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Autoteile: „Second Life“ statt Schrottpresse

Wissenschaftler tüfteln an Analysesystem für Autoteile. KI-gestützt werden ausrangierte Fahrzeuge unter die Lupe genommen, brauchbare Komponenten identifiziert und der Bedarf von Werkstätten einbezogen.

Die Module eines Batteriespeichersystems: Demontage und Analyse von Leistung, Ladezustand und Funktionstüchtigkeit der Batterie durch das Bewertungssystem gehören zu den Kernaufgaben des Projekts „Ekoda“.
Die Module eines Batteriespeichersystems: Demontage und Analyse von Leistung, Ladezustand und Funktionstüchtigkeit der Batterie durch das Bewertungssystem gehören zu den Kernaufgaben des Projekts „Ekoda“.

Forscher des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU) haben in Chemnitz ein IT-Bewertungssystem für Autoteile entwickelt. „Wir wollen das klassische Recycling ablösen und betrachten jede Komponente eines Automobils als wertvolle Ressource“, kommentiert Dr. Uwe Frieß, Abteilungsleiter Karosseriebau, Montage und Demontage am IWU. Laut Mitteilung zeichnet sich das zugrundeliegende Projekt „Ekoda“ durch ein mit KI-Algorithmen angereichertes, automatisches Bewertungssystem aus, das ausrangierte Fahrzeuge nach brauchbaren Komponenten untersucht. Der Projektname „Ekoda“ steht als Abkürzung für „Effiziente und wirtschaftliche kreislauforientierte Demontage und Aufbereitung“. Darüber hinaus arbeiten die Wissenschaftler an einem Verfahren zur automatisierten Demontage der Einzelteile.

Die Praxisanwendung am Beispiel eines Elektrofahrzeugs liest sich in der Pressemeldung wie folgt: „Langsam fährt das Kamerasystem über den Lithium-Ionen-Akku, der gerade dem Unfallauto entnommen wurde. Es erfasst Typ, Modellbezeichnung, Leistungsklasse (in Kilowatt) und Seriennummer und gleicht diese mit einer internen Datenbank ab. Im nächsten Schritt wird die Abdeckung des Akkus halbautomatisch entfernt. Weitere Analysen folgen. Ein Messsystem erfasst den aktuellen Ladezustand, die Funktionsfähigkeit der Steuerelektronik sowie den Zustand der einzelnen Batteriezellen.“ Auf dieser Grundlage werde das Zustandsprofil ermittelt und über die Weiterverwendung befunden.

Selbstlernendes Kalkulationssystem

Nach demselben Prinzip lassen sich auch andere Autoteile prüfen und einer Weiterverwendung zuführen. So nahmen die Sachsen für ihr Projekt Teile aus Karosserie und Antriebsstrang in den Fokus. Das Bewertungssystem sei ganzheitlich und selbstlernend angelegt – zudem denken die Entwickler auch an Reparaturwerkstätten: „Deren Bedarfe oder Anfragen nach Ersatzteilen könnten zukünftig in den Datenpool des Bewertungssystems einfließen. Das System erkennt dann beispielsweise, dass eine Werkstatt in der Region genau jenes Bauteil für die Generalüberholung eines defekten Traktors gebrauchen kann, das gerade in der Prüfung ist. Die Automobil- und Zuliefererbranche könnte so neue Geschäftszweige ausbilden, die den nachhaltigen Einsatz aller Komponenten organisieren“, heißt es aus Chemnitz.

Auch Schwankungen im Energiebereich würden einbezogen. Dazu IWU-Forscher Patrick Alexander Schmidt: „Das Bewertungssystem, das wir aufbauen, ist als komplexes ganzheitliches System konzipiert. Es wird neben den technischen und ökonomischen Aspekten auch ökologische Kriterien gleichberechtigt mit einbeziehen. Ein Beispiel hierfür wären CO2-Emissionen oder Energieverbrauch, die bei der Weiterverwendung entstehen.“ So würde der Strompreis dynamisch und tagesaktuell einberechnet.

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