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Batterieservice 17. Oktober 2022

Ständig unter Strom

Die Anforderungen an Nutzfahrzeugbatterien haben sich stark verändert. Herkömmliche Nassbatterien sind mittlerweile vielfach überfordert. Mit modernen Batterie-Typen und einem fachgerechten Batterieservice lassen sich Batterieprobleme und Fahrzeugausfälle leicht vermeiden.

Die Prüfung der Batterien mit einem Schnelltester bei jedem Werkstattaufenthalt hilft, Batterieprobleme im Vorfeld zu erkennen. Prophylaktisches Nachladen sollte obligatorisch sein.
Die Prüfung der Batterien mit einem Schnelltester bei jedem Werkstattaufenthalt hilft, Batterieprobleme im Vorfeld zu erkennen. Prophylaktisches Nachladen sollte obligatorisch sein.

In der Vergangenheit musste die Starterbatterie bei Nutzfahrzeugen – salopp gesagt – lediglich Anlasser, Signalhorn, Radio und Lichtanlage mit elektrischer Energie versorgen. Mit dem gelegentlichen Betrieb elektrischer Zusatzverbraucher bei ausgeschaltetem Motor kamen konventionelle Blei-Säure-Batterien gut zurecht – zumindest solange sich die Zusatzbelastung in Grenzen hielt und der Fahrer die regelmäßige Batteriewartung nicht vernachlässigt hatte.

Doch die Anforderungen an Starterbatterien haben sich drastisch verändert. Speziell die so genannten ‚Hotelfunktionen‘ im Fernverkehr und die stetig wachsende Palette an elektrischen Zusatzverbrauchern – Standklimaanlage, Standheizung, Kaffeemaschine, Kühlschrank, Laptop, Zusatzleuchten, Entertainmentsystem, Ladebordwände etc. – sowie ungünstige Fahrprofile wie Kurzstrecke im Verteilereinsatz, Stop-and-go-Verkehr und häufige Motorstarts bringen konventionelle Starterbatterien an ihre Grenzen.

Die Anforderungen an Starterbatterien haben sich drastisch verändert. Speziell die ‚Hotelfunktionen‘ im Fernverkehr benötigen viel Energie.
Die Anforderungen an Starterbatterien haben sich drastisch verändert. Speziell die ‚Hotelfunktionen‘ im Fernverkehr benötigen viel Energie.

Deshalb sind neue, leistungsfähigere Batterietypen mit AGM-(Absorbent Glass Mat)- und EFB-(Enhanced Flooded Battery)-Technologie entstanden. Aufgrund ihres speziellen Aufbaus sind diese Akkus deutlich leistungsfähiger und zyklenfester sowie unempfindlicher gegenüber schädlicher Tiefentladung. Gleichzeitig hat sich aber auch die Bedeutung des fachmännischen Batterieservices erhöht. Mit dem bislang üblichen Nachfüllen von destilliertem Wasser bei herkömmlichen Nassbatterien hat dieser nichts mehr zu tun.

Speziell bei der  professionellen Beratung, etwa bei wiederkehrenden Problemen, spielt das Know-how des Werkstattprofis bei der Wahl der ‚richtigen‘ Batterie eine wichtige Rolle. Denn mit dem passenden Stromspeicher lassen sich nicht nur die Gesamtbetriebskosten des Nutzfahrzeugs verringern, sondern gleichzeitig auch die Wirtschaftlichkeit und Einsatzbereitschaft des Fuhrparks verbessern.

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Falsche Sparsamkeit

Nutzfahrzeug-Profis und Teilehändler sehen sich immer wieder mit Nutzfahrzeugbetreibern und Fuhrparkmanagern konfrontiert, die beklagen, dass Starterbatterien „immer schlechter werden“ – was sie daran messen, dass diese vielfach schon nach einem Jahr oder früher ihren Dienst versagen. Das treibt nicht nur die Betriebskosten und die Zahl der Werkstattaufenthalte in die Höhe, sondern führt speziell im Fernverkehr immer wieder zu unangenehmen Situationen, weil der Motor nach der gesetzlichen Ruhepause plötzlich nicht mehr starten will. Üblicherweise tauscht dann der eilig gerufene Pannendienst den maroden Stromspeicher aus, um den Truck wieder flott zu bekommen. Doch selbst des schnellste Notdiensteinsatz kostet wertvolle Zeit und kann die Tourenplanung  durcheinanderwürfeln.

