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Wohnmobilausbau 9. März 2023

Vanlife: So gelingt die Wandlung zum Teilzeit-Camper

Der Eigenausbau eines Wohnmobils ist nicht einfach. Viele stoßen an ihre Grenzen, finden jedoch Unterstützung bei Transporter-Transformatoren. Flexible Campingmodule machen aus dem Alltags-Van ein Reisemobil – innerhalb von Minuten, wie Anbieter werben.

Ein Fahrzeug für den Alltag und die Reise: Hubert Vollert startete 1984 mit dem Eigenausbau eines „temporären“ Wohnmobils. Seit 2003 vertreibt er Camping-Module mit VanEssa.
Ein Fahrzeug für den Alltag und die Reise: Hubert Vollert startete 1984 mit dem Eigenausbau eines „temporären“ Wohnmobils. Seit 2003 vertreibt er Camping-Module mit VanEssa.

Der Traum vom eigenen Camper scheitert oft an finanziellen Hürden. Auch gebrauchte Wohnmobile sind nicht ganz preiswert. Eine mögliche Alternative ist der Transporterumbau in Eigenregie. Diese Zielgruppe gibt es im Einzugsgebiet jeder Werkstatt und nicht jeder potenzielle Kunde ist der geborene Busbastler. Servicebetriebe mit Caravaning-Faible könnten sich also beim Low-Budget-Projekt einbringen. Das schafft Stammkundschaft und taugt sogar zum neuen Geschäftsmodell. Zu niedrigschwellig sollte man jedoch nicht einsteigen. Denn, Stichwort Low-Budget: Im Prinzip lässt sich eine Welttournee auch mit einem alten Postbus, zwei Hängematten und einem 08/15-Gaskocher bewerkstelligen. Diese Kundschaft bitte links liegen lassen – ein bisschen mehr Anspruch darf es schon sein.

Attraktiv sind Freizeitmobile, die auch zum normalen Alltagsfahrzeug taugen. Wenn Campingküche, Matratzen und Nasszelle also nicht bei jeder Besorgungsfahrt dabei sind, sondern sich schnell demontieren lassen, dann geht ein eigener Camper auch bei den preissensiblen Kunden. Auf diesen Bedarf haben sich deutschlandweit Anbieter spezialisiert. Vollblut-Wohnmobilisten mit handwerklichem Geschick entwickeln in Start-up-Manier kleine Module für den Camper-Ausbau. Diese sind einfach und ohne Umbau zu fixieren und benötigen keinen TÜV-Eintrag, heißt es. Im Folgenden findet sich eine Auswahl an Diensten und Produkten, die Kfz-Betriebe kennen und in die Beratungsgespräche einfließen lassen sollten. Um das Thema hat sich inzwischen eine Szene entwickelt. Treffpunkte der selbsternannten „Vanlife“-Community gibt es in ganz Deutschland und darüber hinaus. Einen guten Überblick bieten Regionalmessen wie „F.re.e“ (München), „CMT“ (Stuttgart), „Reise & Camping“ (Essen), „TC Touristik & Caravaning“ (Leipzig) oder eine „Caravan & Co.“ (Rendsburg), um nur einige zu nennen. Auch Indie-Events wie das „Vanlife Ferropolis“ bringen Ausbauprofis und Interessierte zusammen. Für Servicebetriebe, die ihr Geschäft ausbauen wollen, haben die Veranstaltungen Workshop-Charakter. Vor Ort finden sich Kontakte, Austauschmöglichkeiten und Potenzial für Zusammenarbeit.

Kooperationswillige Anbieter

Viele der Anbieter scheinen ihr Hobby zum Beruf gemacht zu haben: Entwicklung und Konstruktion der Module fußen auf langjähriger eigener Erfahrung. Das teilt auch Ququq mit. Der Spezialist aus Nordrhein-Westfalen wertet Busse und Kombis auf und war auf der „F.re.e“ am Stand des Autohauses Christl & Schowalter zu sehen. Den Angaben zufolge kooperiert Ququq bereits mit Autohäusern und Werkstätten – nicht nur mit VW-Betrieben. Voraussetzung: Campingboxen wie die seit November 2022 erhältlichen „BusBox“-3 oder -4 sind im Showroom zu präsentieren. Der Händler erhält die Heckküchen-Module zum Einkaufspreis, die Verkaufspreise legt er selbst fest und die Marge streicht er ein. Wenn Betriebe überdies beim Einbau behilflich sind, klingt das nach einem lohnenswerten Geschäft. Die Küchenbox besteht zumeist aus Zwei-Flammen Kocher, 20-Liter-Frischwasser-Tank, Spülbecken, Arbeitsfläche und Stauraum. Ein Klappbett schließt nach oben hin ab. Laut Ququq passt die „Kombibox“ in über 40 verschiedene Hochdachkombis, die „BusBox“ in über 60 Busse bzw. Transporter

