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Leise surrt es vor sich hin ...

Ein praktischer Stadtlieferwagen mit Elektroantrieb – den hat die Hannoversche Waggonfabrik (HaWa) als Modell EM3 schon 1921 an ihre Kunden geliefert.

Dieses Modell ging 1922 an die Stadtwerke Braunschweig – heute BS Energy – und wurde erst Anfang der 60er-Jahre ausgemustert. Weitere 30 Jahre überlebte der einsitzige Transporter als Theaterkulisse, bis BS Energy ihn 2018 zur Aufarbeitung an die Hanomag-Freunde in Bockenem-Störy übergab. Dort hat man bereits einschlägige Erfahrungen mit HaWa-Fahrzeugen: Horst-Dieter Görg entdeckte vor rund 20 Jahren ein Exemplar in Australien und holte es nach Hannover. Es steht dort heute im Historischen Museum.

Der Motor befand sich laut den Hanomag-Freunden in einem erstaunlich guten Zustand. Ein örtlicher Prototypenbauer für moderne Elektromotoren konnte ihn nach gründlicher Reinigung wieder zur Verfügung stellen. Der eigentliche Grund, warum der EM3 nicht lief, war ein defekter Walzenschalter, der die Stromzufuhr regelt. Die Hanomag-Freunde bauten ihn nach, rekonstruierten die verunstaltete Front des Wagens, ergänzten den Kabelbaum und organisierten einige Kleinteile. Abschluss war eine neue Lackierung.

Ursprünglich war der HaWa mit 20 Batteriezellen zu zwei Volt ausgerüstet. So sollte es auch wieder sein, allerdings moderner und effizienter als vor 100 Jahren. Das erforderliche Material samt Ladegerät lieferte die Wernigeröder Batteriefabrik – immerhin 180 Kilo. Ob der Lieferwagen seine alte Reichweite erreicht, muss sich noch zeigen. Die Corona-Krise beeinträchtigt aktuell die Testphase. HaWa hat die Höchstgeschwindigkeit 1921 mit Tempo 30 angegeben und eine Reichweite von 70 bis 100 Kilometern. (TV)

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