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Fahrzeughersteller 18. Juli 2019

Ich sehe was, was du nicht siehst

Wer kennt das nicht? Man gibt sich größte Mühe, sanft in die Kurven zu fahren, zu beschleunigen oder zu bremsen, aber dem Filius auf dem Rücksitz, der die Nase in Buch oder Spielkonsole hat, wird trotzdem schlecht. Faurecia bastelt an einer Lösung.

Hilfe zur freien Selbstentfaltung: Die Origami-Armlehne soll Tablet oder Buch auf Augenhhe bringen.
Hilfe zur freien Selbstentfaltung: Die Origami-Armlehne soll Tablet oder Buch auf Augenhhe bringen.

Nicht zuletzt, weil sich die automobile Welt für das autonome Fahren rüstet, müssen neue Sitzkonzepte für den Fahrzeuginnenraum her, denn für selbstfahrende Autos wird ja gerade damit geworben, dass man sich dann auf andere Dinge konzentrieren kann – wie der Filius auf der Rückbank. Außerdem geht man davon aus, dass es immer mehr autonome Fahrzeuge im Ride-Sharing geben wird, die dann entsprechend für eine größere Anzahl passiver Mitfahrer ausgelegt sind. Damit die während der Fahrt nicht das kollektive Kotzen kriegen, hat Faurecia den Advanced-Versatile-Structure-Sitz (AVS) und die Origami-Armlehne entwickelt. Ziel ist ein erhöhter Sitz- und Reisekomfort für alle Fahrzeuginsassen auf der gesamten Strecke – besonders während der Urlaubssaison.

„Übelkeit durch Reisekrankheit ist für viele Insassen ein belastendes Problem, dem wir als führendes Technologieunternehmen mit unseren innovativen Sitzsystemen bereits heute entgegenwirken können“, erklärt Christian Neyrinck, Manager Innovation Germany bei Faurecia. „In Projekten mit nahezu allen großen Automobilherstellern liegt unser Augenmerk darauf, dass sich die Insassen während der Reise angenehmen Beschäftigungen widmen können.“

Flexible Sitzstrukturen zur Vermeidung von Reisekrankheit

Faurecia hat erkannt, dass die Übelkeit vor allem daraus resultiert, dass während der Fahrt die Bewegungs- und die Sichtachse nicht gleich sind, wenn man den Kopf gesenkt hält, um in ein Buch oder auf einen Bildschirm zu sehen: Das Auge, welches auf einen Fixpunkt im Fahrzeug konzentriert ist, nimmt also nicht die gleiche Information auf wie der Körper, der z.B. in einer Kurve der Zentrifugalbeschleunigung ausgesetzt ist. Dieses Missverhältnis zu verhindern, ist nach Ansicht von Faurecia der Schlüssel zur Vermeidung von Reisekrankheit.

Faurecias Lösung im Cockpit der Zukunft: der AVS-Sitz, welcher es Passagieren ermöglicht, während der Fahrt eine bequeme, zurückgelehnte Position einzunehmen. Durch eine zusätzliche Lehnen-Kopf-Verstellung wird der Oberkörper des Beifahrers soweit aufgerichtet, dass die Umgebung auch bei Konzentration auf z.B. einen Bildschirm peripher wahrgenommen wird und sich das Gehirn somit deutlich leichter auf eine Bewegungsveränderung einstellen kann. Faurecia arbeitet zudem nach eigener Aussage „mit medizinisch-wissenschaftlicher Unterstützung daran, optische Informationen durch künstlich erzeugte visuelle oder taktile Reize zu ersetzen“ – so könne auch bei extremeren Liegepositionen aktiv der entstehenden Reisekrankheit vorgebeugt werden.

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Lesen auf Augenhöhe

Neben dem AVS-Sitz, der in der nächsten Fahrzeuggeneration erstmals in Erscheinung treten soll, hat Faurecia zudem die sogenannte Origami-Armlehne entwickelt, die „speziell auf das Leseerlebnis von Beifahrern während der Fahrt“ zugeschnitten ist. Mit ihrer erhöhten Position soll sie es ermöglichen, auf Augenhöhe Bücher zu lesen oder Filme zu schauen, während man unterwegs ist. Die erhöhte Position der Arme bewirke die gleichzeitige Aufnahme von Umgebungsinformationen und beuge einem sensorischen Missmatch vor.

Sollte Sie in Ihrem Fahrzeug noch keine AVS-Sitze von Faurecia haben oder in einem autonom fahrenden Bus ohne Origami-Armlehnen unterwegs sein, empfehlen wir einstweilen den Blick aus dem Fenster, zum Beispiel kombiniert mit dem guten, alten Spiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“ – auch im Ride-Sharing eine wunderbare Gelegenheit, mit den anderen Mitfahrern in Kontakt zu treten.

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