Eine Nacht bei laufender Kühlung kann die Batterie um bis zu 80 Prozent entladen.
Eine Nacht bei laufender Kühlung kann die Batterie um bis zu 80 Prozent entladen.

Allerdings ist nicht in jedem Fall die Qualität des Energiespeichers die Problemursache: den Nutzfahrzeugexperten von Varta zufolge ist vielfach schlichtweg eine ungeeignete Batterietype verbaut. Das kommt vor allem dann vor, wenn ohne weiteres Hinterfragen der Einsatzbedingungen oder aufgrund von fehlendem Hintergrundwissen ‚typengleich‘ getauscht wird. „Eine vermeintlich günstigere Batterietechnologie kann je nach Einsatzzweck und Ausstattung des Lkw höhere Betriebskosten verursachen als eine höherwertige“, warnen die Fachleute. Beispielsweise wenn eine konventionelle Nass- anstatt der empfohlenen AGM-Batterie verbaut werde.

Deshalb hat Varta eigens eine webbasierte ‚Batteriesuche‘ entwickelt. Zusammen mit dem zugehörigen Kostenrechner (https://varta-partner-portal.com/tco-calculator) lässt sich ermitteln, wie fatal sich falsche Sparsamkeit auf die Betriebskosten auswirken kann. Mit dem Tool können Fuhrparkbetreiber den Einfluss der verschiedenen Batterietechnologien auf ihre Gesamtkosten berechnen und herausfinden, welche Batterie optimal für das jeweilige Fahrzeug passt – und langfristig am günstigsten ist.

Achillesferse Säureschichtung

Bei herkömmlichen Nassbatterien kann es unter ungünstigen Betriebsbedingungen – überwiegender Kurzstreckenbetrieb, häufige Leerlaufphasen, wiederholte Motor-Neustarts, viele Zusatzverbraucher etc. – zu einer schädlichen Säureschichtung in den Batteriezellen kommen. „Dieses Phänomen tritt immer dann auf, wenn eine herkömmliche Nassbatterie entweder regelmäßig stark zyklisch belastet oder während des Betriebs ungenügend nachgeladen wird“, erklären die Batteriespezialisten von Banner. Auch häufige Tiefentladungen würden die Säureschichtung begünstigen: Je tiefer die Entladung, desto schneller werde die Säureschichtung zum Problem. Demnach ist bei einer Säureschichtung die Säuredichte innerhalb einer Batteriezelle ungleich verteilt, wobei sich die Anteile mit hoher Konzentration unten, die mit niedriger oben in der Zelle ansammeln.

Das führt den Experten von Varta zufolge zu vier unerwünschten Effekten, welche die Lebensdauer der Batterie verkürzen:

  • Die hohe Säurekonzentration im unteren Teil der Zelle greift die aktive Masse und die Bleigitter an,
  • durch die Säureschichtung steigt die Leerlaufspannung an, so dass das Batteriemanagementsystem (BMS) irrtümlich von einem höheren Ladezustand ausgeht und möglicherweise eine ungeeignete Ladestrategie wählt,
  • die höhere Leerlaufspannung wiederum reduziert die Ladungsaufnahme, was schließlich zu einem Ladungsmangel führt,
  • durch die unterschiedliche Säuredichten kommt es in den Zellen zu einem internen Umladeprozess auf den Platten, wodurch ein Teil der aktiven Masse sulfatiert. Dadurch sinken die verfügbare Kapazität und die Kaltstartleistung drastisch.

Um die schädliche Säureschichtung zu verhindern, haben die Batteriehersteller AGM-Batterien entwickelt. Bei diesen Typen ist die Säure in Glasfließ-Separatoren gebunden, was das Risiko von Kapazitätsverlusten durch Säureschichtung verringert und gleichzeitig eine höhere Zyklenfestigkeit bewirkt. Zudem sind AGM-Typen wesentlich rüttelfester als herkömmliche Nass-Varianten, weshalb sie sich besonders für den Heckverbau empfehlen.

Bei Batterien mit AGM- (Absorbent Glass Mat)-Technologie ist der Elektrolyt in einem saugfähigen Glasvlies gebunden.
Bei Batterien mit AGM- (Absorbent Glass Mat)-Technologie ist der Elektrolyt in einem saugfähigen Glasvlies gebunden.

