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Reifenmontage 20. September 2021

Besser selbst das Rad drehen?

Lohnt sich eine eigene Reifenmontiermaschine? Diese Frage ist für gewerbliche Nutzfahrzeugbetriebe mindestens ebenso interessant wie für speditionseigene Werkstätten. Zusammen mit den Reifenservice-Fachleuten von ATH-Heinl haben wir versucht, eine Antwort zu finden.

„Eigener Herd ist Goldes Wert“ – diese alte Weisheit gilt auch für die eigene Radmontagemaschine in gewerblichen und speditionseigenen Nutzfahrzeug-Werkstätten.
„Eigener Herd ist Goldes Wert“ – diese alte Weisheit gilt auch für die eigene Radmontagemaschine in gewerblichen und speditionseigenen Nutzfahrzeug-Werkstätten.

Das Thema Reifen ist bei Fuhrparkmanagern ein vieldiskutierter Dauerbrenner. Nicht nur, weil die Pneus innerhalb eines Nutzfahrzeuglebens mehrfach verschleißbedingt zu ersetzen sind und die Winterreifenpflicht einen regelmäßigen Tausch von Sommer- und Wintergummis erfordert. Der wiederkehrende Reifenersatz hat nämlich einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Betriebskosten eines Nutzfahrzeugs, Stichwort TCO (Total Cost of Ownership). Vielfach ist ein Reifentausch auch mit zusätzlichen Standzeiten verbunden, so dass sich für den Transport- oder Busunternehmer die berechtigte, aber nicht leicht zu beantwortende Frage stellt, wie man das Reifenhandling am effektivsten organisiert. Etwa, indem man das Geschäft zusammen mit einem Reifenservicebetrieb, einem Servicedienstleister des Reifenherstellers oder eben auf einer Reifenmontiermaschine in der speditionseigenen Werkstatt erledigt.

Nichtsdestoweniger ist der professionelle Reifenservice auch für gewerbliche Werkstattbetriebe ein überlegenswertes Thema, etwa um seinen Reparatur- und Flottenkunden einen noch besseren Service bieten zu können. Denn die Werkstattstandzeiten der Kundenfahrzeuge lassen sich so gering wie möglich halten, wenn der Reifenservice während eines regulären Wartungsaufenthalts gleich mit erledigt wird.

Rentiert sich ein eigenes Reifenmontagegerät?

Die Antwort auf die Frage, ab welchem Wechselvolumen sich ein eigenes Montiergerät rechnet, ist nicht einfach zu geben. Die Reifenservice-Spezialisten des Werkstattausrüsters ATH-Heinl formulieren es folgendermaßen: „Für eine gewerbliche oder betriebsinterne Werkstatt oder für ein privates oder öffentliches Busunternehmen ist die Anschaffung von Reifenservice-Equipment immer sinnvoll, wenn Reifen schnell und unabhängig von anderen montiert werden sollen. Können Nutzfahrzeuge oder Busse wegen eines Reifenwechsels nicht genutzt werden, entstehen aufgrund der zusätzlichen Standzeiten hohe Kosten, welche sich durch ein eigenes Montagegerät vermeiden lassen.“ Ein Argument, das sich nicht von der Hand weisen lässt.

Dennoch ist die Frage nach der angepeilten Stückzahl bei den Überlegungen vor einer Investition legitim und notwendig. Dies gilt insbesondere für gewerbliche Nutzfahrzeug-Werkstätten, die professionell ins Reifengeschäft einsteigen möchten, denn sie beeinflusst möglicherweise die Art und Ausführung der Maschine, die angeschafft werden soll. Darüber hinaus spielen auch die baulichen Gegebenheiten der Werkstatt eine Rolle: Je nachdem, ob die Reifenmontage in horizontaler oder vertikaler Position erfolgt, braucht die Maschine mehr oder weniger Platz. Neben der bloßen Standfläche sollte man auch genügend Bewegungsfreiheit für den Monteur und gegebenenfalls für einen Füllkäfig, um die montierten Reifen ohne Sicherheitsrisiko aufzupumpen, sowie ein Wuchtgerät einplanen.

