Image
e-Kompressoren statt Kolben – der Umbruch bei Mahle ist stellvertretend für die gesamte Branche
Foto: Mahle
e-Kompressoren statt Kolben – der Umbruch bei Mahle ist stellvertretend für die gesamte Branche

Zulieferer im Wandel

Mahle: E-Kompressoren statt Kolben

Der Zulieferer ist im Aftermarket vor allem für seine Kolben bekannt – seit dem Zukauf des Klima- und Kühlungsspezialisten Behr befindet sich Mahle jedoch im Umbruch. Mittlerweile haben sich die Stuttgarter zum Marktführer von E-Kompressoren entwickelt.

Im E-Fahrzeug braucht es zwar keine Kolben mehr für den Antrieb, dafür aber umso mehr Kompressoren für die Klimatisierung und das Wärmemanagement. Ironischerweise enthalten die Taumelscheiben-Verdichter in der Regel mehr Kolben als der durchschnittliche Verbrennungsmotor, dennoch ist Markt nicht zu vergleichen. Viel Know-how aus der Verbrennungskolbenfertigung lässt sich wohl nicht in die Klimatechnik übertragen. Umso wichtiger und gravierender ist die Neuaufstellung des Unternehmens, das Jahre des Strauchelns offensichtlich hinter sich hat. Mahle erwirtschaftet bereits über 60 Prozent seines Umsatzes unabhängig vom Pkw-Verbrennungsmotor. Bis 2030 soll dieser Anteil auf 75 Prozent steigen.

Gleich drei Effekte sorgen für eine hohe Nachfrage an E-Kompressoren, also elektrisch betriebenen Klimakompressoren, die einen eigenen E-Motor statt einer Riemenscheibe besitzen, was dem Zulieferer in die Karten spielt:

  • Riemenlose Antriebe auf dem Vormarsch Schon mit Hybridanwendungen sind riemenlose Verbrennungsmotoren Wirklichkeit geworden. Elektromotoren sind im Lauf der Zeit so günstig geworden, dass elektrische Wasserpumpen und Klimakompressoren ihre riemengetriebenen Brüder auch im konventionellen Fahrzeug ablösen.
  • Die Klimaanlagenverbreitung liegt bei über 92 Prozent Während Anfang der 1990er Jahre hierzulande gerade einmal 15 Prozent aller angemeldeten Kraftfahrzeuge über eine Klimaanlage verfügten, so ist der Marktanteil der Fahrzeuge mit Klimaanlage bis im Jahr 2021 auf 92 Prozent gestiegen. Entsprechend hoch ist nicht nur die Nachfrage nach Serienteilen, sondern auch nach Wartung und Ersatzaggregaten im Schadensfall.
  • Klimaanlagen werden im E-Fahrzeug zur Wärmepumpe Da (Heiz-)Energie im E-Fahrzeug ein knappes und teures Gut ist, nutzen viele Fahrzeughersteller die Möglichkeit, die Klimaanlage des Fahrzeugs nicht nur zur Abkühlung des Innenraums zu verwenden, sondern setzen sie als Wärmepumpe auch zur Beheizung an. So erhält der Nutzer etwa dreimal so viele für die gleiche Menge (kWh) aufgewendeter Energie, als hätte man ausschließlich eine elektrische Luftheizung damit betrieben. Das effiziente Feature bringt gerade im Winter mehr Reichweite. Oftmals lassen sich die Hersteller die Zwei-Wege-Nutzung jedoch gut bezahlen. Aber nicht nur für den Innenraum ist die Klimaanlage im Stromer notwendig, auch den Akku und die Ladeelektronik hält die kühlende Technik auf Betriebstemperatur, wenn Ladeströme von bis zu 250 Ampere für beträchtliche Wärmeentwicklung in der Leistungselektronik sorgen.

