„Hersteller wälzen Problem auf Handel und Kunden ab“
Die fabrikatsgebundenen Autohäuser haben kein einfaches Jahr hinter sich. Jetzt schockiert eine weitere Zahl: In den letzten drei Monaten haben Automobilhersteller und Importeure laut einer Umfrage des ZDK die Bestellungen von rund 430.000 Fahrzeugen storniert.
Exakt 884 Fabrikatshändler hat der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) Mitte Januar befragt. 80 Prozent (708 Betriebe) der Befragten gaben laut einer Pressemeldung an, von Stornierungen betroffen gewesen zu sein. Durchschnittlich seien jedem dieser Betriebe in den letzten drei Monaten rund 37 Fahrzeugbestellungen storniert worden , in Summe rund 26.300 Fahrzeuge.
„Hochgerechnet auf 80 Prozent der bundesweit 14.600 fabrikatsgebundenen Betriebe (11.680) reden wir hier von rund 430.000 bestellten Fahrzeugen, die nun nicht mehr geliefert werden“, weist ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn auf dieses große Problem für den Automobilhandel hin. „Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Hersteller und Importeure ihre Probleme auf den Handel und die Kunden abwälzen, die für diese Probleme nichts können und durch lange Lieferzeiten schon genug gebeutelt sind. Wenn ich als Hersteller einen Auftrag annehme, dann muss ich auch dafür sorgen, dass das Fahrzeug gebaut und geliefert wird, Halbleiterkrise hin oder her.“
Die Nicht-Belieferung mit neuen Fahrzeugen habe nicht nur negative Konsequenzen für die Rentabilität der Händler. Auch die Kundenzufriedenheit, an der bei den meisten Fabrikaten ein Teil der Vergütung für die Händler hänge, werde massiv leiden. Darüber hinaus ignorierten Hersteller und Importeure teilweise den Fakt, dass mit Annahme einer Bestellung ein rechtskräftiger Vertrag zustande gekommen sei, der nicht ohne Weiteres einseitig geändert oder storniert werden könne.
Auch in Sachen Kompensation aufgrund dieser Stornierungen zeigen sich die betroffenen Händler unzufrieden: Rund 80 Prozent von ihnen gaben an, dass es keinen entsprechenden Ausgleich oder sonst eine Hilfe vom Hersteller oder Importeur gegeben habe. „Diese Situation ist für den Fabrikatshandel untragbar, und das vor dem Hintergrund eines massiven Einbruchs der Pkw-Neuzulassungszahlen, die im vergangenen Jahr um rund eine Million Einheiten unter dem Vorkrisenjahr 2019 lagen“, so Peckruhn. „Hersteller und Importeure seien jetzt in der Pflicht zu handeln.“
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