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Mit Straßenzulassung 11. Oktober 2022

Michelin: Reifen aus 45 Prozent nachhaltigen Materialien

Der Druck, vom Erdöl wegzukommen, trifft auch die Reifenbranche. Nicht nur die Herstellung des schwarzen Gummis schädigt die Umwelt, auch der Abrieb ist ein Problem. Michelin zeigt nun zwei Reifen, die zur Hälfte aus nachhaltigem Material bestehen. Die Straßenzulassung liegt auch schon vor.

Reifen aus nachhaltigen Materialien: Michelin bringt den „Demos“ und seinen Nkw-Bruder „Totem“ mit Straßenzulassung auf den Markt.
Reifen aus nachhaltigen Materialien: Michelin bringt den „Demos“ und seinen Nkw-Bruder „Totem“ mit Straßenzulassung auf den Markt.

Rein technisch funktioniert meist deutlich mehr, als es sich in der Praxis nachher umsetzen lässt. So auch bei nachhaltigen Reifen: Dass man statt Erdöl auch andere Öle verwenden könnte, ist lange bekannt. Über die Konzept- oder Demonstrationsphase kamen solche Modelle jedoch bislang selten hinaus. Nun ist es Michelin gelungen, zwei nachhaltige Reifen – einen für Pkw-Anwendungen, einen für den Lkw-Bereich – aus 45 beziehungsweise 58 Prozent nachhaltigem Material herzustellen – Straßenzulassung inklusive.

Der SUV-Reifen „Demos“ ist auf einem Hyundai Ioniq 5 montiert, die Reifenflanke verrät, dass auch der nachhaltige Reifen die „Extraload“ Einstufung sowie den Speed-Index „W“ bis 270 kmh erfüllt. Dem nachhaltigen Fahrvergnügen steht also nichts mehr im Wege. Optisch setzt Michelin auf eine auffällige Maserung auf der Reifenflanke, um auf das nachhaltige Modell aufmerksam zu machen.

Ähnlich sieht es auch beim Lkw-Reifen „Totem“  aus: Das Muster ist etwas anders, der Reifen erfüllt gängige Standards und ist als „M+S“ Reifen auch für den Wintereinsatz freigegeben. Auch ist der neue Reifen mit der Michelin RFID-Technik ausgestattet, die dem Hersteller sowie den Betreiber genaue Informationen über den Reifen liefert, selbst wenn diese auf der Reifenflanke nicht mehr lesbar sind. Dazu zählen Größe, Lastindex, Luftdruck, Herstellungsdatum sowie die Anzahl der Runderneuerungen, womit Halter ihre Reifen besser im Blick haben.

Pflanzenöle und nachhaltiger Stahl

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Der Hersteller hat sich ein hohes Ziel gesetzt und will bis 2050 komplett auf nachhaltige oder recycelte Rohstoffe umsteigen. Als Zwischenziel nennt man 40 Prozent bis 2030 – was auch schon eine beachtliche Anstrengung in einem so preissensitiven Markt darstellen dürfte. Um diese Ziele zu erreichen, braucht es neue Rohstoffquellen: Naturkautschuk ersetzt dabei Synthesekautschuk aus Erdöl, recycelter Ruß sorgt für die nötige Schwärze im Material. Bei den verwendeten Ölen kommen zum Beispiel Sonnenblumenöl und biobasierte Harze zum Einsatz. Silica, eine wichtige Komponente für die Nasshaftung der Reifen, kann künftig aus Reisschalen verwendet werden. Dass in den Reifengürteln recycelter Stahl zum Einsatz kommt, ist bei so viel Innovation schon fast selbstverständlich.

Neben der nachhaltigen Herstellung strebt man laut Unternehmensaussage auch eine vermehrte Kreislaufnutzung an, um aus den Reifen am Ende ihres Lebenszyklus wieder hochwertige Rohstoffe zu machen, die zur Neureifenherstellung wiederverwendet werden können.

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