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Partikelmessung 22. August 2023

Seit dem 1. Juli wird exakt gemessen

Die verpflichtende Partikelmessung für Euro 6-Fahrzeuge hat für viel Wirbel in der Branche gesorgt. Seit Anfang Juli ist die PN-Messung nun vorgeschrieben. Eine Marktübersicht der aktuell verfügbaren Geräte.

Seit dem 1. Juli 2023 ist die Partikelmessung für Fahrzeuge mit Diesel-Motoren der Schadstoffklasse Euro 6/VI im Rahmen der Abgasuntersuchung Pflicht.  
Seit dem 1. Juli 2023 ist die Partikelmessung für Fahrzeuge mit Diesel-Motoren der Schadstoffklasse Euro 6/VI im Rahmen der Abgasuntersuchung Pflicht.  

Die Einführung der verpflichtenden Partikelmessung für Fahrzeuge mit Diesel-Motoren der Schadstoffklasse Euro 6/VI im Rahmen der Abgasuntersuchung (PN-Messung) kann man sicherlich als „schwere Geburt“ bezeichnen. Nach langem Hin und Her war es Anfang Juli endlich so weit. Das heißt aber noch lange nicht, dass zu diesem Termin gleich alle Schwierigkeiten beseitigt gewesen wären. Laut einer Auswertung des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) hat Mitte Juli noch über die Hälfte der AU-Betriebe, die zukünftig die Partikelmessung an Euro 6-Fahrzeugen durchführen wollen, auf ihr bestelltes Messgerät gewartet. Zu diesem Zeitpunkt seien in den Betrieben erst rund 8.000 kalibrierte PN-Messgeräte im Einsatz gewesen. Insgesamt haben nach ZDK-Schätzungen 60 bis 70 Prozent aller AU-Betriebe, das sind 19.000 Werkstätten, ein PN-Messgerät bestellt, verfügen bereits über ein Gerät oder planen den Einsatz.

Die Produktion der Geräte läuft daher weiterhin auf Hochtouren. Nach Angaben des ASA-Bundesverbandes e.V. liegt die monatliche Fertigung der Hersteller bei ca. 2.500 bis 3.000 Stück. Harald Hahn, Leiter des Fachbereichs Diagnose und Abgasmessgeräte: „Die Hersteller haben sich auf bestimmte Stückzahlen eingestellt und dafür Material bevorratet. Diese Stückzahlen sind sie auch in der Lage zu liefern. Massive kurzfristige Steigerungen über diese Stückzahlen hinaus sind aufgrund der nach wie vor angespannten Beschaffungssituation schwierig. Längere Lieferzeiten, teilweise bis zu sechs Monaten und auch darüber hinaus, sind bei über die normale Planung und Bevorratung hinausgehenden Stückzahlanforderungen leider nicht zu vermeiden. Auf dieses Risiko hat der ASA-Verband von Anbeginn hingewiesen und darum frühzeitige Bestellungen dringend empfohlen.“

Die amz-Redaktion hat bei den verschiedenen Werkstattausrüstern das Angebot abgefragt:

AVL Ditest

Der „Counter“ von AVL DiTEST ist gleichermaßen bei Prüforganisationen sowie freien und markengebundenen Werkstätten im Einsatz. Eine schnelle Messverfügbarkeit, eine exakte Partikelzählung und ein geringer Wartungsaufwand runden das Produkt nach den Worten des Herstellers für den täglichen Einsatz in der Werkstatt ab. Dank eines skalierbaren Fertigungskonzepts ist AVL DiTEST in der Lage, auf eventuelle Nachfragespitzen flexibel zu reagieren. Das ganzheitliche Konzept geht sogar über die Fertigung hinaus, denn die Kalibrierung der Geräte wird im eigenen nach ISO 17025 akkreditierten Kalibrierlabor vorgenommen.

