Gummi-Metall-Lager wie Schlitzbuchsen und Silentlager sind unter anderem in Längs-, Quer-, Dreiecks- und Diagonallenkern sowie in Stoßdämpfer- und Blattfederaugen verbaut. Sie dämpfen nicht nur Geräusche und Vibrationen, sondern übernehmen vielfach auch Führungsaufgaben. Nicht zuletzt deshalb zählen sie zu den sicherheitsrelevanten Komponenten eines Nutzfahrzeugs. Und obwohl die Teile bis zum Ende ihrer Lebensdauer meist unauffällig agieren, sollte sie der Nutzfahrzeugfachmann nicht nur bei der regelmäßigen Wartung im Blick haben, sondern auch, wenn es Probleme am Fahrwerk gibt. Denn ein defektes Gummi-Metall-Lager ist bei Fahrwerksproblemen selten der Verursacher, sondern meist das Opfer.
Typische Ausfallursachen
Einen wesentlichen Einfluss auf die Lebendsauer eines Gummi-Metall-Lagers haben die Betriebsbedingungen. Extremer Baustellenbetrieb, häufiger Betrieb an der Zuladungsgrenze sowie schlechte Straßen im Fernverkehr fordern irgendwann ihren Tribut. Zudem spielt das Alter eine Rolle, denn mit der Zeit verflüchtigen sich die Weichmacher aus dem Gummimaterial, wodurch es versprödet und Risse bekommt. Auch Betriebsflüssigkeiten wie Motor-, Getriebe- und Hydrauliköle setzen dem Gummi zu und lassen ihn aufquellen und weich werden.
Typische Hinweise auf defekte Gummi-Metall-Lager sind Geräusche wie beispielsweise hartes, metallisches Schlagen oder nerviges Quietschen beim Überfahren von Unebenheiten und/oder beim Last- respektive Richtungswechsel. Darüber hinaus deutet ein schwammiges Fahrverhalten auf einen fortgeschrittenen Lagerverschleiß hin, etwa wenn sich der eingegossene Dämpfungsgummi von der äußeren oder/und inneren Buchse getrennt hat oder die innere Buchse stark ausgeschlagen ist.
Problematischer Ausbau
Erfahrungsgemäß gehört der Austausch von Gummi-Metall-Lagern – speziell von Schlitzbuchsen – nicht zu den „Lieblingsarbeiten“ eines Nutzfahrzeug-Profis. Denn oftmals fehlt das erforderliche Spezialwerkzeug, so dass häufig selbstgebaute „Räuberlösungen“ und „selbstgestrickte“ Provisorien zum Einsatz kommen, deren Handling durchaus gefährlich sein kann. Vor allem kleinere Reparaturbetriebe, bei denen der Lageraustausch nicht zum täglichen Brot gehört, sparen sich vielfach den Kauf eines meist nicht ganz billigen Spezialwerkzeugs.
Dabei gäbe es neben den teuren hydraulischen Aus- und Einpresswerkzeugen auch manuelle Hilfsmittel, welche deutlich günstiger sind. Mit spitzem Bleistift gerechnet amortisieren sich solche, vielfach auch für andere Arbeiten geeignete Spezialwerkzeuge meist schon nach kurzer Zeit respektive nach ein paar erfolgreich getauschten Lagerbuchsen. Einerseits, weil sich damit schneller und sicherer arbeiten lässt, und andererseits, weil mit ungeeigneten Werkzeugen des öfteren Schäden an Mann und Material zu beklagen sind.
Dass der Buchsentausch unbeliebt ist, liegt unter anderem daran, dass sich meist schon der Ausbau der defekten Buchse problematisch gestaltet. Speziell, wenn diese aufgrund von Passungsrost wie festgeschweißt in ihrer Bohrung oder auf dem Führungsbolzen sitzt. Häufig verpuffen in solchen Situationen selbst harte Schläge mit dem Vorschlaghammer oder dem Schlagauszieher wirkungslos, speziell bei beengten Platzverhältnissen. Selbst simple mechanische Auszieher versagen bei besonders festsitzenden Lagern häufig.
