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amz vor Ort 20. März 2024

Bus-Service: Mobilitätsmeister aus Gruna

Die Dresdner Verkehrsbetriebe AG (DVB) sind Teil eines ausgezeichneten Mobilitätskonzepts. Wichtige Beiträge leistet der Busbereich: Wir haben uns den Betriebshof in der Tiergartenstraße und damit das technische Zentrum angesehen.

Die Werkstatt in Gruna existiert seit 1980 und verfügt über 26 Arbeitsplätze. Der Busservice zieht in neue, höhere Räumlichkeiten - der Fahrplan für die Werkstatt der Zukunft nimmt bereits Gestalt an.
Die Werkstatt in Gruna existiert seit 1980 und verfügt über 26 Arbeitsplätze. Der Busservice zieht in neue, höhere Räumlichkeiten - der Fahrplan für die Werkstatt der Zukunft nimmt bereits Gestalt an.

Dresden nimmt in Sachen Mobilität einen besonderen Platz ein: Beim ADAC-Monitor 2024 „Mobil in der Stadt“ steht die sächsische Landeshauptstadt ganz vorne. Der Automobilclub nimmt für die „Zufriedenheitsstudie“ verschiedene Fortbewegungsarten in den 15 größten deutschen Städten unter die Lupe. Einen wichtigen Beitrag dafür, dass Einwohner und Pendler der Stadt an der Elbe ein wiederholt gutes Zeugnis ausstellen, leistet die Dresdner Verkehrsbetriebe AG (DVB). Die Verkehrsgesellschaft befördert ihre Kunden vor allem mit Straßenbahnen und Bussen – zudem kommen die Elbfähren und Bergbahnen zum Einsatz.

Damit ist die DVB breit aufgestellt. Um den „Fuhrpark“ am rollen bzw. schwimmen zu halten, gibt es das technische Personal auf den Betriebshöfen: Die Reparaturen der Straßenbahnen gehen in Gorbitz über die Bühne, die Fähren kommen in die Schiffswert Laubegast. Auch die am Loschwitzer Elbhang tätige Schwebebahn sowie die Standseilbahn müssen ab und an überholt werden. Ein Drittel der täglich über 500.000 Fahrgäste ist in insgesamt 165 Bussen unterwegs. Es gibt 26 Linien mit einer Streckenlänge von insgesamt 326 Kilometern, wie die ÖPNV-Gesellschaft auf ihrer Webseite informiert. In zwei Depots verbringen die Busse ihre Nachtruhe. Auf einem davon, unweit vom Dresdner Zoo, ist die zentrale Buswerkstatt untergebracht. Omnibusse haben bei der DVB eine durchschnittliche Laufleistung von über 75.000 Kilometern pro Jahr, da bleiben größere Reparaturen nicht aus. Um Wartungen, Reparaturen und Instandsetzungen kümmern sich am Betriebshof Gruna 96 technische Werkstatt-Mitarbeiter. Hinzu kommen Meister, der Werkstattleiter, Mitarbeiter zur Arbeitsvorbereitung und weitere Servicetätigkeiten wie Tanken oder die Buswäsche sowie Verwaltungsangestellte, erklärt Robert Roch (Centerleiter Kraftfahrzeuge) beim Betriebshof-Besuch. Die Bus-Werkstatt kümmert sich um rund 200 Omnibusse – neben der DVB gibt es noch die Tochtergesellschaften DVS und Taeter Tours. Auch die meisten DVB-Wirtschaftsfahrzeuge vom Gabelstapler, der Pkw-Flotte bis zu den Lkw und selbstfahrenden Arbeitsmaschinen kommen auf einen der insgesamt 26 Arbeitsplätze in den Werkstatthallen.

