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Achsvermessung 26. Februar 2024

Verstellte Achsmessanlage sorgt für Probleme

Zieht das Kundenfahrzeug zur Seite, ist eine Achsvermessung unausweichlich. Wenn jedoch die Vermessung nicht zum richtigen Ergebnis führt, sollte die Genauigkeit der Achsmessanlage geprüft werden.

Wenn die Achsmessanlage verstellt ist, hilft auch der zweite und dritte Reklamationstermin nicht weiter. 
Wenn die Achsmessanlage verstellt ist, hilft auch der zweite und dritte Reklamationstermin nicht weiter. 

Nicht einmal halbes ein Jahr ist das Kundenfahrzeug alt. Ein Audi A4, Baureihe B9 samt Sportfahrwerk mit Dämpferregelung und 18"-Originalfelgen mit 245/45 R18 Sommerbereifung. Da bemängelt der Kunde starkes Ziehen seines Autos nach rechts. Bei Geradeausfahrt steht das Lenkrad etwa fünf  Grad schief, zudem ist permanent Kraft zum Gegenhalten erforderlich, ansonsten läuft das Fahrzeug bei 100 km/h nach rund 100 gefahrenen Metern aus der Spur.

Präzisionsgerät ohne Kalibrierungspflicht

Doch leider gibt es für Achsmessgeräte keine Kalibrier- bzw. Justagepflicht. „Die Hersteller sprechen lediglich entsprechende Empfehlungen aus. Sinn würde es aber machen, denn wir sprechen hier schließlich von einer Präzisions- Messelektronik, die man zur Einhaltung seiner Messeigenschaften regelmäßig überprüfen sollte. Kommt man den Empfehlungen nicht oder zu spät nach, kann es vorkommen, dass man in der Zwischenzeit keine zufriedenstellenden Ergebnisse erhält“, erklärt Sascha Baltissen, Prokurist und Fachberater bei der Firma Uhl Werkstatt-Technik aus Bochum.

Typische Messgenauigkeiten klassischer Achsmesssysteme liegen im Bereich von 0,01 Grad. Bezogen auf einen Abstand von fünf Metern, vom Achsmessgerät bis zur Fahrzeugmitte, bedeutet dies eine Abweichung von 4/100 Millimetern, die das System erkennen kann – wenn der Messplatz perfekt ausgerichtet und nivelliert ist.

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Anforderungen an den Messplatz

Damit derart genaue Messungen überhaupt möglich sind, bedarf es einer entsprechenden Wahl des Untergrundes. „Die Anforderungen an das Niveau eines Achsmessplatzes liegen im Millimeterbereich. Typischerweise darf die Abweichung von der linken bis zur rechten Fahrbahn nicht mehr als einen Millimeter betragen und von vorne nach hinten sowie diagonal nicht mehr als zwei Millimeter. Außerdem empfehlen wir unseren Kunden, ausschließlich achsmesstaugliche Hebebühnen zu verwenden“, betont Baltissen.

Wenn ein Achsmessplatz eingerichtet und kalibriert wird, fängt die Arbeit mit dem Nivellieren der Hebebühne an. Wenn deren Ausrichtung abgeschlossen ist, wird das Achsmessgerät eingemessen. Dafür positionieren die Techniker ein Referenztarget auf der Hebebühne, welches von vorne beginnend nach hinten eingemessen wird – im eingefahrenen sowie im ausgefahrenen Zustand der Hebebühne auf Betriebshöhe und im abgesetzten Zustand. Baltissen: „So weiß das Achsmessgerät, wie das Niveau der Bühne ist und kann minimale Abweichungen herausrechnen.“ Die Referenztargets unterscheiden sich je nach Hersteller und Generation, die Kosten für diese kalibrierten Muster liegen im fünfstelligen Bereich. „Daran merkt man, dass die Hersteller viel Aufwand für eine hohe Präzision betreiben.“

Zeit für eine Nachjustage

Im Werkstattalltag geht es oft rau her – besonders, wenn die Achsmessbühne in der Reifensaison auch zum Räderwechsel genutzt wird. „Es reicht zum Teil schon, wenn ein Fahrzeug gegen die noch hochgeklappte Rampe fährt, um die Einstellung der Bühne zu verändern. Wir haben im Feld auch schon Bühnen gesehen, deren Fahrschienen sich im angehobenen Zustand verwunden oder sich auseinandergedrückt haben. Wir empfehlen daher die Überprüfung der Einstellwerte im Rahmen der UVV-Prüfung und Wartung der Hebebühne“, sagt der Fachmann.Kleinere Abweichungen lassen sich oftmals auch ohne großen Aufwand wieder in den Sollbereich bringen – das erspart der Werkstatt teure und lästige Kundenreklamationen.

Zum Aufwand der Arbeiten führt Baltissen fort: „Wir führen Nivellierungen nur nach tatsächlichem Aufwand durch, hier ist von 30 min. bis 3 Stunden alles möglich, je nachdem wie aufwendig sich die Fehlersuche und Behebung gestaltet.“

Die häufigsten Fehlerursachen

Neben offensichtlichen Schäden sind es vor allem Verschleiß, eine abgenutzte Hebetechnik und eine unsachgemäße Handhabung, die die Ergebnisse aus dem Sollbereich bringen. Auch eine Hebebühne ist nicht für die Ewigkeit gebaut, ausgeschlagene Bolzen und verschlissene Aufnahmepunkte sind bei mangelnder Wartung keine Seltenheit. In der Praxis sorgen zudem nicht mehr freidrehende Drehteller oder defekte Schieberplatten regelmäßig für Probleme. Bei den Achsmessgeräten sind es eher die „Kleinteile“ wie defekte Radhalter, die etwa durch Stürze verbogen sind, sowie der Zustand der Messwertaufnehmer und Targets. Auch auf den Softwarestand weist der Experte hin: „Ein Werkstattbesitzer regelmäßig prüfen, ob die Soll-Datendank auf dem aktuellen Stand ist. Es ist nicht unüblich, dass die Fahrzeughersteller die Einstelldaten im Nachhinein korrigieren. Auch die Vorgaben, was bei der Fahrwerkseinstellung beachtet werden muss, wie die Beladung oder ob der Motor laufen soll, sind sehr wichtig und werden je nach Hersteller unterschiedlich gehandhabt.

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Uhl Werkstatt-Technik

Seit über 90 Jahren sind wir als Großhandels- und Dienstleistungshaus in NRW tätig. Wir verstehen uns als Komplettausrüster mit Schwerpunkten in der Kundenbetreuung und -ausrüstung. Wir beraten, planen, liefern, montieren, warten, reparieren und nehmen Sicherheitsinspektionen vor. Werkstatt-Ausrüstung von A bis Z. Alles aus einer Hand! Harpener Feld 12 • 44805 Bochum • Telefon +49 234 50601 0 • www.uhl-info.de

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