Stellantis: Neue Mittelklasse-Plattform mit bis zu 700 Kilometern Reichweite
Mit einer neuen BEV-Plattform für die Mittelklasse richtet der Konzern auf die E-Mobilität in Europa aus. Die „STLA-Medium“ soll weltweit eingesetzt werden und dadurch hohe Synergieeffekte bieten.
Fahrzeuge der Mittelklasse und Familienfahrzeuge machen rund die Hälfte aller verkauften Fahrzeuge aus. Grund genug für Stellantis, eine eigene E-Plattform für dieses Segment zu entwickeln. Die Stromer sollen mit hoher Reichweite punkten. „Was wir heute sehen, ist das Ergebnis von mehr als zwei Jahren kompromissloser Innovation – mit dem Ziel, eine saubere, sichere und erschwingliche Mobilität zu ermöglichen, unterstützt durch Investitionen in Höhe von 30 Milliarden Euro in Elektrifizierung und Software bis 2025“, sagte Carlos Tavares, CEO von Stellantis.
Der Konzern wird die Plattform für verschiedene Fahrzeuge und Antriebskonfigurationen im Mittelklasse- und Familienfahrzeug-Segment (C- bzw. D-Segment) einsetzen. Diese beiden Segmente beliefen sich 2022 laut Konzernangaben auf rund 35 Millionen verkaufter Fahrzeuge und damit fast die Hälfte der insgesamt 78,5 Millionen abgesetzten Fahrzeuge weltweit.
Derzeit bietet der französische Konzern rund 26 Fahrzeugmodelle der verschiedener Marken in den beiden Segmenten an. Diese beruhen derzeit noch auf unterschiedliche Plattformen. Künftig könnten jährlich bis zu zwei Millionen Fahrzeuge weltweit auf der STLA-Plattform gebaut werden, was große Synergieeffekte bietet. Noch in diesem Jahr soll die Produktion in Europa anlaufen. Mittelfristig will der Konzern auf vier BEV-Plattformen setzen, die zusammen alle Segmente abdecken sollen. Laut Strategieplan des Unternehmens sollen in Europa im Jahr 2030 alle Neufahrzeuge elektrisch angetrieben werden, für die USA plant man jedoch nur mit der Hälfte an E-Antrieben.
500 Kilometer Reichweite als Standard, 700 Kilometer als Option
Vor allem die Reichweite steht bei der neuentwickelten Plattform im Fokus, um die Kundenakzeptanz und damit die Bereitschaft zum Umstieg auf E-Fahrzeuge zu erreichen. Im Standardpaket sollen 500 Kilometer Reichweite gemäß WLTP-Prüfverfahren erreicht werden, bis zu 700 Kilometer sind beim Performancepaket möglich. Die dafür notwendige Nutzkapazität von bis zu 98 kWh wird im Unterboden verbaut und soll sich in nur 27 Minuten von 20% auf 80% aufladen lassen, was 2,4 kWh pro Minute entspricht. Die Außenabmessungen der Batterie sind bei allen Energiespeichervarianten gleich, ebenso Halterung und Kühlung.
400-Volt-Technik für bezahlbare E-Mobilität
Die Entscheidung der Systemspannung ist bei den Franzosen auf 400 Volt gefallen – die derzeitige „Mittelspannung“ im BEV-Bereich. Zwar setzen Premiumanbieter wie Audi und Porsche bereits heute auf 800 Volt-Technik, jedoch sind diese Komponenten deutlich teurer als die bereits bewährte 400 Volt-Technik. Da Stellantis die Plattform im Bereich der Mittelklasse positioniert, dürfte die Kostenfrage höheres Gewicht gegenüber der minimal besseren Effizienz einer weiter gesteigerten Spannung gehabt haben. Dennoch betont man die hohe Effizienz der Plattform, je nach Nutzungsart soll der Verbrauch bei unter 14 kWh pro 100 Kilometern liegen.
Front- oder Allradantrieb
Die Antriebsfrage beantwortet man bei Stellantis klassisch für einen Großkonzern: Frontantrieb für alle, Allradantrieb bei bestimmten Fahrzeugen. In diesen kommt neben dem Standardmotor ein zweites elektrisches Antriebsmodul (EDM) im Heck zum Einsatz. Die elektrische Ausgangsleistung liegt zwischen 160 und 285 kW. Die möglichen Karosserietypen, die man mit der Plattform abdecken möchte, umfassen klassische Pkw, Crossover und SUV. Die Eckdaten der Plattform lauten
- Radstände zwischen 2.700 und 2.900 Millimetern
- Gesamtlängen von 4,3 bis 4,9 Metern
- Bodenfreiheiten von mehr als 220 Millimetern für Offroad-Tauglichkeit
Zukunftssichere Plattformen
Alle vier künftigen Plattformen des Konzern (Small/Medium/Large/Frame) sind auf Zukunftssicherheit ausgelegt – dazu modular und sehr flexibel bei Radstand, Breite, Überstand, Bodenfreiheit und Federung. Die große Flexibilität der technischen Ausstattung betrifft nicht zuletzt den Antrieb – Front-, Heck-, Allrad- und energievariabler Antrieb stehen zur Wahl. Dazu wird eine Familie von drei skalierbaren EDMs (elektrischen Antriebsmodulen) angeboten.
Die Plattformen sind bereits heute auf künftige Batteriearten, darunter Nickel- und Kobalt-freie Batterien sowie Festkörper-Batterien ausgelegt. So kann Stellantis seine Fahrzeuge auf ein ideales Verhältnis von Kosten und Leistung hin konfigurieren.
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