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Caravan-Außenwand professionell reparieren

Blechschäden an Wohnmobilen und Wohnwagen sind ärgerlich und nur mit großem Zeitaufwand zu reparieren. Vor allem Dellen, Löcher und Risse in der strukturierten Außenbeplankung haben es in sich. Mit speziellem Know-how und Reparaturverfahren lassen sich die Kosten erträglich gestalten.

Schnell passiert – und ziemlich ärgerlich: Eine Delle in der sonst makellosen Seitenwand des beinahe noch fabrikneuen Caravans. Kein Problem für Thorsten Thiel, Trainer bei der hzd-Akademie in Ibbenbüren, und das Camper-Repair-System von HBC.
Schnell passiert – und ziemlich ärgerlich: Eine Delle in der sonst makellosen Seitenwand des beinahe noch fabrikneuen Caravans. Kein Problem für Thorsten Thiel, Trainer bei der hzd-Akademie in Ibbenbüren, und das Camper-Repair-System von HBC.

Der Caravaning-Markt boomt. Obwohl sich nach den Rekordjahren 2020 und 2021 der Markt bezüglich der Neuzulassungen aktuell zu normalisieren scheint, ist das Interesse an Reisemobilen und Caravans ungebrochen groß. Dem Caravaning Industrie Verband (CIVD) zufolge wurden 2023 insgesamt 90.365 Fahrzeuge neu zugelassen, davon 68.469 Reisemobile und 21.896 Caravans.

Aufgrund der Fahrzeuggröße und der eingeschränkten Rundumsicht sind bei Wohnmobilen und Wohnwagen häufig Schäden an der Karosserie beziehungsweise des Aufbaus zu beklagen. Während sich Blechschäden bei Campern auf Kastenwagen-Basis prinzipiell wie bei gewöhnlichen Transportern reparieren lassen, ist die Aufbaureparatur bei Reisemobilen und Caravans ungleich aufwändiger und teurer. Zudem erfordert sie spezielle Kenntnisse und Equipment. Insbesondere bei selbst verschuldeten Schäden oder im Zuge einer zeitwertgerechten Reparatur sind daher kostengünstige Lösungen gefragt.

Teure Schäden durch komplexen Aufbau

Schäden an der Außenhaut entstehen meist durch extreme Wetterbedingungen wie Hagelschlag, Vandalismus auf Campingplätzen, beim engen Rangieren oder auch im dichten Alltagsverkehr. Doch egal ob Fremd- oder Eigenverschulden: Selbst auf den ersten Blick geringfügige Blessuren können teuer werden. Hauptgrund dafür ist der besondere Aufbau von Caravan-Fahrzeugen. Denn im Gegensatz zu Kastenwagen-Campern verfügen Reisemobile und Wohnanhänger meist über einen Aufbau aus strukturierten, in Sandwich-Weise zusammengefassten Paneelen.

Die vom Innenraum aus sichtbare Schicht besteht aus meist Hartkunststoff oder Holz, in der Mitte befindet sich isolierendes Styropor oder ein anderer Isolierwerkstoff (Hartschaum). Ein strukturiertes Aluminiumblech bildet schließlich die äußere Hülle. Die Struktur soll das Blech stabilisieren und kleine Unregelmäßigkeiten ausgleichen. Pauschal gesagt gibt es vier gängige Strukturarten: glatte Paneele, Paneele mit Mikro- oder Makro-Struktur und solche mit ‚normaler‘ Hammerschlag-Struktur. Jede dieser Strukturen hat ihre besonderen Eigenschaften, welche es bei der Instandsetzung zu beachten gilt.

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Bei konventionellen Reparaturverfahren werden die beschädigten Paneele nahezu unabhängig von Schadensart und -größe meist komplett ersetzt – was für die Reparaturwerkstatt kompliziert und für Versicherer beziehungsweise Eigentümer sehr teuer ist. Deshalb stößt im wachsenden Caravaning-Sektor das Thema Smart Repair bei diesen beiden Kundengruppen gleichermaßen auf großes Interesse. Denn mit speziellen Reparatursystemen lassen sich viele Beschädigungsarten nicht nur deutlich schneller, sondern vor allem auch kostengünstiger und dennoch fachgerecht reparieren.

