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Karosserieschäden 23. Oktober 2020

Es kracht seltener im Corona-Jahr

Im ersten Halbjahr ging die Zahl der Unfälle gegenüber Vorjahr um ein Fünftel zurück. Wenn es jedoch zum Schadenfall kommt, lotsen Versicherungen vermehrt ins Partnernetz.

Im ersten Halbjahr 2020 hat Leaseplan Deutschland knapp über 20.000 Kfz-Schäden abgewickelt. Das sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum insgesamt rund 19 Prozent weniger Schäden in der Vollkasko- und Teilkaskoversicherung. Als Gründe gibt der Leasinganbieter zum einen weniger Sturm- und Hagelschäden an (minus 30 Prozent), zudem ging der Diebstahl von Navigationsgeräten zurück (minus 57 Prozent). Der Dienstleister betreut laut Mitteilung einen Fuhrpark von über 110.000 gewerblich genutzten Fahrzeugen.

Eine weitere Ursache dürfte der Corona-bedingte Rückgang der Fahrleistung sein. Einer Auswertung von Avrios aus dem Monat Juli zufolge wirkten sich die Ausgangsbeschränkungen messbar auf die individuelle Mobilität aus: Demnach gingen im März, April und Mai die gefahrenen Kilometer von in Deutschland zugelassenen Flotten-Fahrzeugen um bis zu 20 Prozent zurück. Wer weniger fährt, kommt folglich seltener zu Schaden. Das zeigt auch ein Blick auf Daten des Statistischen Bundesamts: Den Angaben zufolge nahm die Polizei in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 18,3 Prozent weniger Unfälle auf als im 1. Halbjahr 2019.

Der durchschnittliche Aufwand je Schaden und somit die durchschnittlichen Reparaturkosten sind laut Leaseplan um mehr als fünf Prozent gestiegen. Die zunehmende Zahl von Assistenzsystemen mache das Autofahren zwar sicherer, aber wenn es zu einem Schadenfall kommt, seien die Reparaturkosten entsprechend hoch, hieß es. Dies bestätigen auch Zahlen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV): Ersatzteile wie Scheinwerfer, Windschutzscheiben und Kotflügel sind einer Auswertung zufolge deutlich teurer geworden. Zwischen August 2019 und August 2020 haben die Autohersteller die Preise im Schnitt um fast fünf Prozent erhöht, wie aus einer aktuellen Auswertung des Verbands hervorgeht.

Schadenregulierung nimmt zu

Laut dem KÜS-Trend Tacho nehmen HUK Coburg, Allianz und Co. verstärkt Einfluss auf die Schadensregulierung: Die Kfz-Versicherer bieten Kunden günstigere Tarife, die mit einer Klausel zur Werkstattbindung einhergehen. Mit ihren Werkstattpartnern vereinbaren die Unternehmen dabei besondere Konditionen, d.h. die Betriebe senken ihre Stundenverrechnungssätze und Teilepreise – im Gegenzug stellen die Versicherer eine bessere Auslastung in Sicht. Was nach Ansicht des Versicherungsnehmers in Ordnung ist (82 Prozent der Befragten äußerten sich entsprechend), ist in der Werkstattwelt nicht unumstritten. Fraglich ist, ob Autohaltern die Sachlage klar ist. Den Begriff Werkstattbindung und die Konsequenz interpretieren laut KÜS lediglich 52 Prozent korrekt. Unfallschäden dürfen letztlich nur in den Partnerwerkstätten der eigenen Versicherung repariert werden.

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Die Kritik der Servicebetriebe kann allerdings den Trend nicht stoppen: Laut KÜS wurde 2016 bei 30 Prozent der Versicherungsnehmer bei einem Karosserieschaden Einfluss genommen, 2018 lag der Wert bei 41 Prozent. In diesem Jahr findet sich die Quote den Nachforschungen der Sachverständigenorganisation zufolge bei 55 Prozent. Die Anzahl der Versicherungspolicen mit Werkstattbindung stieg von neun Prozent im Jahr 2010 auf aktuell 22 Prozent.

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