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Klimaservice beim Nfz 10. März 2022

Der Feind im Klimasystem

Der Filtertrockner ist quasi die Mülltonne der Klimaanlage, denn dort landen Schmutz und Feuchtigkeit. Doch seine Aufnahmekapazität ist begrenzt. Deshalb sollte er regelmäßig beim Klimaservice, aber auch bei Reparaturen am Kältemittelkreislauf ersetzt werden. Andernfalls droht der „Klima-Super-GAU“.

Der Filtertrockner gehört zu den klassischen Verschleißkomponenten des Klimasystems und sollte regelmäßig alle zwei Jahre beim Klimaservice ersetzen werden.
Der Filtertrockner gehört zu den klassischen Verschleißkomponenten des Klimasystems und sollte regelmäßig alle zwei Jahre beim Klimaservice ersetzen werden.

Das Fahrerhaus eines Fernverkehr-Lkw ist für den Trucker gewissermaßen Arbeitsplatz und Wohnzimmer in einem. Damit das Kabinenklima auch bei hohen Außentemperauren erträglich bleibt, verfügen die meisten Lkw mittlerweile über eine komfortable Fahrt-Klimaanlage. Bei vielen Truckern ist die Aircondition täglich in Betrieb, denn sie kühlt nicht nur, sondern trocknet auch die Innenraumluft, was beispielsweise den gefährlichen Scheibenbeschlag bei feuchtem Wetter verhindert.

Die häufige Nutzung verlangt den Komponenten der Klimaanlage jedoch Höchstleistungen ab, so dass ein regelmäßiger Klimaservice nötig ist. Wird dieser unterlassen oder nicht fachgerecht ausgeführt, lässt die Kühlleistung nach und es kommt zu Funktionsstörungen. Im schlimmsten Fall droht ein ‚Super-GAU‘ im Klimasystem – was einen unnötigen Werkstattaufenthalt mit entsprechender Ausfallzeit und erheblichen Reparaturkosten nach sich zieht.

Fatale falsche Sparsamkeit

So gilt das Motto: Falsche Sparsamkeit kann teuer werden, speziell beim Klimaservice. Im Klartext: wird ein überalterter oder verbrauchter Filtertrockner nicht erneuert, löst sich dessen gesättigtes Filterkissen auf. Die losgelösten, harten Partikel gelangen in den Kältemittelkreislauf und ‚verseuchen‘ dort sämtliche Klimakomponenten. Landen die Partikel schließlich im Klimaverdichter, bedeutet dies einen Kompressor-Totalschaden sowie einen stark verschmutzten Kältemittelkreislauf.

Fatale Feuchtigkeit: Löst sich ein gesättigtes oder überaltertes Filterkissen auf, gelangen die harten Partikel in den gesamten Klimakreislauf. Im Extremfall kommt es zum ‚Klima-Super-GAU‘.
Fatale Feuchtigkeit: Löst sich ein gesättigtes oder überaltertes Filterkissen auf, gelangen die harten Partikel in den gesamten Klimakreislauf. Im Extremfall kommt es zum ‚Klima-Super-GAU‘.
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Ursache für einen solchen Schaden ist Feuchtigkeit im Klimasystem. Das Fatale dabei ist, dass diese mit der Zeit selbst bei intakten Anlagen über Kältemittelschläuche und Dichtungen ‚systembedingt‘ in die Anlage gelangt. Einmal im System, verursacht die Feuchtigkeit nicht nur schwer zu lokalisierende Funktionsstörungen. Ein Klassiker hierfür ist die zeitweilige Vereisung des Expansionsorgans, wodurch die Aircondition immer wieder unvermittelt ausfällt und nach kurzer Standzeit, wenn der Eispfropfen durch die Standwärme wieder weggetaut ist, ganz normal weiterfunktioniert. Vor allem aber kann Feuchtigkeit zusammen mit Kältemittel und Kältemittelöl korrosive Säuren bilden, welche die aus Leichtmetall gefertigten Klimakomponenten angreifen und dort zu einem zerstörerischen Lochfraß und damit Totalverlust des Kältemittels führen.

Filtern und trocknen

Um zu verhindern, dass es bei einer Fahrt-Klimaanlage während des Betriebs zu feuchtigkeitsbedingten Leistungsverlusten, Systemausfällen und teuren Reparaturen kommt, gibt es eine spezielle Schutzvorrichtung: den Filtertrockner beziehungsweise Akkumulator. Herzstück ist jeweils ein Filterelement aus hygroskopischem (= wasseranziehendem) Material, welches dem Kältemittel die Feuchtigkeit entzieht. Gleichzeitig hält das Filterkissen mit dem Kältemittel zirkulierende Schmutzstoffe und Fremdkörper, etwa Kompressorabrieb und aus den Schläuchen gelöste Gummipartikel, zurück.

