Direkt zum Inhalt
Telematik 7. Oktober 2021

Freie Daten für freie Werkstätten

Der Zugriff auf die Fahrzeugdaten ist einer der entscheidenden Wettbewerbsfaktoren für den Servicemarkt der Zukunft. In einem gemeinsamen Pilotprojekt realisieren BMW und Bosch jetzt die automatisierte Übermittlung von Fahrzeugdaten an freie Werkstätten.

Die freien Werkstätten sollen die Daten aus den BMW-Fahrzeugen zum gleichen Zeitpunkt und im gleichen Umfang wie die Fahrzeughersteller bekommen. 
Die freien Werkstätten sollen die Daten aus den BMW-Fahrzeugen zum gleichen Zeitpunkt und im gleichen Umfang wie die Fahrzeughersteller bekommen. 

Immer mehr Fahrzeuge im Markt verfügen über sogenannte Connected Services. Das heißt, sie sind über das Internet vernetzt und mit dem Hersteller verbunden. Dieser kann auf diesem Weg Daten abrufen oder Updates über das Mobilfunknetz („over the air“) aufspielen. Gleichzeitig ergeben sich durch diese Connected Services neue Anwendungsmöglichkeiten etwa für Reparatur- und Wartungsdienstleistungen. Im Markt existieren verschiedene Lösungen, die es auch freien Werkstätten ermöglichen, auf diese Fahrzeugdaten zuzugreifen, um die notwendigen Dienstleistungen anzubieten. Jetzt stellen BMW und Bosch gemeinsam eine solche technische Lösung vor.

Erster Anwendungsfall ist die Übermittlung der BMW-Fahrzeugdaten bei einem konkreten Servicebedarf an freie Werkstätten (englisch: First Notification of Service Need oder kurz FNOS). Ziel des FNOS-Projekts von BMW und Bosch war es zunächst, die technische Machbarkeit der automatischen Übermittlung von Fahrzeugdaten über den Service- oder Reparaturbedarf auch an freie Werkstätten zu belegen“, heißt es in einer Bosch-Pressemitteilung.

Automatische Übermittlung aller wichtigen Fahrzeugdaten

Zunächst erhält der Autofahrer eine Benachrichtigung über eine bevorstehende Wartung oder eine notwendige Reparatur. Dazu werden detaillierte Live-Daten aus dem Fahrzeug ausgewertet. Die Informationen zum Servicetermin oder der Reparatur werden – sofern der Autofahrer dem zugestimmt hat – automatisch an seine bevorzugte Werkstatt übermittelt. Das kann künftig auch eine freie Werkstatt sein. „Neben den üblichen Informationen zum Fahrzeugmodell werden unter anderem die Daten zum Servicebedarf, wie der Kilometerstand, das Serviceintervall und das Datum bzw. die Distanz zum nächsten Service übertragen“, erläutert Dr. Andreas Klein, Projektleiter Diagnose-Anwendungen und -Services bei Bosch Automotive Aftermarket. „Zusätzlich werden auch die Informationen aus den Fehlerspeichern des Fahrzeugs übermittelt“. Die Werkstatt kann damit den Service oder die Reparatur im Detail vorbereiten, direkt einen Terminvorschlag, ein Angebot und Details zur Wartung, wie Ölwechsel oder Bremsbelagwechsel, per SMS dem Kunden zuschicken, welche auf dem Infotainment-System des Fahrzeugs angezeigt wird.

Die für den Prozess benötigten Daten aus dem Fahrzeug stellt der bayerische Autohersteller seit 2017 mit „BMW CarData“ bereit. Dieser Service ist gemäß dem Nevada-Konzept (Nevada = Neutral Extended Vehicle for Advanced Data Access) des Verbands der Automobilindustrie (VDA) für berechtigte Dritte offen. Dazu zählen beispielsweise freie Werkstätten oder Gutachter, die zum gleichen Zeitpunkt und im gleichen Umfang wie die Fahrzeughersteller Zugang zu Fahrzeugdaten erhalten sollen. „Wir entwickeln BMW CarData ständig weiter“, sagt Erwin Wagner, Leiter Fahrzeug- und Servicedatenmanagement bei der BMW Group. „Aktuell bieten wir über 90 Datenpunkte an. Die Arbeit mit Bosch dient dazu, das Nevada-Konzept produktiv umzusetzen“.

Ad

Neutrale Datenplattform für die sichere Datenübertragung

Wichtig bei der automatisierten Übermittlung der Fahrzeugdaten an die Werkstatt und der Antwort der Werkstatt an das Kundenfahrzeug sind Datensicherheit und -verfügbarkeit. Die Datenübermittlung zwischen den Backendservern von BMW und Bosch erfolge deshalb technisch sicher über den neutralen Datenmarktplatz Caruso. Caruso wurde Ende 2017 von verschiedenen Automobilzulieferern, zu denen auch Bosch gehört, gegründet. Die freie Datenplattform schließt die Lücke zwischen Datenanbietern und Nutzern, indem sie die Daten verschiedener Marktteilnehmer in einem gemeinsamen System vereint und damit neue datenbasierte Geschäftsmodelle ermöglicht.

Neben der Kooperation mit BMW arbeitet Bosch nach eigenen Angaben derzeit gemeinsam mit weiteren Fahrzeugherstellern daran, auch deren Fahrzeugdaten zu übermitteln. Ziel sei es, den Zugang zu den für Wartung und Reparatur erforderlichen Fahrzeugdaten für freie Kfz-Betriebe auch zukünftig sicherzustellen.

Passend zu diesem Artikel