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Betriebswirtschaftlich sinnvoll sei die Investition in eine neue AU-Triplestation (Benzin und Diesel) und Partikelzähler ab 25 durchgeführten Abgasuntersuchungen im Monat. Bereits nach 14 Monaten hätten sich die Kosten für die Werkstatt amortisiert. Auch in Sachen Software sei alles komplett: Das installierte System erfülle alle vorgeschriebenen gesetzlichen Anforderungen, so dass der Counter vollständig in Betrieb genommen werden könne.

Für die laufende Wartung des Counters gibt es für Kunden optional die Servicevereinbarung „AVL DiTEST Support Promise“. Für einen Jahrespreis von 838,80 Euro bietet diese eine Gewährleistungsverlängerung, einen Tauschgeräteservice mit jährlicher Wartung und die gesetzliche Kalibrierung gemäß ISO 17025.

Bartec nEC

Der britische Diagnosespezialist Bartec Auto ID bietet neben diversen Werkzeugen zur Reifendruckkontrolle mit dem nEC auch einen aktuellen Partikelzähler auf Basis der Advanced Diffusion Charging Technologie an. Das zuverlässige, robuste und mobile Gerät wird überwiegend von freien Werkstätten und Autohäusern eingesetzt. Kurze Aufwärm- und Ansprechzeiten sowie ein nahezu wartungsloser Betrieb sollen den Partikelzähler nEC zum perfekten Diagnosegerät im Werkstattalltag, verspricht der Hersteller. Betriebswirtschaftlich rechne sich die Investition in das Gerät ab einem Volumen von monatlich etwa 30 Hauptuntersuchungen.

Die Zulassung des nEC seitens der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt sei für September 2023 in Aussicht gestellt, gibt der Hersteller bekannt. Die metrologischen Prüfungen seien aber abgeschlossen. Gleichwohl werden die Geräte bereits seit einigen Monaten an die Kunden ausgeliefert. Dadurch sei der Betrieb in der Lage, eine freie Messung durchzuführen, um z. B. den Reparaturerfolg vor einer zweiten AU zu überprüfen.

Für die Wartung des Partikelzählers muss die Werkstatt jährlich exakt 649 Euro netto einplanen. Für diesen Betrag bietet Bartec eine Servicevereinbarung an, welche die Wartung, Kalibrierung und das Update der AU-Solldaten beinhaltet. Die Vereinbarung wird auf 36 Monate abgeschlossen und beinhaltet dann auch eine Garantieverlängerung auf 36 Monate.

Bosch BEA 090

Bosch bedient die Nachfrage nach Geräten zur Partikelmessung mit dem BEA 090, der mit der bekannten BEA PC-Software bedient wird und via Bluetooth in die vorhandene Abgas-Messstation von Bosch eingebunden wird. Da sich die Sonde für alle Fahrzeugtypen eignet, ist kein Sondenwechsel zwischen den Messungen erforderlich. Das Partikelzählgerät ist problemlos tragbar und gut mobil einsetzbar. Damit eignet sich das Gerät nicht nur zum lokalen Einsatz in der Kfz-Werkstatt, sondern auch für Prüforganisationen.

Der Werkstattausrüster verzeichnete in den vergangenen Monaten nach eigener Aussage einen sehr guten Bestelleingang. Produktionsseitige Lieferverzögerungen können auf der Grund der großen Nachfrage derzeit nicht  nicht ausgeschlossen werden. Mit der Unterstützung der Online-Hilfen auf der Bosch-Website und der beiliegende gutem Printmaterial sei eine Inbetriebnahme ohne externe Hilfe möglich.

Selbstverständlich würden bei Fragen oder Problemen auch die Händler mit Rat und Tat zur Verfügung stehen. Zudem unterstützt die Bosch-Hotline Händler und Endkunden. Welcher Aufwand für die Partikelzähler für Wartung, Kalibrierung und Softwareupdates betrieben werden muss, ist abhängig davon, wo die Werkstatt ihre Wartung durchführen lässt. Jahreswartungen inkl. Kalibrierung bieten Händler wie auch Bosch direkt an. Als grober Richtwert muss die Werkstatt mindestens mit Kosten von 700 Euro pro Jahr kalkulieren.

