunkten könne der Schutz vor elektrischen Schlägen und Überspannungen verbessert werden. „Die Prüforganisationen benötigen einen besseren Zugang zu sicherheitsrelevanten Fahrzeugdaten, um den Zustand der Batterie und andere Komponenten prüfen zu können“, sagte Bühler. Dazu zählen die Cybersicherheit und der Software-Stand, da Updates der Hersteller Einfluss auf Funktion und Sicherheit des jeweiligen Fahrzeugs haben. Darüber hinaus kann mit Datenanalysen effektiver gegen den weit verbreiteten Tachobetrug vorgegangen werden. Nach Schätzungen der EU-Kommission wird bei der Hälfte aller grenzüberschreitend gehandelten Gebrauchtwagen der Kilometerstand manipuliert.

Zudem spricht sich der TÜV-Verband für die Einrichtung eines digitalen Fahrzeugregisters aus. „Ein digitales Fahrzeugregister bildet die Historie eines Fahrzeugs ab und dokumentiert sicherheits- und umweltrelevante Änderungen“, sagte Bühler. Zu den Veränderungen gehörten neben nachgerüsteten Anhängerkupplungen, Alufelgen oder Spoilern auch Software-Updates, die Einfluss auf die Fahreigenschaften und weitere Funktionen eines Autos haben. Bühler: „Ein digitales Fahrzeugregister, wie es in anderen Ländern bereits üblich ist, bringt mehr Transparenz in den immer wichtiger werdenden Gebrauchtwagenmarkt.“

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