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Dem Leck auf der Spur

Findet sich Flüssigkeit unter dem Auto, ist schnelles Handeln angesagt, um größere Schäden am Fahrzeug zu vermeiden. Die Identifizierung der Flüssigkeit und die Suche nach dem Leck hat daher oberste Priorität.

Oh Schreck, ein Leck! Von der Konsistenz und Farbe her handelt es sich bei dieser Flüssigkeit sicherlich um Motoröl.
Oh Schreck, ein Leck! Von der Konsistenz und Farbe her handelt es sich bei dieser Flüssigkeit sicherlich um Motoröl.

Flüssigkeitsflecken unter dem Auto sind meist ein schlechtes Zeichen. Nur wenn es sich um Kondenswasser aus der Klimaanlage handelt, das über einen Schlauch vom Klimasystem unter das Fahrzeug abgeleitet wird, ist der Fleck harmlos. Meist sind es ausgetretene Betriebsflüssigkeiten wie beispielsweise Öl oder Kühlwasser. Dann muss sofort gehandelt werden. Doch zuerst muss anhand der Konsistenz die Flüssigkeit identifiziert werden. Erst dann lassen sich Rückschlüsse auf das Leck ziehen. Hier die wichtigsten Eigenschaften der Flüssigkeiten. Dabei kann nach Konsistenz und/oder Farbe, aber auch nach Geruch unterschieden werden. Konsistenz und Farbe der Flüssigkeit lassen sich leicht erkennen, wenn davon etwas auf die (geschützten) Finger oder auf ein weißes Blatt Papier gegeben wird.

  • Dunkle bzw. schwarze, ölige Flüssigkeiten sind höchstwahrscheinlich Motoröl.
  • Ölige orange und hellbraune Flüssigkeiten deuten auf Getriebeöl hin.
  • Ölige grüne, rote oder gelbe Flüssigkeiten sind oft Hydrauliköle.
  • Kühlflüssigkeit (oder Heizung) ist ebenfalls grün, rot oder gelb. Auch orange Kühlflüssigkeiten gibt es. Sie sind deutlich wässrig.
  • Die Farbpalette von Waschwasser kann jede Farbe haben. Meist sind sie jedoch blau.
  • Brems- oder Kupplungsflüssigkeit ist meist klar, mit einem gelblichen Schimmer. Ältere Bremsflüssigkeit hat meist eine bräunliche Farbe. Die Konsistenz ist wässrig.
  • Benzin oder Diesel erkennt man an ihrer klaren Konsistenz. Benzin hat einen bläulichen Schimmer und ist wässrig, Diesel hat einen gelblichen Farbton mit leicht öliger Konsistenz.

Ein wichtiger Indikator für die Identifizierung ist auch der Geruch der Flüssigkeit.

  • Motoröl riecht verbrannt mit einer metallisch-modrigen Note. Dazu kommt der Geruch des jeweiligen gefahrenen Kraftstoffs (Diesel oder Benzin).
  • Getriebeöl riecht stark säuerlich und stechend, ähnlich dem Gummigeruch neuer Reifen. Grund hierfür sind zahlreiche Additive und Schwefelverbindungen.
  • Hydrauliköl riecht stark künstlich ölig. Der Geruch erinnert an billiges Plastik.
  • Kühlflüssigkeit hat einen modrig abgestanden und leicht süßlichen Geruch. Manche Sorten riechen zusätzlich leicht würzig.
  • Gewöhnliche Bremsflüssigkeit riecht benzinähnlich und stechend. Silikonbasierte Bremsflüssigkeit kann auch sehr plastikartig riechen.
  • Den Geruch der Kraftstoffsorten, Benzin oder Diesel dürfte jeder kennen.
Bremsflüssigkeit ist zunächst klar und durchsichtig. Mit zunehmendem Alter wird sie gelblich und dann braun.
Bremsflüssigkeit ist zunächst klar und durchsichtig. Mit zunehmendem Alter wird sie gelblich und dann braun.
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Wie viel Flüssigkeit ist ausgetreten?