Den Anfang in der Boxensparte machte eigenen Aussagen zufolge VanEssa Mobilcamping. Das Unternehmen sieht sich zumindest als Modul-Pionier. Gründer Hubert Vollert trieb bereits vor 40 Jahren die Idee um, seinen gewerbsmäßig genutzten Lieferwagen in den Ferien zum Familiencamper umzubauen. Der Oberbayer war und ist der Meinung: Ein Auto sollte für alle Zwecke einsetzbar sein, also für Arbeit, Transport, Freizeit und Urlaub. Daher entwickelte er modulare Systeme für spontane und individuelle Reisen – ohne sich ein Extra-Wohnmobil anschaffen zu müssen. 2003 gründete Hubert Vollert VanEssa Mobilcamping und warb auf der „F.re.e“-Messe in München mit dem Slogan „Wir vermöbeln deinen Van“. Auch VanEssa startete mit Heckküchen samt Klappbett. Das modulare Küchensystem besteht aus unterschiedlichen „Boxen“, die der Fahrzeugbreite individuell angepasst werden. Die Schubfächer laufen auf stabilen, ausziehbaren Schienen. Der Clou: Die Fächer sind fest im Schienensystem des Basisfahrzeugs integriert und der Küchenchef findet beim Zubereiten der Mahlzeit Schutz unter der Kofferraumklappe.

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Grüß dich, Freizeitmobil: Nico Rausch gründete Campermaker 2018. Neben dem Verkauf von Modulen bietet der Möbeldesigner Kunden auch einen individuellen Komplettumbau.
Grüß dich, Freizeitmobil: Nico Rausch gründete Campermaker 2018. Neben dem Verkauf von Modulen bietet der Möbeldesigner Kunden auch einen individuellen Komplettumbau.

Auch Campermaker werten die Transporter T5/T6/T6.1 mit eigenen Campingmodulen auf. Das Unternehmen aus Miesbach gründete sich 2018 und bezeichnet sich als „bayrische Design- und Möbelmanufaktur mit Liebe zum Bulli“. 2020 gehörte es zu den Ausstellern auf der Münchner „F.re.e“. In der Pandemiepause starteten die Oberbayern als Alternative die eigene Hausmesse „Tag der offenen Heckklappe“. Inhaber und Gründer Nico Rausch bezeichnet sich beim Betriebsbesuch als „passionierten Camper, der im T2 aufwuchs“ und daran im Erwachsenenalter mit einem eigenen T3 anschloss. Die glaubhafte, wenngleich nicht unübliche Gründerstory dahinter: Aus der Leidenschaft wurde Berufung.

Der studierte Mediendesigner arbeitete in der Werbebranche, bevor er sich mit Produktion und dem Vertrieb von Camper-Modulen ein weiteres Standbein aufbaute und schließlich komplett umsattelte. „Ich kannte mich zwar mit digitalen CAD-Programmen aus, das handwerkliche Rüstzeug musste ich mir allerdings erst aneignen. Ich habe dazu Kurse im ‚Maker Space‘ in München besucht und später von der Kooperation in einer Holzwerkstatt profitiert – unserem ersten Standort“, erinnert sich Nico Rausch. Büro, Show-Room und Werkstatt sind jetzt in der sogenannten „Manufaktur Miesbach“ untergebracht. Wie am ehemaligen Firmensitz im Speckgürtel der bayerischen Metropole auch, ist die Arbeit mit den Mit-Mietern in der Manufaktur eher durch Miteinander statt Nebeneinander gekennzeichnet – insbesondere die auf der gleichen Etage beheimatete Schreinerei ist Lieferant, Kunde und Projektpartner zugleich. Man helfe sich gegenseitig – mit Manpower und beim Maschinenpark. Die letzte „F.re.e“ hat Nico Rausch und seinem Team im Übrigen mehr Arbeit beschert: Neben den Campingmodulen bieten die Campermacher seit Kurzem nämlich drei Konzepte für einen Individualausbau an. Als Leitplanken dienen die Standards „Tourer“, „Sporter“ und „Allrounder“, deren Herzstück ein faltbares Ausziehbett sowie der darunterliegende Heckauszug mit „Samba-Kochinsel“ ist, heißt es. Mit dem größeren Angebot muss auch das Team wachsen: So haben die Miesbacher derzeit eine Stelle als Schreiner zu besetzen.

Reisefertig innerhalb von Minuten: Laut der Ququq GmbH & Co. KG aus Hattingen muss nur das vorgesehene Küchenmodul reingehoben werden.
Reisefertig innerhalb von Minuten: Laut der Ququq GmbH & Co. KG aus Hattingen muss nur das vorgesehene Küchenmodul reingehoben werden.

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