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Nutzfahrzeuge 20. Juli 2021

Die richtigen Tools für die Arbeit an Anhängern und Aufliegern

Nachdem klassische Wartungsarbeiten und Verschleißreparaturen in Nutzfahrzeug-Werkstätten immer mehr abnehmen, sind lukrative Alternativ- und Zusatzgeschäfte gefragt. Wie die Wartung und Reparatur von Anhängern und Aufliegern. Dafür gibt es eine Reihe spezieller Lösungen.

Da bei Zugmaschinen der Wartungsbedarf sinkt, fokussieren sich viele Nutzfahrzeug-Werkstätten auf die gezogene Einheit. Doch auch der Service an Aufbausystemen kann interessante Zusatzgeschäfte bringen. 
Da bei Zugmaschinen der Wartungsbedarf sinkt, fokussieren sich viele Nutzfahrzeug-Werkstätten auf die gezogene Einheit. Doch auch der Service an Aufbausystemen kann interessante Zusatzgeschäfte bringen. 

Moderne Nutzfahrzeuge müssen immer seltener für Wartungs- und Servicearbeiten in die Werkstatt. Grund hierfür sind die zunehmend längeren Wartungsintervalle und die höheren Standzeiten von typischen Verschleißkomponenten wie Bremsbelägen, Filtern und Kupplungsscheiben. Daher verlagern sich immer mehr Nutzfahrzeug-Werkstätten – insbesondere auch die markengebundenen – auf die Wartung und Reparatur der gezogenen Einheit, also von Anhängern und Aufliegern sowie auf den Service an Aufbausystemen. Wir stellen verschiedene Neuheiten vor. 

Reparieren statt stilllegen

Nichts hält ewig. Das gilt auch für das automatische Reifenbefüllsystem „SAF Tire Pilot“, das SAF-Holland als Option für seine Trailer- und Anhängerachen anbietet. Das clevere Assistenzsystem überwacht nicht nur permanent den Fülldruck der Reifen, sondern hebt diesen im Falle eines Druckverlustes automatisch auf das ursprünglich eingestellte Niveau an. Ziel des „SAF Tire Pilot“ ist es unter anderem, den Reifenverschleiß zu verringern und den Kraftstoffverbrauch zu optimieren – und das Ausfallrisiko des Trailers zu minimieren. Das System reagiert, sobald der Druck um 0,2 bar vom Sollwert abweicht und informiert den Fahrer entsprechend per Warnlampe, gleichzeitig pumpt die Kontrollbox nach.

Für den Ersatz eines werksseitig eingebauten Reifendruckkontroll-Systems „SAF Tire Pilot“ liefert SAF-Holland einen praktischen Nachrüstsatz.
Für den Ersatz eines werksseitig eingebauten Reifendruckkontroll-Systems „SAF Tire Pilot“ liefert SAF-Holland einen praktischen Nachrüstsatz.

Den Einsatz eines „SAF Tire Pilot“ sollte man allerdings bereits bei der Fahrzeugkonfiguration einplanen, da die Achsen vor der Auslieferung im Werk dafür vorbereitet werden müssen. Der Einbau der Systemkomponenten kann dann später mit Hilfe eines praktischen Nachrüstsatzes in der Werkstatt erfolgen. Mit diesem Satz lassen sich im Falle eines Defektes auch werksseitig eingebaute Assistenten schnell und auf einfache Weise wieder funktionsfähig machen – was verhindern soll, dass der Trailer unnötig lange mit einem defekten Assistenzsystem unterwegs ist. Nach Unternehmensangaben lassen sich mit dem automatischen Reifendruckkontroll- und Befüllsystem bei einem Sattelauflieger bei einer Jahreslaufleistung von 100.000 Kilometern je nach Achskonfiguration bis zu 1.100 Euro einsparen. „Damit amortisiert sich der „SAF Tire Pilot“ in der Regel meist innerhalb eines Jahres“, verspricht Markus Prößler, Leiter Produktmanagement Aftermarket bei SAF-Holland.

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Umdrehen statt entsorgen

Bei Schubböden nutzen sich die Dichtungen der einzelnen Profilelemente abhängig vom Nutzungsverhalten und vom transportierten Ladegut mit der Zeit systembedingt ab, was schließlich zu einem Verlust an Ladung führen kann. Doch selbst bei stark abgenutzten Dichtflächen sind die Aluminium-Bodenprofile meist noch in einem guten Zustand. Wenn man die Elemente um 180 Grad dreht, lässt sich die Lebensdauer einer Schubbodenanlage deutlich verlängern. Der Knackpunkt dabei sind den Nutzfahrzeug-Fachleuten von Lehnert-Tools zufolge die abgenutzten Dichtlippen zwischen den Profilen, die in einem solchen Fall erneuert werden müssen. Bislang musste man die Dichtungen zeitaufwändig per Hand entfernen, weshalb die Fahrzeugbesitzer bei einer Schubboden-Reparatur oftmals zu neuen Profilelementen griffen, anstatt diese zu drehen und mit neuer Dichtung weiter zu verwenden, so der in Neuenstadt am Kocher ansässige Werkstattausstatter.