Wird Flüssigkeitsverlust festgestellt, muss unverzüglich nach der Ursache des Lecks gesucht werden. Vor allem, wenn viel Flüssigkeit ausgetreten ist. Doch die ausgetretenen Mengen können täuschen. Grund ist hierfür die Viskosität. So breitet sich mittelviskoses Motoröl, aber vor allem auch niedrigviskose Hydraulikflüssigkeit wie Kriechöl, über das betreffende Bauteil recht schnell weitflächig aus. Kommt dann noch Straßenstaub hinzu, wird das Öl durch die Kapillarwirkung über sehr große Flächen dünn verteilt. Meist handelt es aber nur um sehr geringe Mengen. Sind keine Tropfen sichtbar, bezeichnen viele den schmierigen Überzug als „Schwitzen“.

Wie dringend der Handlungsbedarf ist, kann nur durch eine großflächige Reinigung im Bereich des Ölaustritts festgestellt werden. Hierzu empfiehlt sich eine Motor- oder Unterbodenwäsche mit einem Hochdruckreiniger, wobei entsprechende Waschchemie und oder Heißdampf verwendet werden sollte. Dabei sind selbstverständlich die Umweltauflagen zu beachten. Danach wird das Fahrzeug gründlich trocken und warm gefahren, damit das Öl genügend Zeit hat, auszutreten.

Hydraulikflüssigkeit, für beispielsweise Servolenkungen, kann verschiedenen Farben haben, hier ist sie grün.
Hydraulikflüssigkeit, für beispielsweise Servolenkungen, kann verschiedenen Farben haben, hier ist sie grün.

Den Spuren folgen

Zur Lecksuche wird das Fahrzeug auf die Hebebühne gefahren und von unten gut ausgeleuchtet. Öl-Lecks lassen sich zum Teil schwer lokalisieren, da Öl sich sehr weit von seiner ursprünglichen Quelle ausbreiten kann. Dies kann das Auffinden des Lecks unter Umständen schwierig machen. Hilfreich ist es hier, der Ölspur entgegen der Schwerkraft und dem Fahrtwind zu folgen, bis eine verdächtige Stelle erreicht ist. Solche Stellen sind oftmals gebrochene oder verschlissene Dichtungen von Gehäuseteilen, zum Beispiel von Motorblock oder Getriebe. Der „Klassiker“ sind Wellendichringe, die rotierende oder axial sich bewegende Bauteile abdichten sollen. Häufige Beispiele sind die Kardan- oder Schaltwelle.

Bei der Suche nach dem Ölleck sollten die Informationen der digitalen Reparaturanleitungen der Fahrzeug- und Diagnosegerätehersteller nicht fehlen, um auch versteckte Möglichkeiten, wie defekte Öldruckschalter, Motorsensoren oder Temperaturfühler, zu finden. Für die Lecksuche sollte man sich zudem genügend Zeit nehmen. Dies sollte dem Kunden auch so kommuniziert werden, denn manche Lecks treten nur unter speziellen Bedingungen oder sporadisch auf. So kommt es vor allem bei Motor- und Getriebeöl bevorzugt zum Ölaustritt, wenn der Antriebsstrang richtig heiß gefahren ist. Daher sollte man nach einer gründlichen Reinigung des Motors und Unterbodens das Fahrzeug auf einer erweiterten Probefahrt warm fahren. Danach lässt man es mindestes einen Tag stehen. Dabei sollte ein Karton unters Fahrzeug gelegt werden, um besser erkennen zu können, wo das Öl austritt.

Zu berücksichtigen ist hierbei aber auch, dass sporadische Ölaustritte mit speziellen Funktionen am Motor oder Getriebe zusammenhängen können, die nur manchmal genutzt werden. Ein Beispiel dafür ist der thermostatgesteuerte Ölkühler. Ist dieser undicht, wird der Defekt im Winter kaum in Erscheinung treten, weil speziell dieser Ölkreis nicht aktiv ist. Der Motor erscheint dann monatelang dicht.

