Zu teuer! Kaum Nachfrage nach e-Lkw
Die Güterverkehrs-Branche scheut den Umstieg auf Elektro-Lkw. Auf Grund hoher Kosten bei knappen Margen gibt es fast keine Nachfrage nach Stromern. Am Angebot mangelt es nicht, sagt der Chef von Daimler Truck.
Der Markt für E-Lkw kommt nur schleppend in Fahrt. Das Angebot ist da, doch es fehlt bislang an Nachfrage. „Wir könnten zehn Mal mehr Batterie-Lkw bauen, als wir verkaufen“, erklärt Daimler-Truck-Chef Martin Daum auf dem „Duisburg Automotive Logistics“-Kongress des Center Automotive Research (CAR). Im vergangenen Jahr konnte der Nutzfahrzeughersteller 914 leichte und schwere E-Lkw mit Batterieantrieb absetzen. „Es hätten aber von unserer Seite aus auch 9.000 sein können“, so der Vorstandsvorsitzende.
Um die Dekarbonisierungs-Ziele zu erreichen, sei ein schneller Ausbau der Infrastruktur nötig. Zudem müsse der Gesellschaft klar sein, dass emissionsfreier Güterverkehr teuer werde: „Wir müssen bereit sein, für grüne Energie mehr zu bezahlen.“
Aktuell wächst der Markt für elektrische Lkw – ob mit Batterie oder mit Brennstoffzelle – langsam. Während E-Pkw in Europa mittlerweile auf zweistellige Marktanteile kommen, lag der von schweren E-Lkw 2022 bei lediglich 0,3 Prozent, wie die Umweltschutzorganisation „Transport & Environment“ ermittelt hat. Bei leichten und mittelschweren Lkw sind es 3 Prozent. Relevante Marktanteile haben lediglich die E-Busse, die auf 13 Prozent kommen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr europaweit rund 5.000 schwere Nutzfahrzeuge mit E-Antrieb verkauft, rund ein Drittel davon in Deutschland.
Antriebswende wird teuer
Die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs wird kostspielig. Laut Berechnungen des CAR-Institut fallen allein in der Lebensmittellogistik Zusatzkosten in Höhe von 1,3 Milliarden Euro für klimaschonende Fahrzeuge an, um das 40-Prozent-Ziel der EU-Kommission im Jahr 2030 zu erreichen. Dabei sind die hohen Kosten für den Aufbau der Lade- und Tankinfrastruktur nicht enthalten, erläuterte Instituts-Leiter Ferdinand Dudenhöffer auf dem „Duisburg Automotive Logistics“-Kongress.
Nach den Plänen der EU-Kommission sollen schwere Nutzfahrzeuge ab dem Jahre 2030 in der EU 45 Prozent weniger CO2-Emissionen verursachen als im Jahr 2019. Bis zum Jahr 2040 sollen der Ausstoß um 90 Prozent gesenkt werden. Die Branche setzt dabei außer auf Batterie-E-Antrieb auch auf Wasserstoff, entweder in der Brennstoffzelle oder im Verbrennungsmotor.
Holger Holzer/SP-X
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