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Teilegroßhandel 1. März 2021

Mit „Vjumi“ die Kunden stets im Blick

Die Nutzung der in Fahrzeugen generierten Daten wird in Zukunft einen enormen Einfluss auf das Servicegeschäft haben. Die Select AG hat mit „Vjumi“ einen eigenen Telematikdienst entwickelt, der jetzt auf den Markt kommt.

 
 

Der permanente Zugriff auf Fahrzeugdaten eröffnet der Kfz-Branche eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten im Service. Zumindest in Theorie. In der Praxis wissen die meisten Fahrzeughersteller anscheinend selbst noch nicht so recht, wie sich die Unmengen an gesammelten Telematikdaten in sinnvolle Geschäftsmodelle übertragen lassen. Für die Player des freien Marktes fängt das Problem hingegen schon damit an, überhaupt erst den Zugriff auf die Daten zu bekommen.

Die Teilehandelskooperation Select hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit dieser Thematik beschäftigt – und präsentiert jetzt mit „Vjumi“ eine eigene Telematiklösung für den freien Markt. Wobei das nicht ganz die passende Bezeichnung für das neue Angebot ist, wie Select-Vorstandsvorsitzender Stephan Westbrock betont: „Es geht bei Vjumi um die digitale Kommunikation zwischen Autofahrer, Auto und Werkstatt. Die Telematik ist nur ein Teil des Gesamtpakets.“ Rechtlich angesiedelt ist Vjumi bei der „d-amp GmbH“, eine im vergangenen Sommer zwecks Bündelung der digitalen Angebote gegründete Tochtergesellschaft der Select AG.

Optimierung des Servicegeschäfts

Grundidee des neuen Systems ist, die freien Werkstätten mit den Fahrzeugen ihrer Kunden zu vernetzen und auf Basis der daraus gewonnenen Daten das Servicegeschäft zu optimieren. Bei älteren Fahrzeugen erfolgt die Anbindung über Dongles, die dauerhaft in der OBD2-Dose des Fahrzeugs verbleiben. Bei modernen Fahrzeugen, die bereits ab Werk für die Konnektivität vorbereitet sind, werden die Daten direkt vom Hersteller bezogen. Das gilt insbesondere Autos aus dem Hause BMW. „Für die Werkstatt ist es letztlich egal, auf welchem Weg die Daten zu ihr kommen“, erklärt Daniel Trost, IT-Vorstand der Select AG. Entscheidend sei vielmehr, wie die Werkstätten die Daten anschließend für ihr Geschäft nutzen können. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Integration von Vjumi in den Autoteilpiloten ATP – also in die cloudfähige Komplettlösung der Select AG für Werkstattplanung und -steuerung. Der Werkstattbetreiber erhält zukünftig direkt im ATP den Überblick über die konnektierten Kundenfahrzeuge.

Er wird über Fehlermeldungen und anstehende Service und HU/AU-Termine informiert und kann jederzeit mit dem Kunden in Kontakt treten und ihm Angebote oder Terminvorschläge schicken. Im Schadens- oder Pannenfall wird die Werkstatt darüber hinaus in Echtzeit benachrichtigt und kann dem Kunden sofort Hilfe anbieten. „Letztlich können die Betriebe auf Grundlage der automatisierten Datenerfassung ihre Werkstatt- und Serviceprozesse digitalisieren und ihr Serviceangebot für den Kunden erweitern“, fasst Daniel Trost das Leistungspaket zusammen.

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Der Werkstattkunde seinerseits kann Vjumi über sein Smartphone nutzen. Die App versorgt den Autofahrer mit den wichtigsten Informationen zu seinem Fahrzeug. Das reicht von Benachrichtigungen über eventuelle Störungen am Fahrzeug über die Rechnungshistorie bis hin zur Möglichkeit, mit der Werkstatt einen Termin zu vereinbaren. Ein rechtssicheres digitales Fahrtenbuch für Dienstwagenfahrer soll in Kürze verfügbar sein. Der permanente Datenfluss vom Auto in Richtung Werkstatt ist dabei keine zwingende Voraussetzung für die Nutzung von Vjumi. Daniel Trost: „Auch Kunden, die keinen Dongle in ihrem Fahrzeug haben möchten, können die App für die Kommunikation mit der Werkstatt nutzen.“

Dongles mit Monatsgebühr

Ganz kostenlos wird die neue Lösung allerdings nicht verfügbar sein. Die für die Datenübertragung in älteren Fahrzeugen notwendigen Dongles haben einen Stückpreis von von 69,99 Euro. Die monatliche Nutzungsgebühr soll zwischen 13 und 15 Euro liegen. Wer das allerdings am Ende konkret bezahlt, ist nicht genau definiert. „Die d-amp berechnet diese Gebühr dem Großhändler bzw. der Select AG“, erläutert Stephan Westbrock. In die exakte Preisfindung hin zum Autofahrer möchte er sich aber nicht einmischen. Diese sei Ermessensasche von Großhandel und Werkstätten, eine feste Vorgabe gebe es nicht. „Ich persönlich würde als Werkstatt mindestens die Hälfte an den Autofahrer weiterberechnen“, so Westbrock. Die App selbst ist kostenlos für Android- und IOS-Systeme verfügbar.

Am 7. Mai soll auf einer großen Onlineveranstaltung, zu der alle 9.200 Werkstattpartner der Select AG eingeladen werden, der offizielle Startschuss für das neue Telematiksystem gegeben werden. „Wir wollen keine langweilige Vortragsveranstaltung machen, sondern eine informative Unterhaltungsshow auf die Beine stellen“, verspricht Stephan Westbrock. Auf dem Programm stehen unter anderem ein Talk mit Fachgästen sowie eine Livedemonstration, in der gezeigt wird, wie ein Fahrzeug angebunden wird. Auf die Werkstattkunden der Select-Gesellschafter beschränkt ist das neue Angebot nicht. „Wir sind vom Erfolg von Vjumi überzeugt und öffnen das System nach dem Start auch für andere Marktteilnehmer“, so Stephan Westbrock.

(Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, dass die Dongles einen Stückpreis von 95 Euro haben und in dem Betrag ein Pfand in Höhe von 55 Euro enthalten ist. Die Select AG hat ihr Preismodell aber zwischenzeitlich aktualisiert.)

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