Hella Gutmann HG4-PCK

Der Partikelzähler „HG4-PCK“ ergänzt als Zusatzgerät ausschließlich die AU-Basisstation „mega compaa HG4“ von Hella Gutmann. Durch diesen Umstand ist die Gesamtzahl der theoretisch vermarktbaren Geräte für den Diagnosespezialisten gedeckelt. Die überwiegende Mehrheit der Anwender der Hella Gutmann-AU-Station haben sich den Angaben zufolge bereits für eine Aufrüstung durch den Partikelzähler HG4-PCK entschieden.

Nach Aussagen des Herstellers sei die Investition in das Zusatzgerät HG4-PCK für alle Betreiber einer Abgasstation mega compaa HG4 sinnvoll, unabhängig von ihrer Größe. Zum einen sei aufgrund des genaueren Messverfahrens für Euro 6 /VI Dieselfahrzeuge ein bis zu zehnprozentiges Reparaturvolumen zu erwarten. Das habe die terminlich frühere Einführung der Partikelzählung in Nachbarländern bereits gezeigt. Zum anderen gehe es auch um sichere Fahrzeugdurchläufe in der Werkstatt. Eine durchgefallene AU im Rahmen der HU und damit verbundene Gebühren und Zeitaufwand würden sich dem Kunden kaum erklären lassen. „Solche Nachprüfungen lassen sich nur durch die Durchführung der AU im Vorfeld der HU sicher ausschließen“, heißt es von Hella Gutmann. Somit sei die Investition in die zusätzliche Messtechnik durchaus als Maßnahme zur Sicherung effizienter Werkstattdurchläufe zu sehen.

Das HG4-PCK lasse sich problemlos nach dem Plug&Play-Prinzip in Betrieb nehmen. Durch das eingesetzte DC-Verfahren gestaltet sich auch die Pflege der Geräte einfach, so entfällt beispielseise das Nachfüllen von Flüssigkeiten, wie es beim CPC-Verfahren erforderlich ist. Die Kalibrierung der Partikelzähler kann entweder durch den Werkskundendienst TecMotive oder durch zertifizierte Servicetechniker der Handelspartner durchgeführt werden

Mahle PMU 400

Die Firma Mahle ist mit dem „PMU 400“ als Einzelgerät oder als Ergänzung zu den Geräteserien EmissionPRO und BrainBee Emission Line auf dem Markt vertreten. Die Geräte sind sowohl für Prüforganisationen als auch für freie Werkstätten geeignet. Das Partikelmessgerät des Stuttgarter Zulieferers ist bereits seit Anfang 2023 in den Niederlanden im täglichen Einsatz. Seit Dezember vergangenen Jahres ist es von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt für die Partikelmessung nach Leitfaden 6 zugelassen und damit unmittelbar einsatzbereit. Auch auf dem deutschen Markt verzeichnet Mahle laut eigener Aussage mittlerweile eine starke Nachfrage.

Der Hersteller verweist auf die vergleichsweise geringen Kosten für den Betrieb des Geräts. Diese belaufen den Angaben zufolge inkl. der jährlich gesetzlich geforderten Kalibrierung auf ca. 600 bis 800 €. Zudem zeichne sich das PMU 400 durch lange Wartungsintervalle aus, da dank der eingesetzten CPC-Technologie die Ablagerungen von Partikeln und Schmutz in den empfindlichsten Teilen des Messgeräts minimiert werden. Auch seien die Updates der Gerätesoftware kostenlos. Die jährliche Wartung und Kalibrierung können ohne Ausfallzeit vor Ort durchgeführt werden.

Da die Partikelzählung für Ottomotoren im Rahmen der Abgasuntersuchung derzeit zwar noch nicht vorgeschrieben sei, eine Einführung jedoch bereits diskutiert werde, empfiehlt Mahle den Werkstätten, von vornherein ein CPC-basiertes Gerät (Kondensationspartikelzählung) wie das „EmissionPRO PMU400“ anzuschaffen, statt auf die geringfügig günstigere Diffusion Charging-Technologie (DC) zu setzen.

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