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Markt 10. Februar 2021

DAT-Report: Reparaturhäufigkeit auf dem Tiefstand

Weniger gefahrene Kilometer bedeuten weniger Reparaturen. Der neue DAT-Report 2021 zeigt deutlich die Auswirkungen der Corona-Krise auf das Werkstattgeschäft. Die wichtigsten Ergebnisse der Marktstudie in der Zusammenfassung.    

Der DAT-Report gilt seit über vier Jahrzehnten als Standardwerk der Automobilbranche. Er gibt präzise Auskunft über die automobilen Befindlichkeiten der Autokäufer und Pkw-Halter. Besonders interessant ist dies bei der Betrachtung des Ausnahmejahres 2020, da sämtliche Entscheidungen bei Kauf und Nutzung des Automobils auch durch die Corona-Pandemie beeinflusst wurden. Die Basis für die im DAT-Report 2021 vorgestellten Analysen ist eine repräsentative Befragung von Endverbrauchern (Autokäufern und Pkw-Haltern), die die GfK im Auftrag der Deutschen Automobil Treuhand GmbH (DAT) durchgeführt hat.

Die wichtigsten Ergebnisse:

Bedeutung des Automobils gestiegen: Während des vergangenen Jahres wurde das eigene Automobil häufiger genutzt, um Strecken zurückzulegen, für die man möglicherweise vorher ein anderes Verkehrsmittel genutzt hätte. Um dies konkret in Zahlen zu fassen, wurde den Pkw-Haltern diese Frage gestellt: „Corona beeinflusst unser Leben nach wie vor. Welche der folgenden Verkehrsmittel nutzen Sie im Vergleich zu der Zeit vor Corona ‚häufiger‘, ‚unverändert‘ oder ‚weniger‘ im Alltag?“ 25% aller repräsentativ befragten Pkw-Halter nutzten 2020 das eigene Automobil häufiger als vor der Corona-Zeit. 21% fuhren, wo es ging, häufiger mit dem Fahrrad, 28% gingen häufiger zu Fuß.

Jahresfahrleistung leicht zurückgegangen: Insgesamt ist die Fahrleistung aller Pkw-Halter im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr um 6,0% zurückgegangen. Gründe hierfür sind u. a. der Lockdown und die Arbeit im Homeoffice. Am stärksten war der Rückgang bei den Dieselfahrern (11,7% weniger Fahrleistung) zu beobachten. Während des ersten Lockdowns im März und April 2020 betrug der Rückgang insgesamt 25%, im September waren es noch -4%.

Weniger Reparaturarbeiten mehr Wartungen: Durch die Corona-Maßnahmen ist die Fahrleistung insgesamt gesunken. Dies hatte auch Auswirkungen auf das Reparaturgeschäft in den Werkstätten. Nur 32% aller Pkw-Halter gaben an, dass an ihrem Fahrzeug Verschleißreparaturen durchgeführt wurden. Addiert man die unterschiedlichen Reparaturen, die vorgenommen wurden und berücksichtigt alle Pkw, an denen nichts repariert wurde, so kommt man statistisch auf 0,44 Reparaturen pro Pkw. Dies ist, wie Grafik W6 zeigt, ein deutlicher Rückgang zum Vorjahr (2019: 0,51 Reparaturen pro Pkw). Damit beschleunigt die Corona-Krise den Trend der vergangenen Jahre, nachdem sich die Zahl der Reparaturen schon seit Jahren immer weiter verringert. Für einen gewissen Ausgleich sorgen glücklicherweise die Wartungsarbeiten: Um das eigene Fahrzeug sicher und fahrbereit zu halten, wurden im vergangenen Jahr sogar mehr solcher Arbeiten durchgeführt. Nach 0,88 Wartungsarbeiten pro Pkw im Jahr 2019 waren es 2020 im Schnitt nun 1,05 Arbeiten .

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Sehr hohe Werkstatttreue: 88% aller Pkw-Halter gaben an, die anfallenden Reparatur- und Wartungsarbeiten immer in derselben Werkstatt durchführen zu lassen. Das ist eine Steigerung um sieben Prozentpunkte zum Vorjahr. Besonders die Pkw-Halter der Generation 50+ wiesen mit 91% die höchste Werkstatttreue auf. 12% aller Pkw-Halter gaben an, gelegentlich auch die Werkstatt zu wechseln.

Kostenvoranschläge gefragt: Möglicherweise aufgrund der finanziellen Situation zahlreicher Pkw-Halter war das Interesse an Kostenvoranschlägen 2020 enorm hoch. Vor anstehenden Reparaturarbeiten holten 80% der Pkw-Halter einen Kostenvoranschlag ein, vor Wartungsarbeiten 59%. Beides sind deutliche Steigerungen zu den Vorjahren und spricht für eine gestiegene Preissensibilität der Pkw-Besitzer.