Meist ist dann der zeitaufwändige Ausbau der betroffenen Komponente und das Ausdrücken der Buchse an der Werkstattpresse angesagt – oder der Schweißbrenner kommt zum Einsatz, in der Hoffnung, damit die „Korrosionverschweißung“ lösen zu können. Schneller – und mit deutlich weniger Kollateralschäden im Umfeld der Reparaturstelle (z. B. an Luftleitungen oder der Verkabelung) – lässt sich dies mit einem Induktionsheizgerät erledigen. Die Induktionsenergie pulverisiert quasi den hemmenden Passungsrost, so dass sich die Buchse beziehungsweise der Bolzen schließlich mit vergleichsweise geringem Krafteinsatz ziehen lässt.
Problemloser Einbau
Doch auch beim Einbau sind Spezialwerkzeuge äußerst hilfreich. Denn im Vergleich zu den häufig praktizierten „Räuberlösungen“ wie dem konischen Anschleifen der äußeren Buchse oder dem Versuch, eine Schlitzbuchse mit der großen Rohrzange vorzuspannen, „flutscht“ es mit dem Spezialtool. Außerdem bleibt der Korrosionsschutz an der Buchsenoberfläche erhalten, was ein rasches Wieder-Festrosten der neuen Buchse verhindert. Für den zügigen, sicheren und professionellen Wechsel von Gummi-Metall-Lagern – besonders von Schlitzbuchsen – bieten die namhaften Werkzeughersteller zahlreiche Montagelösungen in den unterschiedlichsten Ausprägungen an: Vom preisgünstigen, handbetriebenen Spindelauszieher bis hin zu hydraulischen Varianten mit hand- beziehungsweise motorbetriebener Druckpumpe.
Speziell für den Schlitzbuchsen-Tausch gibt es Werkzeuge mit einer Spannvorrichtung, mit der sich die Halbschalen der Buchsen parallel und schonend auf das erforderliche Einbaumaß vorspannen lassen. Bei herkömmlichen Konus-Hülsen besteht die Gefahr, dass bei unsachgemäßer Handhabung die Buchse Schaden nimmt. Der größte Vorteil der Speziallösungen ist allerdings, dass man die Feder zum Buchsentausch nicht komplett ausbauen muss, sondern dies direkt an der jeweiligen Achse erledigen kann. Außerdem beinhalten die meist universell verwendbaren Einbauhilfen zahlreiche Druckstücke mit unterschiedlichen Durchmessern, mit deren Hilfe sich weitere Aus- und Einpressaufgaben bewerkstelligen lassen.
Ersatzteil inklusive Montagewerkzeug
Eine pfiffige Lösung für den ungeliebten Schlitzbuchsen-Wechsel haben sich die Nutzfahrzeugspezialisten von Meyle einfallen lassen. Frei nach dem Motto „Ersatzteil und Werkzeug in einer Box“ haben sie eine besonders werkstattfreundliche Reparaturlösung entwickelt, welche neben vorkomprimierten Buchsen auch ein spezielles Montagewerkzeug zum fachgerechten Einbau enthält. Das Kit soll vor allem jenen Nutzfahrzeug-Profis den Arbeitsalltag erleichtern, welche auch ohne teures Spezialwerkzeug fachmännisch reparieren wollen.
Das Clevere dabei: Meyle spannt die Schlitzbuchsen werkseitig auf das finale Einbaumaß vor und stülpt eine Kompressionshülse darüber, so dass sich diese mit dem mitgelieferten Montagewerkzeug zügig und einfach montieren lassen. Bei der Montagehilfe handelt es sich um zwei speziellen Stahlringe, von denen einer die Buchse am Federauge führt und der andere die Kompressionshülse abstreift. Laut Meyle ist damit ein passgenauer, rascher Einbau mit werkstattüblichen Mitteln und ohne weitere Spezialwerkzeuge möglich. Die Montageringe sind wiederverwendbar, etwa wenn die Buchsen einzeln bestellt werden.
TIPP: Sie interessieren sich für Reparaturtipps, technische Hintergründe und nützliche Werkzeuge? Der amz.de-Newsletter informiert Sie zweimal wöchentlich. Jetzt gleich anmelden!