Knackpunkt Entladetiefe

Angesichts immer mehr elektrischer Verbraucher nimmt die Bedeutung der Entladetiefe zu. Vor allem der Fernverkehr strapaziert Batterien heute mehr als früher, denn die Fahrer übernachten zunehmend in der Kabine ihres Trucks. Mit der Nutzung der Fahrerkabine als Hotelzimmer steigt zwangsläufig die Zahl der elektrischen Verbraucher wie Kühlschrank, Kaffeemaschine und Entertainmentsystem. Und selbst simple Basisfunktionen wie die Innenraumbeleuchtung belasten in den langen Standzeiten die Batterie.

An einem ‚Kabinen-Wochenende‘ kommen so schnell einmal sechs Stunden respektive zirka 20 Ah zusammen, was die Kapazität der Batterie um rund zehn Prozent verringert. Läuft dann abhängig von der Außentemperatur auch noch die Standklimaanlage oder -heizung, bedeutet dies zusätzlich 10 bis 30 Ampere, was die verbleibende Kapazität stündlich um rund weitere zehn Prozent reduziert. Herkömmliche Nassbatterien sterben angesichts dieser Stressfaktoren den vorzeitigen Batterie-Tod, mitunter schon nach wenigen Monaten.

Doch Truck-Batterien müssen sich nicht nur tief entladen lassen, sondern auch viele Ladezyklen verkraften. Als Ladezyklus bezeichnet man die Entladung und erneute Aufladung einer Batterie. Je öfter sich ein Lkw-Akku ent- und wieder aufladen lässt, desto mehr Übernachtungen sind möglich. Batterien mit moderner AGM- oder EFB-Technologie verkraften im Vergleich zu Nassbatterien problemlos eine hohe Zahl an Ladezyklen und bieten zugleich eine hohe zyklische Entladetiefe – was für Fuhrparkbetreiber geringere Betriebskosten und eine längere Nutzungsdauer sowie mehr Betriebssicherheit bedeutet.

Diagnosearbeiten ziehen viel elektrische Energie aus den Batterien. Stützladen sollte obligatorisch sein, denn es verhindert spätere Probleme mit dem Kunden.
Diagnosearbeiten ziehen viel elektrische Energie aus den Batterien. Stützladen sollte obligatorisch sein, denn es verhindert spätere Probleme mit dem Kunden.

‚Batterie-Tod‘ nach Werkstattaufenthalt

Batterien ‚sterben‘ allerdings nicht nur in der kalten Winterzeit. Immer wieder versagen sie plötzlich ihren Dienst, wenn sich das Fahrzeug zu Wartungs-, Reparatur- oder Diagnosearbeiten in der Werkstatt befindet. Nähert sich die Gebrauchsdauer der Batterie ihrem Ende oder ist sie möglicherweise bereits vorgeschädigt oder stark unterladen, kann beispielsweise während der Diagnosearbeiten, wenn kein stützendes Ladegerät angeschlossen ist, der plötzliche Batterie-Tod eintreten.

Verlässt das Fahrzeug mit einer gering oder weit entladenen Batterie die Werkstatt, steigt die Ausfallwahrscheinlichkeit ebenfalls, insbesondere wenn während der anschließenden Fahrten nur unzureichend nachgeladen werden kann. Deshalb sollte der Werkstattprofi bei jedem Werkstattaufenthalt die Batterien mit einem geeigneten Schnelltester prüfen, um einen kritischen Ladezustand frühzeitig zu erkennen.  Die Nutzfahrzeugspezialisten von Varta empfehlen, prophylaktisch nachzuladen, damit es erst gar nicht zu solchen Problemen kommt.

Darüber hinaus kann ein solcher, innerhalb kürzester Zeit erledigter Batterieservice ein gutes Kundenbindungsinstrument sein, mit dem sich nicht nur die Kundenzufriedenheit steigern, sondern auch der Batterieumsatz ankurbeln lässt.

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Eine häufige Ausfallursache von herkömmlichen Nassbatterien in modernen Lkw mit hohem Elektrifizierungsgrad ist speziell im Fern- und Verteilerverkehr die Sulfatierung der aktiven Masse durch Säureschichtung.
Eine häufige Ausfallursache von herkömmlichen Nassbatterien in modernen Lkw mit hohem Elektrifizierungsgrad ist speziell im Fern- und Verteilerverkehr die Sulfatierung der aktiven Masse durch Säureschichtung.

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