Hohe Bedeutung des eigenen Automobils zeigt sich auch bei Pflege und Wartung: Welche Beziehung die Autobesitzer zu ihren Fahrzeugen haben, offenbart sich in zahlreichen Situationen, die für den DAT-Report 2021 abgefragt wurden. Demnach haben 41% ihren eigenen Angaben zufolge ihr Auto „liebgewonnen“ und ziehen Reparaturen in Erwägung, auch wenn dies unwirtschaftlich ist. 55% lassen kleine Roststellen und Kratzer sofort beseitigen, 75% schieben Wartungs- und Reparaturarbeiten nicht auf. 67% finden, der eigene Pkw muss innen und außen gepflegt aussehen, sonst würden sie sich nicht wohlfühlen. 92% meinen, der Pkw muss immer in einwandfreiem technischem Zustand sein (vgl. Grafik W19).

Hohe Investitionsbereitschaft: Mit einem Durchschnittspreis von 14.730 Euro für einen Gebrauchtwagen wurde ein neues Allzeithoch erreicht. Dies ist im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von fast 20%. Der höhere Preis resultierte u. a. darin, dass die Fahrzeuge im Schnitt jünger waren und eine geringere Laufleistung aufwiesen als in den vergangenen Jahren. Wie Grafik P25 zeigt, wurde z. B. für gebrauchte Fahrzeuge deutscher Premiumhersteller mit 19.740 Euro am meisten bezahlt. Wer sich 2020 das erste Mal einen Gebrauchtwagen kaufte, der bezahlte im Schnitt 7.910 Euro.

Mehr Gebrauchtwagen beim Markenhandel gekauft: Mit 48% aller gekauften Gebrauchtwagen konnte der Markenhandel wieder im Vergleich zum Vorjahr aufholen (2019: 46%). Der freie Handel erreichte 21%. Somit wurden nur noch 31% aller Gebrauchtwagen auf dem Privatmarkt erworben. Der Anteil des Privatmarktes ist in den vergangenen Jahren nicht gewachsen, sondern weiter leicht rückläufig, da viele Autokäufer ihren bisherigen Wagen nicht mehr auf dem Privatmarkt verkauften, sondern eher beim Kauf ihres nächsten Wagens in Zahlung gaben.

Der Gebrauchtwagenmarkt ist der Gewinner des Jahres 2020: Nach einer Aufholjagd von Mai bis Juli und einem starken Jahresschlussspurt konnte der Gebrauchtwagenmarkt mit knapp über 7 Mio. Besitzumschreibungen nur 2,4% unter dem Vorjahr abschließen. Während des Lockdowns im Frühjahr waren die Zahlen um über 40% eingebrochen.

Überlegung zu alternativen Antrieben ja, gekauft wurde dann meist ein Verbrenner: 38% der Neuwagenkäufer hatten während der Informationsphase auch eine alternative Antriebsart in Erwägung gezogen (vgl. Grafik E1). Im Fokus standen dabei in erster Linie Hybridantriebe (mit [18%] und ohne [21%] externe Lademöglichkeit). An rein batteriebetriebenen Autos waren 11% interessiert, in der Realität kauften 2020 laut KBA knapp 9% aller privaten Neuwagenkäufer so ein Auto.

Reichweite, Ladezeiten, Infrastruktur und Kaufpreise sprechen noch gegen E-Autos: Befragt man alle Neuwagenkäufer, die sich 2020 kein rein batterieelektrisches Fahrzeug gekauft haben (insgesamt über 90% aller Neuwagenkäufer), nach den Gründen ihrer Entscheidung, so nannten die meisten weiterhin die Reichweite, gefolgt von Ladezeiten und Ladeinfrastruktur. Bei den Gebrauchtwagenkäufern waren es vor allem die hohen Anschaffungspreise und die Reichweite, die gegen eine Anschaffung eines solchen Pkw sprachen.

Rein batteriebetriebene Pkw erreichen 6,7% der Neuzulassungen: Von allen Neuzulassungen erreichten die rein batteriebetriebenen Pkw einen Marktanteil von 6,7%. In absoluten Zahlen sind dies 194.163 Einheiten, hiervon betrug der Privatanteil 48,8% oder 94.752 Pkw. Von allen neu zugelassenen Pkw (2.917.678 Einheiten; -19,1% gegenüber 2019) waren 37,1% privat erworbene Fahrzeuge (1.082.459 Pkw).

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