Ob ein Filtertrockner oder ein Akkumulator verbaut ist, hängt von Anlagentyp ab. Systeme mit thermostatischem Expansionsventil verfügen über einen Filtertrockner, der auf der Hochdruckseite zwischen Kondensator und Expansionsventil sitzt. Bei aktivierter Aircondition tritt heißes, flüssiges Kältemittel unter hohem Druck in den Trockner ein und passiert dort den Filtereinsatz. Dessen hygroskopische Trocknersubstanz fängt die ‚vagabundierenden‘ Schmutzpartikel ein und entzieht dem Kältemittel gleichzeitig die schädliche Feuchtigkeit und speichert diese.

So sieht der gleiche Trockner-Typ im Neuzustand aus: In dem Beutel befindet sich hygroskopisches Granulat, das die im Kältemittel befindliche Feuchtigkeit herausfiltert und bindet.
So sieht der gleiche Trockner-Typ im Neuzustand aus: In dem Beutel befindet sich hygroskopisches Granulat, das die im Kältemittel befindliche Feuchtigkeit herausfiltert und bindet.

Bei Anlagen mit Festdrossel beziehungsweise Expansionsrohr dagegen ist auf der Niederdruckseite ein Akkumulator verbaut. Im Vergleich zu einem Filtertrockner besitzt dieser ein größeres Volumen. Und so funktioniert er: Das Gemisch aus flüssigem und gasförmigem Kältemittel strömt mit vergleichsweise geringem Druck vom Verdampfer kommend in den Akkumulator. Das schwerere flüssige Kältemittel sinkt nach unten ab, während das gasförmige aufsteigt und über ein integriertes Steigrohr vom Kompressor abgesaugt wird.

Neben den Funktionen ‚Filtern‘ und ‚Trocknen‘ hat der Akkumulator noch eine weitere wichtige Aufgabe: gasförmiges und flüssiges Kältemittel zu trennen, damit es im Klimakompressor keinen ‚tödlichen‘ Flüssigkeitsschlag gibt. Wie ein Filtertrockner im Detail funktioniert, zeigt Mahle anschaulich unter https://www.techtool.mahle.com/de/nkw/turn/ac_lkw/component/ac04a in einem animierten Video auf seiner TechTool-Seite.

Ausfall mit fatalen Folgen

Die harten Partikel eines aufgelösten Filterkissens sind in den Verdichterraum des Klimakompressor eingedrungen. Der Kompressor-Totalschaden war damit vorprogrammiert
Die harten Partikel eines aufgelösten Filterkissens sind in den Verdichterraum des Klimakompressor eingedrungen. Der Kompressor-Totalschaden war damit vorprogrammiert

Wie alle Filterelemente, so handelt es sich auch bei Filtertrocknern und Akkumulatoren um typische Verschleißteile. Da die Feuchteaufnahmekapazität des Trocknerelements begrenzt ist, empfehlen die Klimatechnikspezialisten von Mahle einen regelmäßigen Austausch, idealerweise alle zwei Jahre im Rahmen eines professionellen Klimaservices. Denn aufgrund eines versäumten Filtertrocknerwechsels könne es zu teuren Folgeschäden kommen, die im Extremfall in einem Kompressor-Totalschaden mit all seinen bekannten – und von Fuhrparkbetreibern ‚gehassten‘ – Nebeneffekten gipfelten.

Über den reinen Servicegedanken hinaus gibt es allerdings noch einen weiteren Grund, diese wichtige Schutzkomponente zu erneuern: wenn der Kältemittelkreislauf geöffnet wurde, um eine Komponente zu tauschen, oder weil Reparaturarbeiten an einem anderen Fahrzeugsystem ein Öffnen des Kältemittelkreislaufs erforderten. Denn dabei gelangt über den offenen Kreislauf zwangsläufig schädliche Feuchtigkeit ins System.

)) So sieht es in einem Klimakompressor aus, wenn der Feuchtegehalt in der Anlage über längere Zeit extrem war.
)) So sieht es in einem Klimakompressor aus, wenn der Feuchtegehalt in der Anlage über längere Zeit extrem war.

amz-Praxistipp

Kältekreislauf offen – Filtertrockner neu!

Wird der Kältekreislauf des Klimasystems geöffnet – etwa um unfallbedingt den Klimakondensator oder eine Kältemittelleitung zu ersetzen, oder um einen ‚gestorbenen‘ Klimakompressor zu erneuern – gelangt zwangsläufig schädliche Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft in die Anlage. Um den Feuchtigkeitseintrag so gering wie möglich zu halten, muss der Werkstattfachmann schnellstmöglich sämtliche Öffnungen mit geeigneten Mitteln wie Plastikstopfen oder Gummi-Luftballons verschließen.

Vor dem Wiederbefüllen der Anlage muss man in jedem Fall den Filtertrockner erneuern und das gesamte System gründlich und ausreichend lange – die Experten von Mahle empfehlen mindestens 30, besser 45 Minuten – mit dem Klimaservicegerät evakuieren, um jegliche Feuchtigkeit zu entfernen. Unter kritischen Umgebungsbedingungen kann sogar ein zweiter Evakuierungsprozess notwendig sein. Zudem ist bei einem Trockner-Tausch das entnommene Kältemittelöl nach Herstellervorgabe zu ergänzen.

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