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Reparaturen können teuer werden
Foto: SPX / Uli Sonntag
Reparaturen können teuer werden

GDV-Studie

Teure Reparaturen – Fortschritt kostet

Moderne Autos können immer mehr. Sicherheit, Komfort und Vernetzung verbessern sich Jahr für Jahr. Doch das hat seinen Preis. Werkstattbesuche sind sind nicht nur wegen hoher Inflationsraten teuer geworden. Drei Beispiele für die technischen Herausforderungen, die der Fortschritt mit sich bringt.  

Mit der zunehmenden Verbreitung von Assistenzsystemen werden Autos immer sicherer. Doch auch wenn die Unfallfolgen durch Notbremssysteme und Aufprallwarner heute oft weniger schwerwiegend sind als früher, bedeutet das nicht, dass dadurch auch die Reparaturkosten sinken. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) prognostiziert in seiner Studie „Automatisiertes Fahren – Auswirkungen auf den Schadenaufwand bis 2040“ für die kommenden zwei Dekaden einen lediglich moderaten Rückgang der Entschädigungsleistungen seiner Mitglieder. Gegenüber der Gesamtleistung in Höhe von 25 Milliarden Euro im Jahr 2019 wird demnach für 2040 ein Rückgang von lediglich 12 Prozent prognostiziert. In den Haftpflichtversicherungen könnten die Entschädigungen um 17 Prozent sinken, bei Kaskoversicherungen - diese regulieren Schäden am eigenen Auto - wird ein Rückgang von lediglich 7 Prozent erwartet.

Als Gründe für den erstaunlich moderarten Rückgang nennt die Studie gleich mehrere Faktoren. Der wichtigste: Die zusätzliche Technik für die neuen Assistenzsysteme treibt die Kosten von Reparaturleistungen in die Höhe. Musste früher bei einem Auffahrunfall im besten Fall nur die verbeulte Stoßstange getauscht werden, wird heute schnell ein ganzes Arsenal an Sensoren im Kühlergrill in Mitleidenschaft gezogen. Ohne Parkpiepser an der Front kommen heute fast nur noch Kleiwagen auf die Straße. Bei vielen Autos kommt noch ein Radar dazu, bei besonders hochwertigen auch ein Lidar. Allein der Teilepreis erreicht schnell mittlere vierstellige Beträge.  

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Assistenzsysteme müssen nach Reparaturen häufig neu kalibriert werden, was ebenfalls Kosten verursacht. 
Foto: Carglass
Assistenzsysteme müssen nach Reparaturen häufig neu kalibriert werden, was ebenfalls Kosten verursacht. 

Die Fahrzeugfront ist nicht die einzige empfindliche Partie beim Auto. Teuer wird es beispielswiese auch bei einer kaputten Windschutzscheibe: Sie fällt bei Pkw mit Assistenzsystemen um 25 Prozent teurer aus, wie der GDV ermittelt hat. Generell hat sich die einfache Glasplatte zum Hightech-Bauteil entwickelt – mit entsprechenden Kosten. Rund die Hälfte der Autogläser in Europa verfügen mittlerweile über Geräuschdämmung, wie die Werkstattkette Carglass errechnet hat. 40 Prozent bieten einen Hitzeschutz. Wachstum gibt es auch bei Heizung und Head-up-Displays. Ganz besonders zugelegt haben aber die Vorbereitungen für Assistenzsysteme: Fast alle neuen Autos verfügen über eine bis drei Frontkameras, die in einem speziellen Gehäuse hinter der Windschutzscheibe befestigt werden.  

Neben den Kosten, die durch die höheren Anforderungen an die Fertigung entstehen, wächst auch der Zeitaufwand beim Austausch eines kaputten Exemplars. Befindet sich hinter der Scheibe eine Kamera, etwa für den Spurhaltewarner oder den Abstandstempomat, muss diese neu kalibriert werden. Im Extremfall steuere das Fahrzeug ansonsten ohne Eingriff des Fahrenden möglicherweise bereits nach rund 100 Metern unfreiwillig in den Gegenverkehr, warnt Carglass. Das Unternehmen hat daher ein eigenes Kalibrierungs-Verfahren entwickelt, das bei immer mehr Fahrzeugen nach dem Scheibentausch zum Einsatz kommt.  

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Mit dem Gigacasting-Verfahren können besonders große Bauteile hergestellt werden – jedoch auch nur komplett getauscht werden.
Foto: Volvo
Mit dem Gigacasting-Verfahren können besonders große Bauteile hergestellt werden – jedoch auch nur komplett getauscht werden.

Ganz neue Herausforderungen stellen auch neue Produktionsmethoden wie das sogenannte Giga-Casting dar. Dabei wird das Chassis nicht mehr aus gut 70 Einzelkomponenten zusammengefügt, sondern gleich als zusammenhängendes Teil hergestellt. Das senkt die Produktionskosten, erhöht aber den Aufwand bei Reparaturen. „Großgussteile müssen bei einem Schaden komplett getauscht werden“, so Jürgen Redlich, Leiter Kfz-Technik, Betrieb und Schaden im GDV, gegenüber der Zeitschrift „Auto Straßenverkehr“. Es sei denn, der Hersteller entwickelt ein Reparaturkonzept, das festlegt, wie diese Teile mit in Reparaturwerkstätten beherrschbaren Prozessen instandgesetzt werden können. Konkret gemeint ist in diesem Fall der E-Autohersteller Tesla, der in Grünheide bereits mit der Umstellung auf Giga-Casting begonnen hat – und bislang noch kein Reparaturkonzept vorgelegt hat.  

Die Amerikaner sind allerdings nicht die einzigen, die auf Großgussteile setzen – auch Volvo und Toyota haben zumindest die teilweise Nutzung angekündigt. Ob und in welcher Höhe die Versicherungsraten bei Gigacasting-Autos steigen, wird sich allerdings erst zeigen, wenn ausreichend viele unterwegs sind und in Unfälle verwickelt werden. Für das Tesla Model Y rechnet der GDV für das kommende Jahr mit aussagekräftigen Daten. 

Holger Holzer/SP-X

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