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Additive 21. März 2023

Alchemie für den Motor? 

Was nützen Additive für Benzin, Diesel oder Öle? Diese Frage hat sich beinahe schon jeder Pkw-Besitzer gestellt. Was hinter Additiven steckt und was sie taugen, haben wir bei Liqui Moly erfahren.

Die Wirkung von Additiven, wie MOS2, im Motoröl ist nachgewiesen. Dennoch haben Viele Zweifel.
Die Wirkung von Additiven, wie MOS2, im Motoröl ist nachgewiesen. Dennoch haben Viele Zweifel.

Additive fürs Auto gibt es für jeden Zweck. Das Angebot reicht von Verbrennungs-Verbesserern für Benzin oder Diesel, Reinigern für das Einspritzsystem bis hin zum Verschleißschutz für Getriebe und Differential. Doch es taucht sofort die Frage auf, ob die Zusätze das halten, was die Werbung verspricht. Der Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung bei Liqui Moly in Ulm, David Kaiser, kennt die Antwort: „Hersteller von Motor- oder Getriebeölen haben bei der Rezeptur ihrer Schmierstoffe immer schon auf unterschiedliche Zusammensetzungen ihrer Produkte gesetzt.“ Hier gehe es um Ziele wie Verbrauchssenkung, Umweltfreundlichkeit, Langlebigkeit, aber auch Kraft- und Drehmomentsteigerung. Jedoch biete der Grundstoff Öl wenig Entwicklungspotential. „Deshalb müssen die Inhaltsstoffe − sprich Additive − an die Anforderungen der Motoren angepasst werden“, so Kaiser.

Um die Wirksamkeit der Additive zu belegen, werden auch Untersuchungen mit dem Mikroskop bei Liqui Moly durchgeführt.
Um die Wirksamkeit der Additive zu belegen, werden auch Untersuchungen mit dem Mikroskop bei Liqui Moly durchgeführt.

Die ersten Additive gab es schon vor dem zweiten Weltkrieg. Sie sollten Verschleiß und Schaumbildung verhindern und das Öl bei tiefen Temperaturen flüssig halten. Bis heute kommen auf Basis immer weiter entwickelter Additive bessere Schmier- und Kraftstoffe auf den Markt. Zusätze, die Ölschlammbildung, Korrosion im Motor und eine Alterung des Öls verhindern, sind heute Standard und finden sich in jedem modernen Motoröl. Gleiches gilt für Kraftstoffe. Hier gab es speziell beim Diesel große Entwicklungsschritte.

Eindrucksvoll belegt dies die DIN EN 590. Gemäß dieser muss Diesel heute bis minus 20°C kältefest sein. Auch liegt die Cetanzahl des Diesels heute zwischen 51 und 56, was ihn sehr zündwillig macht. Dass die Wirksamkeit von Additiven anerkannt ist, belegen auch die aktuellen Kraftstoff-DIN-Normen EN 590 (Diesel) und EN 228 (Otto). Diese erlauben bzw. empfehlen sogar beide die Verwendung von Additiven, weil deren Wirkung nachgewiesen ist.

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Vier Aufgabenbereiche

Additive sind bereits im Kraftstoff enthalten. Sie erfüllen vier grundsätzliche Aufgaben: Systemreinigung, Verschleißschutz (Schmierverbesserung), Verbrennungsverbesserung und Kraftstoffkonservierung. Doch warum sollte man zusätzliche Additive kaufen, wenn alle wichtigen bereits im Öl und Kraftstoff enthalten sind? Hierzu David Kaiser: „Manchmal reichen sie nicht aus, um ihre Aufgaben zu erfüllen. So können schlechte Kraftstoffqualitäten Verkokungen verursachen und bei Otto-Motoren Frühzündungen, das berühmte Klopfen, auslösen.“

Häufig treten diese Probleme bei modernen kleinvolumigen Direkteinspritzern auf. Um diesem Klopfen (LSPI) vorzubauen, sollten Verkokungen beseitigt werden. Ohne Zerlegen geht das nur mit sogenannten Brennraum-, Ventil- oder Gemischaufbereitungssystem-Reinigern. Sie lösen Verkokungen an und bauen diese mit der Zeit über die Verbrennung ab. Da auch Einspritzdüsen innerhalb kurzer Zeit gereinigt werden und sich dadurch auch das Abgas- und Verbrauchsverhalten des Motors verbessert, sind solche Reiniger für moderne Fahrzeuge geeignet.

