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Not macht erfinderisch 5. November 2020

Digitaler Showroom

Messen gehen in Zeiten von Infektionsschutz und Ausgangsbeschränkung online. Auch virtuelle Veranstaltungen gewährleisten Austausch, Kontakt und führen zum Geschäftskontrakt.

Laut Nico Carucci verlieren Messen als klassische Austausch-Plattform in Corona-Zeiten an Bedeutung – zumindest in ihrer Form als Präsenzveranstaltung. Laut des Vertriebsleiters der deutschen NTN-SNR Roulements-Gesellschaft gab es aber in den vergangenen Monaten die Möglichkeit, auf die zahlreich vom Handel initiierten digitalen Messen "auszuweichen".

Ein Pionier auf diesem Gebiet ist die Select AG. Die Einkaufskooperation aus dem Rheinland hatte ihr Messekonzept bereits 2014 digital ausgerollt und sukzessive ausgeweitet. In sieben virtuellen Messehallen standen zuletzt Avatare an den Ständen der 85 Industriepartner, um zu beraten. Die Chat-Funktion wurde 2019 um eine Videofunktion ergänzt. Der Vorteil laut Select: "Statt wie beim klassischen Messebesuch an ein oder zwei Tagen alle Interessensgebiete abdecken zu müssen, können die Besucher der virtuellen Messewelt die Plattform über zehn Tage 24 Stunden täglich nutzen."

Der Onlineevent profitierte von einem Anstieg der Besucherzahlen um sieben Prozent, erklärte die Kooperation nach der März-Ausgabe. Während andere Messen Corona-bedingt abgesagt wurden, verzeichneten die Andernacher steigende Zugriffszahlen. "Produktvideos, Verkaufsstände und Messetalks wurden mehr als doppelt so oft aufgerufen wie in den Vorjahren", bekundete IT-Vorstand Daniel Trost. Die Bestellung zu Messekonditionen erfolgt ohnehin auf digitalem Weg mit dem Select-Programm "AutoTeilePilot".

Bei den LKQ-Töchtern PV Automotive und Stahlgruber waren die beiden elektronischen Kataloge PV:Kompass 4.0. und Stakis 4.0 zentrale Bausteine und in das Tool der digitalen Messen integriert. In Form von Audio- und Video-Chat oder Livestreams stellten die Veranstalter die Kommunikation zur Oktober-Ausgabe ihrer Onlinemesse sicher. Die bekannte Messewerkstatt, das Stahlgruber Technik-Center, wurde ebenfalls per Live-Stream in die Partnerwerkstätten geschaltet.

"Mordsgaudi" im Netz

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Zu einer hybriden Veranstaltung lud die WM SE im Oktober nach München und ins Internet: Als Mordsgaudi (Bayerisch für Heidenspaß) bezeichnete der Teilehändler die Veranstaltung für die Kfz- und Nfz-Branche, die sich teils live vor Ort sowie über den Online-Kanal WERKSTATTMESSEplus präsentierte. Der deutschlandweit tätige Auto- und Nfz-Teilehändler organisiert in normalen Jahren mehrere Hausmessen in unterschiedlichen Regionen. In diesem Jahr mussten aufgrund behördlicher Auflagen und des Gesundheitsschutzes einige Events abgesagt werden. Die Oktober-Ausgabe lockte mit elf virtuelle Messehallen und über 100 Ausstellern. Für Werkstattkunden gab es Kataloge und Produktinfos zum Download, Videos oder fachspezifische Live-Talks im zweitägigen Live-Stream.

Coparts lebt die hybride Darreichungsform von Informationen und des Austauschs schon länger. In Form von "Profi Service Digital" im Frühjahr und der herbstlichen Präsenzveranstaltung "Profi Service Tage" bespielte der Essener Großhändler virtuos beide Ausstellungsmöglichkeiten. 2020 fasste man die "reale" Messe und das virtuelle Angebot zu "Profi Service Spezial" zusammen. In Göttingen errichteten die Organisatoren ein TV-Studio und gingen live aus der Lokhalle auf Sendung: Interessierte Werkstätten ließen sich via Bildschirm über Marktentwicklungen, Produkthighlights und neueste Reparaturverfahren informieren. "Wir wären nicht Coparts, wenn wir nicht unter veränderten Rahmenbedingungen die erfolgreichen Messekonzepte schnell und flexibel anpassen könnten", so Coparts-Geschäftsführer Ulrich Wohlgemuth.

Die Automechanika setzte von September bis November statt persönlicher Begegnungen ebenso auf die Möglichkeiten der Online-Vernetzung sowie einen Wissenstransfer via Internet. Auf dem Trainingsportal waren im Rahmen der Sneak-Preview-Automechanika bis einschließlich November 2020 zwanzig kostenlose Online-Events geplant, hieß es. Als digitale Plattform der virtuellen Messe etablierte die Messe Frankfurt als Veranstalter der Branchenschau die Webseite sneak-preview.automechanika-frankfurt.com. Laut Olaf Mußhoff, Director der Automechanika Frankfurt, braucht die Branche gerade in diesen herausfordernden Zeiten ein Schaufenster zur Online-Präsentation.

Festhalten an der klassischen Messe fest

Bei allem Erfolg und auch wenn die virtuellen Veranstaltungen zugegebenermaßen Vorteile bieten, eine Präsenzveranstaltung kann sie nicht ersetzen. Das sehen auch die Verantwortlichen bei Stahlgruber so: Man halte an den klassischen Fachmessen fest, hieß es. "Wir wählen jetzt den digitalen Weg, weil uns die aktuelle Corona-Situation kaum eine andere Wahl lässt und uns gleichzeitig neue Möglichkeiten aufzeigt. Wir wissen aber auch, dass Anfassen, Ausprobieren und der persönliche Kontakt für unsere Kunden und uns selbst enorm wichtig sind", zeigte sich Projektleiter Ludwig Obermaier überzeugt. Auch beim Teilehändler Knoll ist man dieser Auffassung. Durch eine Entzerrung konnten die Bayreuther ihre jährliche Hausmesse komplikationslos durchführen. Die Knoll TEC findet in normalen Jahren am Unternehmenssitz statt. 2020 wurde sie zur Roadshow und gastierte in den drei Niederlassungen Chemnitz, Gersthofen und Bayreuth.

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