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Fahrzeuge 2. Januar 2017

Mercedes X-Klasse: Aller Laster Anfang

Pick-ups waren bislang mehr Arbeitstiere als Lifestyle-Laster. Doch weltweit schätzen immer mehr Kunden die Vielseitigkeit der kleinen Pritschen-Transporter. Jetzt will auch Mercedes in diesem Segment mitmischen – mit der X-Klasse.

Wer heute auf US-Highways unterwegs ist, dem wird schnell und unmissverständlich vor Augen geführt: Pick-ups sind die Lieblinge der Nation. Seit Jahrzehnten gehören sie zum festen Straßenbild. Ganz anders sieht die Welt in Europa und Deutschland aus. Hier zählen die Pick-ups eher zu den Ausnahmeerscheinungen. Die größte Zielgruppe sind berufliche Nutzer. Pick-ups werden als Arbeitsgerät für Gewerbe, Handwerk, Forstwirtschaft und Kommunen eingesetzt. Entsprechend spärlich ist der Marktanteil: 0,5 Prozent. Es gibt mehr Elektroautos bei uns.

Aber das soll sich ändern, glaubt zumindest Dr. Marion Friese. „Das Segment der Mid-size-Pickups wird weltweit bis 2025 um 39 Prozent wachsen, weil diese Fahrzeuge keine reinen Arbeitstiere mehr sein werden, sondern auch den Freizeit- und Lifestyle-Anspruch abdecken“, sagt die Leiterin Marketing Mercedes-Benz Vans. Die Stuttgarter wollen hier ab Ende 2017 die Premium-Rolle spielen und das Segment kräftig aufmischen. Die X-Klasse, so der Name des neuen Lasters tritt dann gegen Mitbewerber wie der Mitsubishi L200, Toyota Hilux, Nissan Navara, VW Amarok, Ford Ranger, Fiat Fullback und bald auch der Renault Alaskan an. Nur mit dem Unterschied: Man will der „Mercedes unter den Pick-ups“ sein. Heißt: mehr Komfort, mehr Qualität, mehr Sicherheit, mehr Luxus. Ohne jedoch dabei die traditionellen Tugenden zu verlieren, die einen Pick-up bislang ausmachten: hart im Nehmen, volle Geländetauglichkeit, Robustheit, hohe Anhängelast.

Technisch ist der Mercedes Pickup mit dem Nissan Navara verwandt, auch wenn man darüber in Stuttgart nicht gerne spricht. „Das Design, die Karosserie, das Interieur, der Antrieb, die Achsen, alles ist Mercedes-Benz“, sagt Projektleiter Dr. Klaus Benzinger. Nur der Leiterrahmen bildet eine gemeinsame Basis. Zudem lässt Mercedes die X-Klasse bei Nissan in Barcelona zusammen mit dem Navara produzieren. Die Kooperation rührt aus der Partnerschaft von Daimler mit Renault/Nissan und soll vor allem auf der Kostenseite Synergie-Effekte erzielen.

Ausstatten wird Mercedes seinen Lifestyle-Laster zunächst mit einem Dreiliter-V6-Diesel, permanenten Allradantrieb, Kriechgang und zwei Differenzialsperren. Über Leistungen spricht Benzinger noch nicht. Ausgehen sollte man jedoch von mindestens 260 PS und 700 Newtonmeter Drehmoment. Genug, um den Bootsanhänger aus dem Wasser oder den Pferde-Trailer von der Wiese zu ziehen. Es wird die X-Klasse aber auch als Vierzylinder-Diesel mit Nissan-Antrieb geben. Für einige außereuropäische Märkte wird Mercedes sogar einen Vierzylinder-Benziner anbieten.

Im Innenraum gleicht die X-Klasse einem Luxus-Laster. Freier Bildschirm, MMI-Bedienung aus der C-Klasse, Multifunktionslenkrad, Chrom, Aluminium, Carbon und Leder. Ganz klar, hier sollen neue Kunden angesprochen werden. Kunden, die jetzt vielleicht einen SUV fahren oder einen Kombi, und die es cooler finden, zukünftig mit einem Pick-up aufzukreuzen, selbst wenn sie mitten in der Großstadt wohnen. In der Aufpreisliste stehen zudem diverse Zubehör-Features zur Individualisierung. Das Segment ist prädestiniert fürs sogenannte „Customizing“. Dazu zählen fette Chrom-Überrollbügel, dicke Räder und coole Camping-Kabinen. Zu den geplanten Preisen möchte sich der Hersteller noch nicht äußern. (Michael Specht/SP-X)

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