Eine leichte Beschleunigungsverbesserung bieten Verbrennungsverbesserer für Diesel- und Otto-Motoren. Diese Additive sollen die Gemischbildung verbessern und so eine schnellere und rückstandslosere Verbrennung bewirken. Bei Liqui Moly stehen diese Mittel unter dem Namen „Speed Tec Benzin“ bzw. „Speed Tec Diesel“ im Programm.

Solche Ablagerungen führen zu unrunden Motorlauf, kosten Leistung und erhöhen den Verbrauch.
Solche Ablagerungen führen zu unrunden Motorlauf, kosten Leistung und erhöhen den Verbrauch.
Bereits nach der ersten Reinigung mit dem Ansaugreiniger-Additiv ist der Ansaugtrakt wieder völlig sauber.
Bereits nach der ersten Reinigung mit dem Ansaugreiniger-Additiv ist der Ansaugtrakt wieder völlig sauber.

Umfassender Schutz

Daneben gibt es die so genannten Verschleißschutzadditive. Blei-Ersatz für Motoren von Oldtimern ist das bekannteste Beispiel dafür. Dieser verhindert, dass die Ventile sich in den Ventilsitz einschlagen und so undicht werden. Spezielle Metallverbindungen und Salze, die sich am Ventilsitz anlagern, übernehmen die Aufgabe des Bleis. Diese Additive kommen daher bei älteren Motoren zum Einsatz, die noch keine gehärteten Ventilsitze für den Bleifrei-Betrieb haben.

Einspritzdüsen-Bohrung vor der Reinigung mit Benzin System-Reiniger.
Einspritzdüsen-Bohrung vor der Reinigung mit Benzin System-Reiniger.
Einspritzdüsen-Bohrung nach der Reinigung.
Einspritzdüsen-Bohrung nach der Reinigung.

Bei Fahrzeugen, die lange stehen, empfehlen sich Otto-Kraftstoff-Konservierungsadditive . „Kraftstoff sollte idealerweise innerhalb von 90 Tagen nach der Herstellung verbraucht werden, sonst kann er die spezifischen Eigenschaften unter Umständen nicht mehr einhalten“, erläutert David Kaiser. Leiden kann nicht nur der Korrosionsschutz, sondern manchmal auch die Zündfähigkeit. Auch kann es zur Bildung von Ablagerungen kommen. Soll der Kraftstoff zum Beispiel die Oldtimer-Winterpause unbeschadet überstehen, wird Kraftstoff-Konservierer vor der letzten Fahrt in den Tank gegeben. So erreicht er Vergaser oder Einspritzung. Da der Kraftstoff bis zu einem Jahr und länger stabil bleibt, ist er beim ersten Start nach der Winterpause im Frühjahr zündfähig.

Durch den hohen Biodiesel-Anteil im modernen Diesel können sich bei langen Standzeiten Bakterien bilden, die den Tank verschlammen. Ist dies der Fall, setzt sich der Dieselfilter während des Betriebs zu. Nach den Worten des Experten lasse sich das Problem mit einem Anti-Bakterien-Diesel-Additiv verhindern. Das Biozid mit einem breitem Wirkspektrum schützt gegen Bakterien, Hefen und Schimmelpilze. Der Wirkstoff sei bei fachgerechter Anwendung sicher und könne sowohl für Oldtimer als auch für moderne Fahrzeuge eingesetzt werden. Da es sich aber um ein Biozidprodukt handelt, empfiehlt David Kaiser vor dem Gebrauch stets Etikett und Produktinformationen zu lesen.