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Ist die Entscheidung für die eigene Reifenmontiermaschine gefallen, gilt es, das optimale Modell auszuwählen. Im Falle von ATH-Heinl stehen hierfür prinzipiell drei unterschiedliche Varianten zur Wahl:

  • Das Einsteigermodell ATH M126 mit einem Spannbereich von 127 bis 381 mm und für Felgen bis maximal 26 Zoll (max. Raddurchmesser 1.440 mm), max. Radgewicht 380 kg, horizontale Felgenaufnahme. Eine Montagegeschwindigkeit (8 U/min). Bedienung über mobile Steuereinheit mit hydraulischen Wegeventilen. Montagearm muss manuell verstellt werden. Empfohlen für kleinere Werkstätten mit begrenztem Platz und geringem Montageaufkommen.
  • Das Mittelklassemodell ATH 7226 mit einem Spannbereich von 120 bis 725 mm und für Felgen bis maximal 26 Zoll (max. Raddurchmesser 1.550 mm), max. Radgewicht 1.000 kg, vertikale Felgenaufnahme. Zwei Montagegeschwindigkeiten (4 und 8 U/min). Bedienung über mobile Steuereinheit mit Joystick und Fußpedalen. Montagearm muss manuell verstellt werden. Empfohlen für Werkstätten mit höherem Wechselvolumen, die sich auf den Reifenservice bei Lkw, Trailern und Bussen spezialisiert haben, aber auch für Speditionen mit eigenem Reifenhandling.
  • Der Allrounder ATH 7256 mit einem Spannbereich von 135 bis 1155 mm (mit den serienmäßig Spannklauen-Verlängerungen 710 bis 1.550 mm) und für Felgen bis maximal 56 Zoll (max. Raddurchmesser 2.550 mm), max. Radgewicht 2.000 kg, vertikale Felgenaufnahme. Zwei Montagegeschwindigkeiten (4 und 8 U/min). Bedienung über mobile Steuereinheit mit Joystick und Fußpedalen. Montagearm automatisch dreh- und ausklappbar. Empfohlen speziell für Nutzfahrzeug-Werkstätten mit höherem Reifenaufkommen, die häufig auch Land- und Baumaschinen bedienen.

Grundsätzlich gilt den Reifenservice-Spezialisten von ATH-Heinl zufolge, dass automatische beziehungsweise halbautomatische Montiergeräte gegenüber manuellen einige Vorteil besitzen. So minimieren sie aufgrund der automatisierten Prozesse die Möglichkeit menschlicher Fehler bei der Reifenmontage. Außerdem sollen die einzelnen Arbeitsschritte schneller vonstatten gehen, was wiederum die Effektivität des Reifenwechsels erhöht. Darüber hinaus ist die körperliche Belastung für den Monteur geringer und das Arbeiten komfortabler.

Viele Werkstattbetreiber stellen sich vor der Anschaffung von neuem Equipment die Frage, ob eine teurere und damit vermeintlich bessere Maschine gegenüber einer simpleren Variante Zeitvorteile bringt. Im Falle der Reifenmontage können die Fachleute von ATH-Heinl keine konkrete Antwort geben: „Es ist schwierig genau anzugeben, ob und um wie viel schneller eine Maschine im Vergleich zu einer anderen arbeitet, da dies von sehr vielen verschiedenen Faktoren abhängt. Beispielsweise, welche Montagegeschwindigkeit man wählt, welche Rad-Reifen-Kombinationen vorliegt, in welchem Zustand sich die Räder und Reifen befinden und schließlich auch, wie erfahren der Monteur ist.“ Grundsätzlich gelte, dass die Montage mit einer manuellen Maschine wie der ATH M126 aufgrund ihrer Funktionsweise, aber auch weil sie nur eine Montagegeschwindigkeit habe, etwas länger dauere als mit den beiden anderen halb- beziehungsweise vollautomatischen Varianten.

Wuchten nicht vergessen

Will man einen kompletten und umfassenden Reifenservice bieten, ist zu berücksichtigen, dass hierfür einen eigene Montiermaschine alleine nicht ausreicht. Denn die eben „neu besohlten“ Räder müssen schließlich auch noch fachgerecht ausgewuchtet werden, was ebenfalls eine entsprechende Maschine erfordert. Doch auch hier kann der Werkstattbetreiber wählen, ob ein einfaches, manuell betriebenes Modell genügt oder ob es ein computergesteuertes High-End-Produkt mit zahlreichen Sonderprogrammen sein soll.

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