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Das Vanlife rückt in den Fokus

Ob Caravan, Luxusliner oder Campingbus, der Caravan-Salon lockt mit einer großen Bandbreite an Freizeitfahrzeugen. Trendy sind Lösungen für die „Vanlife“-Community. Auf die wachsende Szene ist die Sonderschau „Abenteuer Selbstausbau“ zugeschnitten.

Das ganze Spektrum der Camper-Vans wird in den Hallen 12 und 15 gezeigt
Das ganze Spektrum der Camper-Vans wird in den Hallen 12 und 15 gezeigt

Die Sorgenfalten sind noch nicht vollständig geglättet. Vor allem die Lieferung der dringend benötigten Chassis läuft in der Caravaning-Industrie noch immer nicht ganz so reibungslos wie in den Zeiten vor der Pandemie. Die Branche hat dennoch keinen Grund, Trübsal zu blasen und blickt der 62. Auflage des Caravan-Salons (25. August bis 3. September) auf dem Düsseldorfer Messegelände vielmehr mit Zuversicht und großem Optimismus entgegen und erwartet einen Publikumsandrang von rund einer Viertelmillion Besuchern – nahe an der Rekordmarke von über 270.000. Unter anderem weil „Studien belegen, dass der Caravaning-Trend langfristig angelegt ist“, erklärt Daniel Onggowinarso, der Geschäftsführer des deutschen Verbandes CIVD (Caravaning-Industrie Verband Deutschland), der zusammen mit dem Düsseldorfer Messeteam die weltweit größte Ausstellung für Reisemobile und Caravans veranstaltet.

Tatsächlich fand die GFK-Marktforschung heraus, dass 14 Millionen Deutsche, also etwa ein Viertel aller Erwachsenen hierzulande, sich vorstellen können, in den kommenden fünf Jahren Urlaub mit Wohnmobil oder Wohnwagen zu machen. Und nach einer Allensbach-Studie haben 1,2 Millionen Camper konkrete Kaufabsichten für Freizeitfahrzeuge in den nächsten ein bis zwei Jahren. Caravaning liegt demnach weiter voll im Trend. Aber wo liegen die Trends innerhalb der Branche? Wo gibt es die größten Veränderungen? Wie spiegelt sich das in den Messehallen wider?

Ein Fahrzeug für den Alltag und die Reise: Hubert Vollert startete 1984 mit dem Eigenausbau eines „temporären“ Wohnmobils. Seit 2003 vertreibt er Camping-Module mit VanEssa.
Vanlife: So gelingt die Wandlung zum Teilzeit-Camper
Der Eigenausbau eines Wohnmobils ist nicht einfach. Viele stoßen an ihre Grenzen, finden jedoch Unterstützung bei Transporter-Transformatoren. Flexible Campingmodule machen aus dem Alltags-Van ein Reisemobil – innerhalb von Minuten, wie Anbieter werben.

Über 700 Aussteller in den 16 Messehallen und auf dem Freigelände bilden natürlich auch in diesem Jahr wieder das ganze Spektrum von nahezu 2.000 Freizeitfahrzeugen vom teuren Luxusliner bis zum Mini-Camper ab. Aber das Gebot der Stunde heißt: „Vanlife“! Die schon in den vergangenen Jahren spürbare Entwicklung hin zu kleineren, kompakten Reisemobilen hat noch einmal an Dynamik zugelegt. Die ausgebauten Kastenwagen, egal ob auf Fiat-, Citroën-, Ford- und Mercedes-Basis oder dem zuletzt auch häufiger verwendeten VW Crafter, machen längst deutlich mehr als die Hälfte des kompletten Reisemobil-Absatzes aus.