Wer bei extrem niedrigen Temperaturen mit seinem Dieselfahrzeug unterwegs ist, könnte ein Diesel-Fließ-Additiv verwenden. Dieses  hält den Dieselkraftstoff auch bei geringer Dosierung bei Kälte flüssig. Das Additiv erhöht die Fließfähigkeit und Filtergängigkeit des Dieselkraftstoffs und macht ihn, je nach Qualität des eingesetzten Kraftstoffs, wintersicher bis zu minus 31 °C. Es bilden sich dann keine großen Paraffinkristalle, die innerhalb kürzester Zeit den Filter verstopfen würden.

Anti-Korrosions-Additive (hier links) haben verhindert, dass im Motoröl gelöstes Wasser zu Rost im Motor führt.
Anti-Korrosions-Additive (hier links) haben verhindert, dass im Motoröl gelöstes Wasser zu Rost im Motor führt.

Leichteres Schalten

Ein weites Feld sind auch die Motoröl-Additive. Liqui Moly bietet hier mit ‘Cera Tec’, ‘Motor Protect’ und ‘Oil Additiv’ unterschiedliche Produkte an. Cera Tec enthält Verschleißschutz-Partikel auf Keramik-Basis und ist damit auch für moderne Motoren geeignet. Das ‘Oil Additiv’ setzt hingegen auf MoS2-Festschmierstoff (Molybdändisulfid) und wurde für ältere einfache Motoren entwickelt, die noch Laufbuchsen aus Stahl haben. Dank ihrer Notlaufeigenschaften verhindern beide Additive auch unter extremer Hochlast einen Schmierfilmabriss, bei dem Metall auf Metall reibt.

Im Laufe eines Motorlebens sammelt sich viel Schmutz in Form von Ölschlamm in einem Motor an. „Diese Ablagerungen senken sofort die Frischölqualität nach einem Ölwechsel“, so Kaiser. Daher sollte bei jedem Ölwechsel eine Motorspülung durchgeführt werden, um den Motor vor dem Ölwechsel nochmals von innen zu reinigen.

Motoröl ohne Additive bildet Ölschlamm. Dies ist bei alten Dieselmotoren erwünscht, bei neuen nicht.
Motoröl ohne Additive bildet Ölschlamm. Dies ist bei alten Dieselmotoren erwünscht, bei neuen nicht.

Falls die Ventile klappern, kann das auf verschmutzte Hydrostößel hindeuten. Wird „Hydro-Stössel-Additiv“ dem Motoröl beigegeben, sorgt seine Reinigungswirkung und die Verbesserung des Haftvermögens des Öls dafür, dass Ablagerungen und Verstopfungen an- bzw. aufgelöst werden und die Hydrostößel wieder normal arbeiten. Ältere Motoröle können durch Scherung oder Kraftstoffeintrag an Viskosität verlieren. Mit dem Additiv „Visco-Stabil“ kann die Hochtemperaturviskosität des Öls wieder angehoben werden. Das sorgt für konstanten Öldruck, erhöht die Schmierfilmstabilität und schützt vor Verschleiß.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass viele Additive hochwirksam sind. Aber klar ist: es gibt auch schwarze Schafe am Markt. Man kann sicher aber darauf verlassen, dass von den etablierten Herstellern Qualitätsprodukte kommen, die halten, was sie versprechen. Voraussetzung ist natürlich der Einsatz entsprechend der Vorgaben eingesetzt. Nur dann können Additive zu einer langen Lebensdauer von Motor und Antriebsstrang beitragen.

Das Experiment bei Minusgraden zeigt, wie Additive Motoröl auch bei Kälte flüssig halten.
Das Experiment bei Minusgraden zeigt, wie Additive Motoröl auch bei Kälte flüssig halten.

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