Ölablassschrauben sind typische Stellen für Öllecks am Motor. Besonders wenn die Dichtung öfters verwendet wird.
Ölablassschrauben sind typische Stellen für Öllecks am Motor. Besonders wenn die Dichtung öfters verwendet wird.

Wenn´s warm wird

Schwierig ist gelegentlich auch die Lecksuche beim Kühlkreislauf. Zum Auffinden der Lecks muss man hier zunächst auf „Kalkspuren“ achten. Diese finden sich oft an den Schlauchanschlüssen am Kühler oder Motorblock. Auch hier spielt die Temperatur eine große Rolle. Je mehr Druck im Kühlsystem im Betrieb aufgebaut wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass das Leck sich zeigt. Vor allem, wenn die Lamellen des Kühlers korrodiert oder an Lötstellen gerissen und undicht sind, werden sie sich bei unter Druck stehenden Systemen sehr wahrscheinlich zeigen.

Das Gleiche gilt auch für den Heizungskreislauf, der am Kühlkreislauf angeschlossen ist. Hier ist der Wärmetauscher gelegentlich defekt, was manchmal an nassen Teppichen im Innenraum des Fahrzeugs zu erkennen ist. Damit das Fahrzeug nicht zur Lecksuche warmgefahren werden muss, kann das Kühl- und Heizsystem auch extern mit Druck beaufschlagt werden. Zusammen mit Lecksuchsprays oder einfachem Seifenwasser lassen sich so auch zuverlässig Lecks in diesen Systemen finden.

Teuer und arbeitsintensiv sind Undichtheiten des Kühlkreislaufs hin zum Ölkreislauf und umgekehrt. Wasser im Öl erkennt man ohne Analyse meist am Öleinfülldeckel als sulzigen hellbraunen Schlamm. Öl im Wasser hingegen schwimmt auf dem Kühlwasser im Ausgleichbehälter oder im Kühler. Bei Tageslicht ist das Öl leicht an den typischen Regenbogenschlieren zu erkennen. Ein weiteres Indiz für ein Leck ist Blasenbildung im Ausgleichbehälter, während der Motor läuft oder das System mit Druck beaufschlagt wird. Die Ursache ist in den meisten Fällen eine defekte Zylinderkopfdichtung. Im schlimmsten Fall hat der Motorblock oder ein Zylinder einen Riss. Ein Grund dafür kann ein Frostschaden aufgrund fehlendem Frostschutz sein. Hier hilft dann nur eine aufwendige Motorüberholung, um den Schaden zu lokalisieren bzw. zu reparieren.

Hydraulikpumpen werden gerne an der Riemenradachse undicht. Besonders wenn das Hauptlager Spiel bekommt.
Hydraulikpumpen werden gerne an der Riemenradachse undicht. Besonders wenn das Hauptlager Spiel bekommt.

Poröser Gummi

Auch Hydrauliksysteme wie Servolenkung oder Zentralverriegelung sind häufig undicht. Bei älteren Fahrzeugen liegt dies oft an in die Jahre gekommenen Gummi-Druckschläuchen oder Fittingen. Auch die Servopumpe selbst kann, je nach Bauweise, an mehreren Stellen undicht sein. Mit am häufigsten liegt der Schaden bei einer defekten Dichtung der Hauptlagerwelle. In einem solchen Fall hilft nur die Überholung der Pumpe oder ihr Austausch. Ähnliches gilt leider oft auch für die Nehmereinheiten, wie Fensterheber, Lenkservos, oder Schlosssteller.

Akute Platzgefahr! Solche brüchigen Kühlerschläuche müsse schnellstmöglich gewechselt werden.
Akute Platzgefahr! Solche brüchigen Kühlerschläuche müsse schnellstmöglich gewechselt werden.