Auftragsvolumen von 1,4 Milliarden Euro gesichert

Wie stark man im Bereich der E-Mobilität aufgestellt ist, zeigen die aktuellen Geschäftszahlen von Mahle: Rund 1,4 Milliarden Euro Auftragsvolumen konnten die Stuttgarter durch ihre E-Kompressoren und E-Motoren gewinnen, was durch zahlreiche Serienaufträge namhafter OEM zustande kommt. Damit sichert man sich gleichzeitig auch einen guten Anteil des Aftermarkets, wenn die Fahrzeuge älter werden und Ersatzteile fällig werden.

Hochvolttechnik und hubraumstarke Kompressoren

Der Zulieferer setzt bei seinen Verdichtern vor allem auf die Hochvolt-Technologie, also Kompressoren für Spannungslagen über 400 Volt. Mit der zunehmenden Verbreitung von 400V- und 800V-Bordnetzen ermöglichen diese einen effizienten Betrieb direkt aus der HV-Batterie, ohne den Umweg über einen Wandler gehen zu müssen. Diese Eigenschaften ermöglichen beispielsweise das für moderne E-Fahrzeuge so wichtige ultraschnelle Laden. Mahle bietet seinen Hochvolt-Kompressor aktuell in Spannungslagen bis zu 900 Volt an.

Ebenfalls wichtig für leistungsfähige Kühlung ist – wie schon einst im Verbrennungsmotor – ein möglichst großer Hubraum des Kompressors. Auch hier setzt der Zulieferer auf hohe Volumnia, erhältlich sind die Verdichter in Hubräumen bis zu 57 ccm an. Durch sein kompaktes Design ist er damit in allen Fahrzeugklassen einsetzbar, vom Pkw bis hin zu schweren Nutzfahrzeugen.

Eine der größten Herausforderungen bei batterieelektrischen Fahrzeugen ist zudem die Innenraumakustik. Fahrzeuginsassen empfinden hier schon leichte Vibrationen und geringe Geräuschentwicklungen als störend. Der geräuschoptimierte Hochvolt-Kompressor soll nur sehr geringe Vibrationen verursachen. Das Ergebnis sind laut Mahle hohe Laufruhe und beste Akustik.

TIPP: Sie interessieren sich für Neuigkeiten, Trends und Entwicklungen der der Kfz-Zuliefererindustrie? Der amz.de-Newsletter informiert Sie zweimal wöchentlich. Jetzt gleich anmelden!

Image
Mit Kompressoren für die zeitwertgerechte Reparatur will Denso seine Zweitmarke stärken

Denso-Zweitmarke

„PowerEdge“-Kompressoren für das mittlere Preissegment

Unter der Marke PowerEdge vertreibt der Klimaspezialist Denso Komponenten für Pkw und Nkw, die vor allem für die zeitwertgerechte Reparatur älterer Fahrzeuge bestimmt sind. Nun erweitert man das Angebot um gut 30 Kompressoren.

    • Klimaservice, Kompressoren
Image
Der Klimakompressor ist ein teures Bauteil – ohne Wartung drohen teure Schäden

Wartung/Reparatur

So vermeidet man Schäden am Klimakompressor

Schäden an der Klimaanlage des Fahrzeugs kommen den Kunden meist teuer zu stehen. Worauf bei der Diagnose und beim Kompressortausch zu achten ist, um teure Folgeschäden zu vermeiden. Wir geben Tipps und Hinweise.

    • Klimaservice
Image
diagnose-avl-ditest.jpeg

Messen

CES: Die hohe Kunst der tiefen Vernetzung

Fahrzeugdaten werden zu wenig genutzt, findet McKinsey. Das wird sich ändern: Besonders interessant sind die Funktionen Over-the-air-Updates sowie vorausschauende Wartung.

    • Messen, Ota
Image

Abgasskandal

Silvester-Bescherung für VW: 30 Milliarden!

Von gut 2,4 Millionen vom Dieselskandal betroffenen Fahrzeughaltern wollen nur rund 700.000 ihre Rechte gegenüber VW durchsetzen – der Konzern könnte bis zu 30 Milliarden Euro sparen.

    • Recht und Finanzen, Fahrzeughersteller