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Praxistipp 29. November 2022

So gelingt der fachgerechte Austausch der Luftfeder

Wenn das Kundenfahrzeug nach dem Abstellen des Motors am Heck nach und nach absinkt, ist die Diagnose meist eindeutig: Die Luftfedern sind undicht geworden und können den Druck nicht mehr halten. Nun steht der Austausch an.

Mit Luftfedern der Marke Sachs will ZF künftig SUVs und Transporter mit Ersatzteilen versorgen.
Mit Luftfedern der Marke Sachs will ZF künftig SUVs und Transporter mit Ersatzteilen versorgen.

Im Straßenverkehr, beziehungsweise vielmehr auf Parkplätzen, sieht man regelmäßig Fahrzeuge, deren Heck enorm tief eingesackt ist. Hängt das Fahrzeug nur einseitig schief, ist die Ursache meist eine gebrochene Schraubenfeder. Ist jedoch das Verhalten auf beiden Seiten identisch und handelt es sich um ein Fahrzeug der oberen Mittelklasse oder ein SUV, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass eine Undichtigkeit in der Luftfederung für den Schiefstand verantwortlich ist.

So lange die Luftfederung in Ordnung ist, sorgt sie für hohen Fahrkomfort und Lastenausgleich (Niveauregulierung) bei hoher Beladung. Im Gegensatz zu Stahl-Schraubenfedern ist die Lebensdauer der Gummibälge, in denen die Druckluft gespeichert wird, begrenzt. Mit zunehmendem Alter können die Luftfedern den Druck nicht mehr dauerhaft halten und lassen das Fahrzeug bei Nichtbetrieb früher oder später absacken. Während dieses Verhalten im Anfangsstadium noch eine gewisse Zeit zu tolerieren ist, so sind die Luftfedern spätestens dann reif für den Austausch, wenn das Absacken schon bei kurzen Standzeiten von wenigen Stunden der Fall ist. 

Austausch verhindert teuren Kompressorschaden

Auch wenn so mancher Fahrzeughalter das Problem noch gar nicht richtig realisiert hat, so droht teures Ungemach aus dem Motorraum: Die elektrischen Verdichter, die den notwendigen Druck für die Luftfederung aufbauen müssen, sind nicht für derart hohe Förderleistungen und eine Betriebsdauer gedacht, wie sie eine defekte Luftfeder erfordert. Ist diese stärker beschädigt, läuft der Kompressor bald im Dauerbetrieb und das Fahrzeug beginnt schon bald nach dem Abstellen mit dem Absacken. Angesichts von Ersatzteilpreisen von 625 Euro und mehr für einen neuen Kompressor, tut man als Werkstatt gut daran, den Kunden hinsichtlich des Austausches der Luftfedern zu beraten. Denn während die Luftfedern in diesem Station ohnehin schon geschädigt sind, lässt sich der Kompressor noch retten – in dem die Luftfedern fachgerecht ausgetauscht werden.

Diagnose unverzichtbar

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Der Einsatz eines Diagnosegeräts ist bei Arbeiten an der Luftfederung unverzichtbar. Das gilt nicht nur für die Fehlersuche, sondern auch, weil es bei manchen Fahrzeugen nötig ist, sie in einen Service- oder Hebebühnenmodus zu versetzen. Andere Autohersteller schreiben vor, bei Arbeiten an der Luftfederung die Sicherung des Kompressors zu entfernen. Solche modellspezifischen Herstelleranweisungen müssen Werkstätten vor der Arbeitsaufnahme unbedingt einsehen. Doch auch allgemeine Fehler und Sollwerte wie die Ansteuerung des Kompressors und das Druckniveau sollte die Werkstatt mittels Diagnose prüfen, bevor sie sich an die Arbeit macht. Insbesondere vor dem Ablassen des Fahrzeugs muss wieder ausreichend Druck aufgebaut werden, damit die neuen Luftfedern nicht direkt wieder beschädigt werden. 

Die (De-)Montage

Vor dem Ausbau muss der Mechatroniker die Luftfeder entleeren. Den Befehl dafür gibt er in den meisten Fällen über das Diagnosegerät. Der Vorgang kann mehrere Minuten dauern und sein Abschluss wird vom Diagnosegerät angezeigt. Ist die Feder leer, kann der Mechatroniker sie ausbauen. Da Stand-alone-Luftfedern meistens nur eingeklipst sind, geht das sehr schnell und leicht – anders als bei Stahlfedern, für die man einen Federspanner braucht. Ebenso leicht fällt der Einbau des Neuteils. Beim Montieren des Luftschlauchs kommt eine Produkteigenschaft der neuen ZF-Luftfedern zum Tragen, die die Montage erleichtert. Die Ersatzteile sind bereits mit einem vormontierten Luftanschluss ausgestattet, in den der Schlauch nur eingesteckt werden muss. Bei Produkten anderer Anbieter hingegen muss der Luftanschluss bei der Montage zunächst erst vormontiert werden. 

Am Ende der Reparatur initiiert der Mechatroniker per Diagnosegerät das Wiederbefüllen der Luftfeder. Selbstverständlich sollten Luftfedern ebenso wie Stahlfedern oder Dämpfer immer paarweise getauscht werden. 

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