Höchste Gefahr besteht bei Bremsflüssigkeitsverlusten. Sie können zum Totalausfall einer Bremse führen. Hauptursache sind alte, verhärtete Gummibremsschläuche, die beim Ein- und Ausfedern der Räder zum Brechen neigen. Bremsleitungen aus Metall können hingegen korrodieren und dann sogar platzen. Nicht zuletzt werden auch die Bremskolben in der Bremszange oder im Geberzylinder undicht. Da das Bremssystem an seinen Oberflächen staubtrocken sein muss, fallen Undichtheiten daran schnell auf. Einen schleichenden Verlust der Bremsflüssigkeit bemerkt man jedoch nur aufgrund eines schwammigen Bremsdruckpunktes und einem geringer werdenden Füllstand im Ausgleichsbehälter. Da dies jedoch sehr langsam geschieht, gewöhnen sich viele Autofahrer an die „weiche“ Bremse. Kfz-Profis erkennen das Problem aber bei der Direktannahme recht schnell am Bremsenprüfstand und am Füllstand der Bremsflüssigkeit im Ausgleichsbehälter.

Für die Umwelt sehr schädlich ist auch Kraftstoffverlust. Hierfür kommen alle Komponenten des Kraftstoffsystems in Betracht. Um der Undichtheit auf die Spur zu kommen, vor allem wenn das Fahrzeug immer wieder nach Kraftstoff riecht, muss das gesamte System systematisch, meist bei laufenden Motor (Vorsicht, höchste Brandgefahr!) vom Tank an über die Benzinpumpe, Kraftstofffilter- und Leitungen bis hin zur Einspritzung (Einspritzpumpe und Düsen, ggf. auch Vergaser) nach Leckagen abgesucht werden. Auch die Rücklaufleitungen dürfen nicht vergessen werden. Vor allem alte Papierdichtungen und Gummi-Kraftstoffleitungen, aber auch korrodierte Metallleitungen, sind die häufigste Ursache für Kraftstoffverluste. Ärgerlich sind in diesem Zusammenhang auch durchrostete Tanks. Hier hilft dann meist nur der Austausch.

Die hier genannten Ursachen sind lediglich ein Ausschnitt der Möglichkeiten für Flüssigkeitsverluste am Fahrzeug. Umso wichtiger ist es daher, regelmäßig beim Service das Fahrzeug auf Undichtheiten über die üblichen Servicepunkte hinaus zu prüfen. Hier sollte immer das Motto gelten: „Wehret den Anfängen.“ So führt beispielsweise schleichender Motorölverlust, wenn er nicht beachtet wird, sicher zu einem Motorschaden. Eine Dichtungsreparatur an der der Ölwanne kostet hingegen nur ein Bruchteil davon.

Solle man floureszierende Lecksuchmittel einsetzen?

Im Netz werden oft fluoreszierende Lecksuchmittel angeboten, die man dem Motoröl zumischen soll. Das Leck lässt sich dann mit einer UV-Lampe sichtbar zu machen. Ohne Zweifel funktioniert diese Methode. Dennoch hat der Autor des Artikels hierzu keine eindeutige Meinung. Grund: Diejenigen Kfz-Restauratoren und -Profis, die zur Hintergrundrecherche dieses Artikels befragt wurden, lehnen fluoreszierende Lecksuchmittel einhellig ab, weil nach ihrer Anwendung auf jeden Fall das Motoröl gewechselt oder gar der Ölkreislauf aufwendig gesäubert werden muss, da man die langfristigen Wechselwirkungen des Mittels im Motor nicht genau kennt.

Der Bremskolben kann im Bremssattel undicht werden. Besonders wenn die Manschette länger schon marode ist.
Der Bremskolben kann im Bremssattel undicht werden. Besonders wenn die Manschette länger schon marode ist.

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