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Markenservice 21. März 2023

Krone investiert in die Sensorik

Preventive Maintenance schildert Aftersales-Chef Ralf Faust im amz-Interview als große Herausforderung. Gerade deshalb treibt Krone die Trailersensorik voran. Hilfestellung kommt aus dem eigenen Agrar-Bereich – auch hinsichtlich einer Diagnoselösung.

Ralf Faust startete seine Karriere im Nutzfahrzeugbereich bei Schmitz Cargobull. Später war der Manager Geschäftsführer von Euroleasing, bevor das Unternehmen an MAN verkauft wurde. Seit 2012 ist er bei der Krone Nutzfahrzeug-Gruppe. Ralf Faust ist aktuell Mitglied der Geschäftsleitung der Fahrz
Ralf Faust startete seine Karriere im Nutzfahrzeugbereich bei Schmitz Cargobull. Später war der Manager Geschäftsführer von Euroleasing, bevor das Unternehmen an MAN verkauft wurde. Seit 2012 ist er bei der Krone Nutzfahrzeug-Gruppe. Ralf Faust ist aktuell Mitglied der Geschäftsleitung der Fahrzeugwerk Bernard Krone GmbH & Co. KG und verantwortet als Leiter Service Nutzfahrzeuge die Aftermarket-Aktivitäten des niedersächsischen Fahrzeugherstellers.

Der Aftersales-Bereich von Krone Nutzfahrzeuge wächst, wie Ralf Faust, Mitglied der Geschäftsleitung der Fahrzeugwerk Bernard Krone GmbH & Co. KG und Leiter Service Nutzfahrzeuge im amz-Interview erzählt. Und auch die Aufgaben und Projekte werden beim niedersächsischen Auflieger-Spezialisten nicht kleiner. Neben einem Ausbau der Trailersensorik und dem Aufbau einer eigenen Diagnose- und Fernwartungsstruktur plant das Unternehmen auch eine Vermarktung von technischen Informationen über eine digitale Plattform. Darüber hinaus gewinnt die zeitwertgerechte Produktlinie „Krone Trusted“ an Profil: Wie Ralf Faust verrät, stehen bald auch Reifen zur Verfügung.

Wie verlief das vergangene Jahr aus der Fahrzeughersteller-Perspektive, Herr Faust?

Ralf Faust: Wir hatten bei Krone Nutzfahrzeuge ein gutes Geschäftsjahr. Unsere Planvorgaben konnten wir erfüllen – trotz einer volatilen Kostensituation, teils langen Lieferzeiten und herausfordernden politischen Rahmenbedingungen.

Wie wichtig ist der Aftermarket für Krone Nutzfahrzeuge und in wo „performt“ Ihr Bereich besonders gut?

Ralf Faust: Die Dynamik unseres Aftersales-Segments ist erfreulicherweise groß. Wir unterteilen hier in die Bereiche Ersatzteilgeschäft, die Full-Service-Verträge und die Punkte Telematik sowie Digitalisierung. Ein Aspekt, der sich positiv auf das Teilegeschäft auswirkt, ist die längere Haltedauer bei den Kundenfahrzeugen. Auflieger und Anhänger sind mittlerweile rund zehn Jahre in erster Hand und werden danach weiterveräußert. Ältere Fahrzeuge benötigen häufiger Reparaturen und die Halter sind empfänglicher für eine zweite Teilelinie. Wir beobachten diese Entwicklung schon länger und haben uns entschieden, ein zeitwertgerechtes Angebot in Form der Marke „Krone Trusted“ einzuführen.

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Wie entwickelt sich „Krone Trusted“ im dritten Jahr nach der Einführung?

Ralf Faust: Wir können behaupten: Das Konzept geht auf. Bei „Krone Trusted“ verfolgen wir eine Mehrmarken-Strategie. Unsere Kunden schätzen das. Zugleich verknüpfen wir einen hohen Qualitätsanspruch mit Kostenvorteilen in der Fertigung. Gestartet sind wir mit einem sehr begrenzten Sortiment von 60 Produkten für den Auflieger-Bereich, mittlerweile umfasst das Programm fast 500 Verschleiß-Teile. Zur Messe „transport logistics“, die im Mai in München stattfinden wird, starten wir die Vermarktung von Reifen als Teil von „Krone Trusted“. Unser Ziel ist es, Kunden zu helfen, ihre TCO, also die Aufwendungen für den Fuhrpark, zu senken. Ein Beleg für den Erfolg unseres zeitwertgerechten Angebots und dafür, dass die Kunden zufrieden sind, ist auch die niedrige Reklamation-Quote.

Wie entwickelt sich der Webshop?

Ralf Faust: Das direkte Geschäft mit unseren Kunden ist sehr wichtig. Wir vermarkten nicht über den traditionellen Großhandel. Hier trägt unsere Digitalisierungsstrategie Früchte: Mittlerweile machen wir mehr als 80 Prozent unseres Ersatzteilgeschäftes über den Onlineshop „Krone-Trailerparts.com“. Das „Krone Trusted“-Programm hat daran einen gewichtigen Anteil, aber natürlich erfreuen sich auch unsere Originalteile großer Nachfrage. Der Erfolg unseres Webshops kommt nicht überraschend, schließlich optimieren wir unser Angebot fortwährend.