So funktioniert die Camper-Reparatur

Zu den Pionieren bei Camper-Smart-Repair-Systemen gehört die HBC Group. Der dänische Reparaturspezialist hat ein Verfahren entwickelt, bei dem sich mit einem patentierten Vakuumwerkzeug und einer flexiblen Kunststoffmasse, dem so genannten „Mouldmaker“, eine exakte Kopie des Oberflächendesigns beziehungsweise -musters von einem unbeschädigten Bereich des Paneels herstellen lässt. Mit dieser ‚i.O.-Schablone‘ lässt sich die abgenommene Form auf die entsprechend vorbereitete Reparaturstelle übertragen. Dafür muss der Anwender mit einer Spritze eine spezielle, halbpastöse Spachtelmasse, den so genannten „E-Filler“, unter den Muster-Abdruck direkt in die Schadensstelle applizieren. Dadurch entsteht eine Oberflächenstruktur, welche exakt jener der ursprünglichen (unversehrten) Stelle entspricht.

Nachdem das Material ausgehärtet und die Vakuum-Platte entfernt ist, lassen sich die Ränder der Reparaturstelle mit einem speziellen Fiberglasstift abschleifen. Anschließend wird die Reparaturfläche mit einem Granulat, dem so genannten „E-Powder“, pulvergestrahlt und so zum Grundieren vorbereitet. Schließlich kann die die Reparaturstelle überlackiert werden. Den passenden Lack liefert ein zum System gehörendes Farbmischsystem, welches aus 15 untereinander mischbaren Grundfarben sowie einem einfach zu bedienenden Softwareprogramm besteht.

Nachdem der Werkstattfachmann den Farbton mit dem Farbfächer ermittelt hat, kann er die abgelesene Farbcode-Kennung direkt in das Farbmisch-Programm eingeben. Dieses zeigt schließlich die exakte Rezeptur an, so dass er den Reparaturlack präzise auf der Mini-Waage anmischen kann. Nach dem Lackieren empfehlen die Dänen, die Randzonen und Bereiche rund um die Reparaturstelle mit einem Beispritzverdünner abzunebeln, so dass die neue und alte Farbe ineinander übergehen können. Die Reparaturstelle ist anschließend tatsächlich nahezu ‚unsichtbar‘.

Cleverer Karosserie-Koffer: Mit dem „Camper Repair System“ von HBC lassen sich nahezu alle Kleinschäden an strukturierten Aluminium-Außenblechen von Reisemobilen und Caravans schnell, fachgerecht und kostengünstig beseitigen.
Cleverer Karosserie-Koffer: Mit dem „Camper Repair System“ von HBC lassen sich nahezu alle Kleinschäden an strukturierten Aluminium-Außenblechen von Reisemobilen und Caravans schnell, fachgerecht und kostengünstig beseitigen.

Vorsichtig polieren

Eine Wissenschaft für sich ist das Auspolieren von Kratzern bei Reisemobilen und Caravans, welche mit Sandwich-Paneelen beplankt sind. Deren dünnes Aluminium-Außenblech ist entweder beschichtet oder lackiert und teilweise der Optik wegen zusätzlich noch mit Zierfolien beklebt. Will der Werkstattfachmann oberflächliche Kratzer durch Polieren beseitigen, muss er besonders vorsichtig vorgehen. Denn anders als bei Fahrzeugen mit herkömmlicher Blechkarosserie kann aufgrund der Sandwich-Bauweise die beim Polieren zwangsläufig entstehende Wärme nicht abfließen.

Speziell bei Seitenwänden, welche häufig beschichtet und nicht lackiert sind, und deren Schichtstärke meist deutlich dünner als die einer Lackschicht ausfällt, ist größte Vorsicht angesagt. Dauert die Wärmeeinwirkung zu lange, kann sich die Beschichtung beziehungsweise die Lackschicht ablösen. Wer mit einem glatten Polierteller und abrasiver Schleifpaste arbeitet, kann in wenigen Sekunden das blanke Blech sehen! Zudem kann ein stark punktueller Wärmeeintrag das Aluminiumblech verformen.

Lackexperten raten daher, selbst bei kurzen Kratzern weitflächig und mit wenig Druck auszupolieren, um punktuelle Wärmenester zu vermeiden. Zudem empfehlen sie eine Politur mit langer Offenzeit, welche der Anwender zunächst großflächig und mit wenig Drehzahl verteilt, bevor er final und mit geringer Drehzahl auspoliert. Bei dunklen Lacken ist eventuell ein zweiter Poliergang mit einer speziellen Finish-Politur notwendig, um entstandene Hologramme zu entfernen. Dies sind mikrofeine Kratzer oder Schlieren, welche durch unsachgemäße Lackpflege, insbesondere falsche Poliertechniken, entstehen. Zudem sollte man möglichst nur die Produkte eines einzigen Poliersystems zu verwenden und die Verarbeitungsempfehlungen des Herstellers beachten.

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