Die Busse der Dresdner Verkehrsbetriebe AG erhielten 2022 batterieelektrischen Zuwachs: Derzeit sind 20 Mercedes-Benz eCitaro Teil der gelben Flotte - Tendenz steigend. Eine der Besonderheiten findet sich auf dem Busdach: Der Pantograf ist ein neues Bauteil für die DVB-Techniker.
Die Busse der Dresdner Verkehrsbetriebe AG erhielten 2022 batterieelektrischen Zuwachs: Derzeit sind 20 Mercedes-Benz eCitaro Teil der gelben Flotte - Tendenz steigend. Eine der Besonderheiten findet sich auf dem Busdach: Der Pantograf ist ein neues Bauteil für die DVB-Techniker.

DVB in der Transformation

Wie andere Verkehrsbetriebe befinden sich auch die Dresdner derzeit in einer Übergangsphase: Entsprechend des Gesetzes zur Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge (EU-Vorgabe „Clean Vehicles Directive“) ist eine Antriebstransformation im Gange, mit Auswirkungen auf die DVB-Werkstatt: Seit 2006 macht das Unternehmen entsprechende Erfahrungen: Zuerst mit einer kleinen Hybridbusflotte (u.a. der Mercedes-Benz Citaro G BlueTec Hybrid sowie Fahrzeuge der Carosserie Hess aus der Schweiz), dann dem Vollstromer Solaris Urbino 12 Electric und seit 2022 mit 20 Mercedes-Benz eCitaro. Seither sind 18 elektrisch angetriebene Gelenkbusse und zwei Solobusse auf Dresdens Straßen unterwegs: Während die Gelenkbusse die Linie 68 zwischen Goppeln und Niederwartha bedienen, ist das Solobus-Duo auf der Buslinie 81 zwischen Wilschdorf und Bahnhof Neustadt unterwegs. Eine weitere Aufstockung der Elektro-Flotte dürfte folgen.

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Die Auswirkungen für die DVB sind vielfältig: „Einerseits mussten wir ein passendes Ladekonzept entwickeln und die Ladeinfrastruktur errichten“, erklärt Robert Roch. Hinzu kommen die Systeme im Hintergrund, beispielsweise das Last- und Lademanagement sowie die Umlaufplanung, damit bei der Gelegenheitsladung, die die Nachladung im Busdepot ergänzt, das Verhältnis zwischen Fahrzeit und Ladezeit stimmt. Zum Zweiten gibt es Neuerungen für die Technik: Zwar sind die Dresdner durch die Arbeit mit den Hybridbussen vorbereitet – so seien Werkzeuge vorhanden, das Weiterbildungsniveau hoch und Hochvolt-Arbeitsplätze ausgewiesen und ausgestattet, heißt es beim Ortsbesuch. „In Sachen Qualifizierung und Werkzeug waren wir ein Stück weit gerüstet, als im Sommer 2022 die ersten eCitaro geliefert wurden“, erinnert sich Rico Seipel, Projektverantwortlicher Elektromobilität bei der DVBAG. Neue Arbeiten kommen bei den Fahrzeugen von Daimler Buses aber hinzu: „Der Pantograf ist für uns ein völlig neues Bauteil in der Werkstatt“, so Seipel. Der Nfz-Profi ist seit 25 Jahren bei der DVBAG. Durch die Ausbildung zum Energieelektroniker, die er berufsbegleitend um einen Industriemeister und das Ingenieursdiplom angereichert hat, ist er prädestiniert für das Projekt E-Mobility. So begleitet er die Antriebswende seit 2011 und ist heute mitverantwortlich.

Rico Seipel (li.), Projektverantwortlicher Elektromobilität bei der Dresdner Verkehrsbetriebe AG, und Robert Roch, Leiter des Center Kraftfahrzeuge vor dem 250. seit 1990 gelieferten Omnibus aus den Werken von Evobus bzw. Daimler Buses.
Rico Seipel (li.), Projektverantwortlicher Elektromobilität bei der Dresdner Verkehrsbetriebe AG, und Robert Roch, Leiter des Center Kraftfahrzeuge vor dem 250. seit 1990 gelieferten Omnibus aus den Werken von Evobus bzw. Daimler Buses.

