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Autobauer wie Ford kooperieren gegen Entgelt mit Daten-Marktplätzen wie Carmunication, Caruso oder High Mobility.
Foto: Ford
Autobauer wie Ford kooperieren gegen Entgelt mit Daten-Marktplätzen wie Carmunication, Caruso oder High Mobility.

Fahrzeugvernetzung

Autodaten auf Abruf

„Autos sprechen, hören Sie zu“, raten Daten-Anbieter. Dienstleister wie Carmunication, Caruso oder High Mobility kooperieren mit den OEM, zapfen die Sensorik an, standardisieren die Informationen und ermöglichen Dritten eigene Geschäftsmodelle.

Daten sind ein Schlüsselfaktor im Kfz-Servicegeschäft. Bislang hapert es vielen Betrieben aber mitunter an praktischen Beispielen, um diese Formel nachvollziehen zu können. Nachhilfe gab es jüngst von der Caruso GmbH: In einer Pressemeldung entführte der Daten-Anbieter nach Frankreich und schilderte einen mit Hilfe von Trackingdaten aufgeklärten Fahrzeugdiebstahl. Den Angaben zufolge zapften die Kooperationspartner GIE Argos und Caruso dazu eine im Auto verbaute Sensorik an und konnten das Gefährt orten und letztlich sicherstellen. „Sofern die Zustimmung des Fahrzeughalters vorliegt, können Fahrzeugdaten des jeweiligen Fahrzeugs, wie beispielweise die Position, einfach und unabhängig von der Fahrzeugmarke über die standardisierte Schnittstelle von Caruso abgerufen werden“, lautete die Erklärung. Norbert Dohmen, Geschäftsführer der Caruso GmbH kommentierte: „Wir haben unsere Zusammenarbeit mit GIE Argos im September dieses Jahres begonnen und können bereits sehen, wie diese Partnerschaft Früchte trägt. Immer mehr Unternehmen werden sich der vernetzten Fahrzeugdaten und ihrer Vorteile bewusst.“ GIE Argos sucht im Auftrag der französischen Versicherungswirtschaft und der Behörden nach gestohlenen Fahrzeugen.

Diese digitale Detektivarbeit ist nur ein Beispiel dafür, dass die Nutzung von Telematikdaten eine Vielzahl von Geschäftsmöglichkeiten öffnet. Bei Dr. Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, klang das auf der Bosch Connected World 2022 im November so: „Vernetzte Produkte liefern Daten über ihre Nutzung. Künstliche Intelligenz zieht aus diesen Datenmengen in Sekunden Schlüsse, die es uns ermöglichen, ganz neue Services zu entwickeln und anzubieten.“ Sein Unternehmen will also bis 2025 zehn Milliarden Euro für die Digitalisierung und Vernetzung aufwenden – dabei denkt der Bosch-Boss naturgemäß größer: Nicht nur Automobile kommunizieren zunehmend, auch Küchengeräte, Produktionsanlagen, Häuser werden in einer „Connected World“ Informationen austauschen.

Standardisierung vonnöten

Selbst wenn man sich dabei nur den Automotive-Bereich vor Augen führt, stellt einen die Datennutzung vor eine große Herausforderung – bis zum eigenen Geschäftsmodell ist es daher ein weiter Weg. Die aus den Fahrzeugen der verschiedenen Marken strömenden Daten könnten schließlich unterschiedlicher nicht sein. Was es also braucht sind Standardisierung-Dienstleister, die Datenpakete in weiterverarbeitbare Häppchen umwandeln – Daten als veredelbarer Rohstoff gewissermaßen. Auch eine gute Geschäftsidee, dachte man sich beispielsweise bei Carmunication, Caruso, High Mobility oder dem Mobility Dataspace und konkurriert aktuell mit Bosch um das entsprechende Fachpersonal wie sogenannte „Site Reliability Engineers“, „DevOps Architects“ oder „UI/UX-Specialists“. Das Ziel: Daten sollen in einem standardisierten, markenübergreifenden Format zur Verfügung gestellt werden.

Mit Hilfe von Telematikgeräten können Autos Daten für viele Zwecke an den Endnutzer weitergeben. Autodaten werden von elektrischen Sensoren erzeugt, die mit der ECU (Electronic Control Unit) verbunden sind. Das Steuergerät ist mit einem eingebauten Telematikgerät verbunden, das die Daten live überträgt. Ein Benutzer an einem zentralen Ort empfängt diese Daten über eine Schnittstelle, die so konfiguriert werden kann, dass sie für sein Unternehmen geeignet ist. Viele Merkmale eines Fahrzeugs können live oder in bestimmten Intervallen über GPS und mobile Datennetze übertragen werden. Daten werden mit Hilfe mobiler Datennetze und bordeigener Sim-Karten über die Luft übertragen, also „Over-the-Air“ übertragen heißt es beim 2013 gegründeten Unternehmen High Mobility. „Unsere Schnittstelle versorgt Ihren Service mit Datenfreigaben und mit Echtzeitupdates von Millionen von Fahrzeugen 14 bedeutsamer Fahrzeughersteller“, so die Eigenaussage. Die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) ist ebenfalls von der Marktplatzfunktion für Autodaten überzeigt, seit 2020 investiert das Unternehmen in den Berliner IT-Dienstleister. Die Anwendungsfälle umfassen digitale Fahrtenbücher, Versicherungslösungen, Auto-Abos und Informationen zum Fahrzeugzustand, Wartungsinfos sowie Möglichkeiten des „Predictive Maintenance“, wie es anlässlich einer Online-Pressekonferenz im Sommer hieß.

Kein zusätzlicher USB-Dongle

Auch Caruso bietet eigenen Angaben zufolge Nutzungsszenarien, die über das geschilderte Anti-Diebstahl-Beispiel hinausgehen: Im Oktober vermeldete Caruso eine Kooperation mit der Allianz. Der Versicherungskonzern nutzt seit geraumer Zeit die Daten vernetzter Fahrzeuge zur Unterstützung bei der Schadensregulierung. Durch die Caruso-Schnittstelle muss die Allianz nicht mehr eigene Telematik-Boxen verbauen, heißt es in der Mitteilung.

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„Black Friday“ bei BMW und Mini – auch OEM setzen auf die Daten-Autobahn: Ende November gab es Sonderangebote auf digitale Dienste und Funktionen über den BMW-eigenen Online Store.
Foto: BMW
„Black Friday“ bei BMW und Mini – auch OEM setzen auf die Daten-Autobahn: Ende November gab es Sonderangebote auf digitale Dienste und Funktionen über den BMW-eigenen Online Store.

Lediglich bei der 2016 gegründeten Initiative Carmunication gibt man sich etwas öffentlichkeitsscheu. Im Vorfeld der Automechanika 2022 war lediglich von einer Namensänderung zu lesen.  So firmiert der Zusammenschluss von eigenen Angaben zufolge 30 Unternehmen seit neustem als „Fahrzeugdaten-Leuchtturm“ (“The In-Vehicle data lighthouse”“). Auch Carmunication unterstützt potenzielle Anwender bei der Nutzung – auch wenn der Weg für den freien Aftermarket noch ein weiter sein dürfte, wie Walter Birner vom gleichnamigen Wiener Ersatzteilhändler prognostizierte: Man befinde sich derzeit noch in einem frühen Stadium, inmitten eines „Daten-Nebels“ (“data fog”).

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