Könnten Sie uns ein Beispiel geben?

Ralf Faust: Der Erfolg eines E-Commerce-Portals steht und fällt mit einer einfachen und zielführenden Suche. Kunden leitet die Frage, welches Teil passt zum jeweiligen Trailer? Eine schnelle Ersatzteilidentifikation gelingt im Onlineshop zum einen über die Eingabe der Fahrgestellnummer. Darüber hinaus liefert ein QR-Code an der Stirnseite des Aufliegers Fahrzeughaltern und Werkstätten wesentliche Informationen zu den verbauten Komponenten. Kunden können zudem mit der Computer-Maus über eine 3D-Explosionszeichnung fahren und Trailer-Teile auswählen. Nach einer erfolgreichen Suche führen alle Wege schließlich zum Webshop. Ein weiterer Vorteil unseres digitalen Angebots: Kunden erhalten Echtzeit-Informationen zur Warenverfügbarkeit. Weiterhin testen wir derzeit ein „Track & Trace“-Modul zur Sendungsverfolgung. All diese Punkte tragen zum E-Commerce-Erfolg bei.

Vernetzungsgrad wächst auch im Trailer

Uns interessiert das Thema „Smart Trailer“ aus Werkstattsicht – wie weit sind wir im Trailerbereich von einer „Preventive Maintenance“, also einer vorausschauenden Wartung, entfernt?

Ralf Faust: Preventive Maintenance ist eine große Herausforderung, gleichzeitig birgt die Technologie großes Potenzial. Allerdings hinkt die Sensorik im Trailer-Segment gegenüber Zugmaschinen oder dem Pkw-Bereich hinterher. Die Sensoren sind gegenwärtig auf Achsen und die Bremssysteme beschränkt. Einen guten Zustandsbericht im Sinne einer vorausschauenden Wartung gibt es derzeit lediglich bei Bremsbelägen. Gegenwärtig nutzen wir, nutzt unser Kunde die Telematik vielmehr für die Ladung, neudeutsch „Smart Capacity“. Und auch bei der Laderaumerkennung erlauben die Daten nur eine gewisse Hochrechnung. Dennoch investieren wir sehr viel Geld in den Ausbau der Sensorik und erwarten schon bald eine Vernetzung in Richtung Luftfederbalg oder Bremszylinder.

Wie entwickelt sich die Fahrzeugdiagnose im Aufliegerbereich?

Ralf Faust: Unser Ziel als Hersteller und Mobilitätspartner ist es, ungeplante Werkstatt-Aufenthalte zu verhindern. Neben der Schätzung möglicher Schäden bzw. einer Berechnung von Verschleiß, wie gerade beschrieben, kommt hier der tatsächlichen Fehlerdiagnose eine wichtige Rolle zu. Es gibt zwar teils stationäre Anwendungen aus der Zuliefererindustrie. Wir möchten Werkstätten und Fahrzeughaltern die Nutzung mehrerer Geräte so gut es geht ersparen und entwickeln eine eigene Lösung für unsere Fahrzeuge. Es gibt bei Krone bereits eine webbasierte Diagnosestruktur für den Agrarbereich. Landwirten bieten wir eine Maschinenüberwachung via „Krone SmartTelematics“ – die Fernwartungsstruktur „Over-the-Air“ stellen wir in Partnerschaft mit Liebherr sicher.

Service-Locator gibt Überblick

Wie ist das Servicenetz im Nfz-Bereich strukturiert?

Ralf Faust: Krone verfügt über 1.100 Servicepartner in Europa. Wir haben einen guten Überblick zur Größe der Partnerbetriebe, Kompetenz der Mitarbeiter und auch zu den speziellen Angeboten vor Ort. Dieses Wissen teilen wir mit unseren Flottenbetreibern und Fuhrunternehmern: Über den Service-Locator können Kunden nach ihrem jeweiligen Bedarf sortieren. Mögliche Kriterien können beispielsweise sein, welche Partnerwerkstätten Kühlaggregate reparieren oder wo Planen-Expertise vorliegt.

Gestatten Sie uns noch eine Frage zum Zugang zu technischen Informationen. Auch Trailerhersteller sind verpflichtet, Reparatur- und Wartungsdaten mit allen Werkstätten zu teilen. In welcher Form geschieht dieser Transfer bei Krone?

Ralf Faust: Den Zugang zu technischen Informationen legt die EU-Richtlinie 2018/858 im Sinne der Typgenehmigung fest. Hersteller müssen also den Zugriff auf technische Informationen sicherstellen. Wir entwickeln derzeit eine Onlineplattform für RMI-Daten, wie diese Informationen neudeutsch genannt werden. Diese ‚Repair and Maintenance“-Informations-Datenbank wollen wir in den kommenden zwölf Monaten starten. Gegen Gebühr erhalten Werkstätten dann Reparaturanleitungen, barrierefrei. Der Handlungsdruck ist allerdings im Trailerbereich nicht sehr ausgeprägt: Es gibt keine scharfe Trennung zwischen Vertragsbetrieben auf der einen Seite und markenunabhängigen Werkstätten auf der anderen Seite, wie aus dem Pkw-Segment oder bei Lkws bekannt. Und wo es keinen Gegensatz gibt, da gibt es auch keine Wettbewerbsverzerrung.

Herr Faust, danke für das Gespräch!

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