„Die Wartungszyklen sind kürzer für Elektrobusse“, stellt er fest. So müsste man beispielsweise beim Pantograf alle drei Monate die Federkräfte der Kontakte sowie die Hauptfeder überprüfen. Hinzukommen klassische Verschleißteile beim „Draht nach oben“, etwa die Kulissenführung. Regelmäßig muss zudem das Spiel der Verschiebemechanismen eingestellt werden. Diese Arbeiten alleine kosten zwar nicht viel Zeit. Man muss aber bei Elektrofahrzeugen stets berücksichtigen: Die notwendige Freischaltung nimmt auch Zeit in Anspruch. Außerdem müssen viele Arbeiten am Hochvoltsystem beim E-Bus zu zweit durchgeführt werden.

Die Zeichen der Zeit stehen für die Nutzfahrzeug-Fachkräfte in Dresden noch in einer weiteren Hinsicht auf Veränderung: Die derzeitige Halle datiert aus dem Jahr 1980 und ist gewisser Maßen eine „Werkstatt der Vergangenheit“. Die Werkstatt der Zukunft ist aber bereits in Planung, wie Rico Seipel und Robert Roch verraten. Sie soll ebenfalls auf dem Areal in Gruna Platz finden und die Herausforderungen Raumhöhe, Brandschutz, Logistik sowie notwendige Installation von Dacharbeitsplätzen adressieren. Der Bau soll 2026 starten, ein Einzug ab 2028 möglich, heißt es..

Nicht nur die Busse erfahren ihren Service im Betriebshof Gruna. Auch die Wirtschaftsfahrzeuge und Lkw wie das Pannenfahrzeug der DVB werden hier betreut.
Nicht nur die Busse erfahren ihren Service im Betriebshof Gruna. Auch die Wirtschaftsfahrzeuge und Lkw wie das Pannenfahrzeug der DVB werden hier betreut.

Bus-Profis am Werk

Die DVB-Bustechniker arbeiten 365 Tage im Jahr. Bei durchschnittlich 27 Aufträgen pro Tag ergeben sich rund 10.000 Werkstattdurchläufe im Jahr – von vorhersehbaren Arbeiten wie Wartungen und gesetzlichen Prüfungen bis zu Verschleißreparaturen sowie Unfall-Instandsetzungen. Auch Möglichkeiten zum Lackieren, für Karosseriearbeiten sowie Equipment zum Rahmenrichten und sogar Sandstrahler gibt es. Der Fuhrpark besteht insbesondere aus Fahrzeugen von MAN und Daimler Buses. Anfang Mai 2022 erhielt die Verkehrsgesellschaft von Daimler Buses das 250. seit 1990 ausgelieferte Fahrzeug – dazu gab es eine feierliche Übergabe samt Pressemitteilung.

Zur DVB gehören übrigens auch Oldtimer: Seit 2002 ist der Verein „Historische Kraftfahrzeuge des Dresdner Nahverkehrs“ Teil der Familie. Das bereichert den Fuhrpark um Schmuckstücke wie den Büssing NAG 900N (Bj. 1938). Der Oldie wurde 1986 generalüberholt. Die Beschaffung von Ersatzteilen ist in diesem Kontext und Segment eine Herausforderung. Der Vereinsvorsitzende Michael Bretschner empfiehlt hierbei den Austausch mit Anderen. Dabei findet er in Rico Seipel und Robert Roch gewiss Fürsprecher. Für beide gehört der Kontakt zu anderen ÖPNVlern zum Geschäft. Das hilft beim Blick nach vorne, Stichwort Antriebswende. Und dürfte auch der Versorgung mit seltenen Teilen zuträglich sein.

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Marc Ludwig arbeitet im Lager daran, dass Mechatroniker immer das richtige Bauteil zur rechten Zeit bekommen.
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