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Unternehmensführung 13. August 2020

Konzeptionell gut aufgestellt?

Werkstattkonzepte unterstützen die Freien Werkstätten auf vielfältige Art und Weise. Doch wie beurteilen die Praktiker die Angebote? Die Initiative Qualität ist Mehrwert wollte es genau wissen und hat eine Online-Umfrage zu diesem Thema gestartet – mit interessanten Ergebnissen.

Mechaniker in der Werkstatt
Mechaniker in der Werkstatt

Elektromobilität, Digitalisierung, Fachkräftemangel und dieses Jahr zu allem Überfluss auch noch die Corona-Pandemie. Der Markt wird für Freie Werkstätten immer anspruchsvoller. Zahlreiche Werkstattkonzepte versprechen Unterstützung bei den vielfältigen Aufgaben. Gleichzeitig binden sie Werkstätten an sich, im Markenauftritt, im Einkauf, im Marketing oder mit anderen Leistungen.

Doch sind Freie Werkstätten zufriedener, wenn sie wirklich komplett frei agieren oder bieten die Werkstattkonzepte echte Vorteile, die von mehr Werkstätten genutzt werden sollten? Exakt 764 Werkstattinhaber haben sich an einer aktuellen Online-Befragung der Initiative Qualität ist Mehrwert beteiligt. 54% der befragten Werkstattinhaber gaben dabei an, Partner mindestens eines Konzeptes zu sein. 41% agieren laut eigener Auskunft komplett frei, die anderen Teilnehmer waren angestellt oder führen eine Vertragswerkstatt oder ein Autohaus.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Umfrage in der Zusammenfassung:

  • Zufriedenheit überwiegt: Die meisten Werkstätten sind mit ihrer Entscheidung für oder gegen ein Werkstattkonzept zufrieden. Satte 62% der Konzeptwerkstätten sehen keine Nachteile durch ihre Zugehörigkeit. Mit 25% werden die hohen Kosten als häufigstes Manko genannt. Deutlich abgeschlagen mit nur 9% kritisieren die Befragten die Einkaufsbindung Entscheidungsspielraum. Noch 4% bemängeln den eingeschränkten Entscheidungsspielraum. Das ist genau der Punkt, der andere Freie Werkstätten dazu bringt, sich gegen Werkstattkonzepte zu entscheiden: 83% der Befragten nannten die Unabhängigkeit und Entscheidungsfreiheit als Hauptgründe, sich gegen ein Konzept zu entscheiden. Den größten Vorteil in ihrer Ungebundenheit sieht das Gros (85%) der Befragten im freien Einkauf.
  • Nachholbedarf bei Digitalisierung: Der Großteil der Konzeptwerkstätten pickt sich die benötigten Leistungen des Werkstatt-Konzeptes heraus: 72% nutzen die Angebote, die ihnen wichtig sind; 19% nutzen nahezu alle Angebote des Konzeptes und nur 9% nehmen nur wenige Leistungen in Anspruch. Bei den Weiterbildungen werden die Angebote der Großhändler (89%) mit Abstand bevorzugt, gefolgt von Schulungen der Innungen (50%) und der Industrie (37%). Informationen beziehen die meisten ungebundenen Werkstätten durch ganz unterschiedliche Kanäle. Mit über 70% werden jeweils Fachmessen, Großhändler, Fachmedien und Onlineplattformen genutzt. Größter Wissensdurst besteht bei dem Thema Digitalisierung. 58% der befragten Konzeptwerkstätten wünschen sich hier mehr Unterstützung – damit ist dieser Bereich der mit Abstand gefragteste.
  • Loyalität gegenüber Partnern: Freie Werkstätten sind treue Geschäftspartner. Sowohl bei Konzeptwerkstätten, als auch bei ungebundenen Werkstätten ist eine hohe Loyalität gegenüber Lieferanten und Partnern spürbar. 85% der Konzeptwerkstätten sind ihren Konzepten treu. Nur 12% haben in den vergangenen fünf Jahre ein Konzept gewechselt und lediglich 3% planen einen Wechsel. Auch im Tagesgeschäft sind die Werkstätten treue Kunden: 64% der Freien Werkstätten bevorzugen einen festen Teilelieferanten, weitere 28% wechseln nur gelegentlich. Der Grund für diese Kontinuität ist offenbar die sehr guten Kundenorientierung der Teilelieferanten. 95% der Befragten geben an, dass die Belieferung durch den Großhandel zeitnah und reibungslos klappt.
  • Konzepte unterstützen bei Ausrichtung: Die Konzeptlandschaft in Deutschland ist stark differenziert. Manche bieten den Werkstätten vielfältige Leistungen aus einer Hand, haben aber auch umfassende Vorgaben für die Werkstattpartner. Andere Werkstattkonzepte sind deutlich freier aufgestellt, bieten aber auch weniger Leistungen. Diese Differenzierung sorgt auch dafür, dass 80% der Werkstätten einem Konzept angehören. 20% haben sich für zwei oder mehr Konzepte entschieden. Bei der Ausahl des passenden Konzepts gehen viele Werkstätten sehr gezielt vor und entscheiden sich klar für das Leistungsspektrum, das am besten zu den jeweiligen individuellen Voraussetzungen passt.
  • Konzepte empfehlenswert für Branchen-Neulinge: 46% der Befragten würden einem jungen Kfz-Meister für den Start der Selbstständigkeit den Anschluss an ein Konzept empfehlen. 32% schätzen die freie Selbstständigkeit als bessere Option ein und 22% raten von der Selbstständigkeit komplett ab. Die Antworten der Befragten sind dabei interessanterweise nicht vom eigenen Status abhängig.
  • Selbstständigkeit aus Überzeugung: Hauptgrund für die Ablehnung von Werkstatt-Konzepten ist die gefühlte Einschränkung der eigenen Entscheidungsspielräume. Zu große Bindung (64%), das Gefühl der Bevormundung (54%) und erst an dritter Stelle die Kosten (39%). Die Antworten der befragten Konzeptwerkstätten zeigen ein gänzlich anderes Bild: 82% der fühlen sich in ihren freien Entscheidungen überhaupt nicht eingeschränkt. Mit 25% werden jedoch am häufigsten die Kosten als Nachteil der Konzepte genannt. Eine mögliche Erklärung für diese unterschiedliche Sichtweise ist, dass die gänzlich freien Werkstätten das Unternehmertum mit allen Rechten und Pflichten und dem dazugehörigen Entscheidungsspielraum signifikant mehr schätzen, als die Unternehmer, die sich mit dem Anschluss an ein Konzept Unterstützung für manche Aufgaben gesichert haben.
  • Markenauftritt als Triebfeder: Die Gründe für den Beitritt in ein Werkstattkonzept sind vielfältig und variieren je nach Konzept. Vergleicht man die Antworten nach Größe der Werkstätten, zeigt sich ein recht einheitliches Bild: Unabhängig von der Größe steht der Markenauftritt unangefochten an Platz 1, wobei große Werkstätten (größer 20 Mitarbeiter) mit 87% die meiste Gewichtung auf den Außenauftritt legen. Platz zwei und drei gehen größenunabhängig an die Weiterbildungsangebote und das Netzwerk.
  • Kleine Werkstätten fühlen sich in Konzepten wohler: Grundsätzlich lässt sich auf Grundlage der Angaben der Befragten kein eindeutiger Schluss ziehen, für welche Werkstätten Konzepte die bessere Option sind. Allerdings lässt sich erkennen, dass größere Werkstätten kritischer und skeptischer gegenüber Konzepten sind: Von den kleinen Werkstätten mit bis zu 5 Mitarbeitern fühlen sich nur 15% manchmal in den freien Entscheidungen eingeschränkt, bei den großen Werkstätten über 20 Mitarbeiter sind es 40%. Auch die Zufriedenheit ist bei dieser Gruppe am geringsten. Während nur 23% der befragten Werkstätten mit mehr als 20 Mitarbeitern angeben, rundum zufrieden zu sein und keine Nachteile zu sehen, sind es bei den Werkstätten mit bis zu 20 Mitarbeitern satte 60%.

Fazit

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Das Ergebnis der Umfrage zeigt: Die Zufriedenheit der Freien Werkstätten hängt nicht davon ab, ob sie einem Konzept angehören oder nicht. Insgesamt sind freie Werkstätten mit Konzeptanbietern, aber auch mit dem Großhandel sehr zufrieden. Gerade kleinen und mittelgroßen Werkstätten mit bis zu 20 Mitarbeitern oder Kfz-Meistern, die sich selbstständig machen wollen, können Konzepte das Leben erleichtern. Wichtig ist, dass bei der Auswahl das passende System ausgewählt wird, denn die Systeme unterscheiden sich deutlich in der Verbindlichkeit und den Schwerpunkten.

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