Das hat mehrere Gründe. Einmal sind die Camper-Vans handlicher im Umgang als große teil- oder vollintegrierte Fahrzeuge. Preislich sind sie mittlerweile aufgrund der Inflation jenseits der 50.000 Euro angekommen und alles andere als günstig, aber sie liegen immer noch deutlich unter dem Preisniveau der Reisemobil-Aufbauten in der Sieben-Meter-Klasse oder höher. Die 3,5-Tonnen-Klasse spielt gerade für jene, die ihren B-Führerschein erst nach 1999 erworben haben, ebenfalls eine Rolle. Und die Fahrzeuge sind in der Regel die erste Wahl für meist jüngere Neueinsteiger in die Caravaning-Szene, eine Fraktion, die gerade in den Pandemie-Jahren stark zugelegt hat.

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DIY-Camper

Hinzu kommt eine kräftig wachsende Community, die sich aus ähnlichen Beweggründen vor allem über die sozialen Netzwerke zum Thema „Hashtag Vanlife“ über Do-it-yourself-Camper austauscht. Sie rückt immer mehr in den Blickpunkt, und die Messeleitung widmet ihr deshalb eine eigene Sonderschau „Abenteuer Selbstausbau“ auf dem Freigelände vor den Hallen 13 und 14. Hier gibt der Ausbau- und 4x4-Camper-Experte Martin Kreplin in täglichen Vorträgen für Anfänger und Fortgeschrittene Tipps und Hilfestellungen zu Themen wie Strom- und Energieversorgung, Materialkunde, Heizen, Kochen, Dämmung und Grundrissplanung.

Wer hier schnell einsieht, dass er an seine handwerklichen Grenzen stoßen wird, kann sich einen ganz nach den Vorstellungen der Vanlife-Fangemeinde ausgebauten Fiat Ducato allerdings auch kaufen. Der Weinsberg CaraLife steht zu einem Preis ab 60.000 Euro am Stand der Knaus-Tabbert-Gruppe und ist eine der interessantesten Neuheiten der Messe. Das ganze Spektrum der Camper-Vans ist in den Hallen 12 und 15 untergebracht. Noch grundlegendere Fragen werden in der Starter-Welt (Halle 7) beantwortet. Markenunabhängige Berater helfen hier Caravaning-Einsteigern auf der Suche nach dem passenden Modelltyp, ob Alkoven, Teilintegrierte oder Campingbus, klären über Fragen des Gewichtslimits auf oder erläutern technische Details der Fahrzeuge.

Bei teilintegrierten Wohnmobilen der Knaus Tabbert AG können so genannten Fender während der Fahrt in den Verkehrsraum fallen, meldete das KBA (im Bild ein Weinsberg Carasuite).
Großer Rückruf bei Knaus Tabbert
Bei teilintegrierten Wohnmobilen der Marken Knaus und Weinsberg könnten sich während der Fahrt die so genannten Fender lösen. Über 26.000 Einheiten müssen laut KBA in die Werkstatt.

Eine durchschlagende Weiterentwicklung zu mehr Elektromobilität lässt sich in den Messehallen aber kaum wahrnehmen. Reichweiten- und Gewichtsprobleme verhindern hier ein zügigeres Tempo. Immerhin hat Bürstner als erster der großen Hersteller angekündigt, den Lineo electric 590C auf Ford-Transit-Basis serienreif zu präsentieren – vermutlich zu einem Preis, der jenseits von 85.000 Euro liegt. VW wird sicher den ID.Buzz mit langem Radstand zeigen, aber wohl kaum mit einem California-Ausbau. Mercedes, im vergangenen Jahr schon mit EQV-Campern kleinerer Hersteller vertreten, feiert diesmal die Premiere des rein elektrischen EQT-Microcampers. Auf Basis des Citroën Spacetourers sowie seiner Ableger von Peugeot und Opel könnte es vielleicht die ein oder andere Überraschung geben. Aber Knaus-Tabbert kommt mit seinem vor zwei Jahren präsentierten Prototyp eines E-Teilintegrierten nicht richtig weiter. Für einen spürbaren Elektro-Trend reicht das alles noch nicht aus. (Michael Lennartz/SP-X/mas)

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