Als interessante Lösung – insbesondere im Hinblick auf eine zeitwertgerechte Reparatur – empfehlen die Schwaben das Reinigungssystem „LeXgap“. Mit diesem lassen sich nach eigenem Bekunden harte und über die Jahre in dem Aluminiumprofil angelagerte Dichtungen rückstandslos entfernen, so dass man anschließend die T-Nuten fachgerecht für den Einbau neuer Dichtelemente vorbereiten kann. Die Reinigungsprozedur läuft laut Lehnert-Tools in zwei Schritten ab. Als erstes werden die Profilelemente mit Schnellspannern auf dem Boden fixiert und am Profilanfang und -ende jeweils ein so genannter „Bahnhof“ installiert. Dieser ermöglicht das Auf- und Absetzen des Fahrwagens mit dem Reinigungskopf auf dem zu reinigenden Profilelement. Über entsprechende Führungsrollen lässt sich der Fahrwagen auf das jeweilige Profil anpassen. Damit ist gewährleistet, dass die Hochdruck-Reinigungsdüse genau in die T-Nut trifft und dort die höchste Reinigungsleistung erzielt. Anschließend kann der Anwender per Wasserdruck, den das zum „LeXgap“-System gehörende Hochdruckaggregat erzeugt, sowohl die Verschmutzungen als auch die Dichtungsreste entfernen.

Das „LeXgap“ entfernt zuerst per Hochdruckstrahl die beschädigten Dichtungen und anhaftenden Schmutz, anschließend werden mit der Spezialklinge des Meißelhammers die letzten Dichtungs- und Oxidreste aus der T-Nut gehämmert.
Das „LeXgap“ entfernt zuerst per Hochdruckstrahl die beschädigten Dichtungen und anhaftenden Schmutz, anschließend werden mit der Spezialklinge des Meißelhammers die letzten Dichtungs- und Oxidreste aus der T-Nut gehämmert.

Im zweiten Schritt entfernt der Anwender die verbliebenen Dichtungs- und Oxidreste sowie die Befestigungsniete mit der Wechselklinge eines speziellen Druckluft-Meißels in einem Arbeitsgang aus der T-Nut. Derart vorbereitet soll sich die neue Dichtung laut Lehnert Tools mühelos in die gereinigte Nut einziehen lassen. Ergänzend zum „LeXgap“-System empfehlen die Neuenstädter spezielle Einschweißlinsen aus Aluminium, um die bisherigen Verschraubungspunkte in nur einem Schweißgang professionell zu verschließen. „Im Vergleich zum herkömmlichen, mehrlagigen Zuschweißen erzielen die Einschweißlinsen eine Zeitersparnis von 30 Sekunden je Bohrloch, was sich bei 84 Löchern auf 42 Minuten summiert“, rechnen die Fachleute von Lehnert-Tools vor. Apropos Ersparnis: Nach deren Beispielrechnung soll der Kunde bei einem Schubboden mit Sechs-Millimeter-Profilen durch das Reinigen und Wenden gegenüber Boden-Komplettersatz 1.435 Euro (bei doppelter Nutzungsdauer) sparen. In dem Beispiel sind zudem für das Reinigen und Dichtungsentfernen 2.000 Euro veranschlagt, so dass sich die „LeXgap“-Anlage rechnerisch bereits nach 8,25 Einsätzen beziehungsweise Böden amortisieren soll.

Digitaler Kranservice

Innovative Assistenzsysteme unterstützen nicht nur den Trucker bei seiner Arbeit, sondern zunehmend auch den Techniker in der Werkstatt. Beim Kranhersteller Palfinger etwa hat die digitale Transformation mit „Smart Boom Control“ (SBC) nicht nur eine digitale Kranspitzensteuerung hervorgebracht, welche eine einfachere und präzisere Bedienung des Ladekrans ermöglicht, sondern mit „Smart Eye“ auch noch ein digitales Werkzeug in Form einer „Datenbrille“, die Servicetechniker bei der Fehleranalyse und beim Reparieren von Palfinger-Produkten unterstützen soll.

Die Datenbrille „Smart Eye“ von Palfinger soll Fehlersuch- und Reparaturarbeiten erleichtern, da der Experte im Werk den Techniker vor Ort per Audio-und Video-Support in Echtzeit unterstützen kann. 
Die Datenbrille „Smart Eye“ von Palfinger soll Fehlersuch- und Reparaturarbeiten erleichtern, da der Experte im Werk den Techniker vor Ort per Audio-und Video-Support in Echtzeit unterstützen kann. 

Bei „Smart Eye“ handelt es sich um eine internetfähige Brille mit eingebauter Kamera. Setzt der Servicetechniker die Brille auf, kann er sich direkt mit einem Serviceexperten von Palfinger kurzschließen. Der Experte sieht dann auf seinem Monitor dasselbe Bild wie der Techniker vor Ort – unabhängig von der Entfernung – und kann diesen in Echtzeit bei der Arbeit unterstützen. Der Techniker erhält die nötigen Tipps und Anweisungen direkt über die mit Lautsprecher und Mikrofon ausgestattete Brille und kann freihändig arbeiten, während er den notwendigen Audio- und Video-Support erhält. Um Sprachproblemen vorzubeugen, lässt sich die verbale Kommunikation durch hochauflösende Grafiken ergänzen. Klaus Kuss

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