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Dauerhafter Werterhalt

Autos sind dem Zahn der Zeit besonders ausgeliefert. Damit er möglichst lange Zeit keine Spuren hinterlässt, muss konserviert und fachgerecht eingelagert werden. Wir haben uns verschiedene Möglichkeiten für Oldtimer näher angesehen.

Wer lange Freude an seinem Oldtimer haben möchte, braucht eine trockene und wohltemperierte Garage.
Wer lange Freude an seinem Oldtimer haben möchte, braucht eine trockene und wohltemperierte Garage.

Wer sein Auto möglichst lange erhalten will, der sollte es möglichst sauber und trocken halten. „Straßenstaub ist ein brisanter Chemiecocktail“, weiß Wolfgang Droschzak, Kfz-Sachverständiger und Oldtimer-Experte aus München (www.wdcarmanagement.de). „Im Staub sind Metallabrieb, Spuren von Mineralien, Salze, Gummi aber auch viel organisches Material enthalten. Hinzu kommen Säuren aus natürlichen und menschlichen Prozessen. Allen voran Schwefelsäure, die bei Verbrennungsprozessen ihren Ursprung hat.“ Doch richtig aggressiv werde es, wenn der Luft-Sauerstoff mit Feuchtigkeit bzw. Wasser zusammenkommt. „Die sich dann bildenden aggressiven Säuren greifen selbst zäheste Beschichtungen an und letztlich dann auch das darunterliegende Metall“, so Droschzak.

Wer sein Fahrzeug dauerhaft vor Rost schützen will, muss das Fahrzeug regelmäßig und gründlich reinigen. Dazu gehört es auch, die Hohlräume der Karosserie und den Fahrzeugunterboden abzuwaschen und anschließend völlig trocknen zu lassen.

Hinter diesem Radlauf verbirgt sich ein Schmutznest. Es hat Feuchtigkeit gebunden und das Metall von hinten durchrosten lassen.
Hinter diesem Radlauf verbirgt sich ein Schmutznest. Es hat Feuchtigkeit gebunden und das Metall von hinten durchrosten lassen.

Zwei Methoden

Bei der anschließenden Konservierung können zwei Ansätze verfolgt werden. Die aktive und die passive Konservierung. Bei der aktiven Konservierung wird das blanke Metall, wie im Inneren von Hohlräumen, mit Konservierungsfetten, -wachsen oder Silikonen vor Umwelteinflüssen geschützt. Dabei sind Mittel zu verwenden, die nicht völlig aushärten und flexibel bleiben, denn nur so können sie mechanische und thermische Spannungen ausgleichen. „Einige Wachse und Fette sind sogar in der Lage, kleine Beschädigungen, beispielsweise durch Steinschlag, durch erneutes Zusammenfließen quasi verheilen zu lassen“, erklärt Droschzak.

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Zum Schutz des Unterbodens sollten nicht aushärtende Wachse oder Silikonversiegelungen verwendet werden.
Zum Schutz des Unterbodens sollten nicht aushärtende Wachse oder Silikonversiegelungen verwendet werden.

Für lackierte oder beschichtete Oberflächen gilt ähnliches. Auch sie sind zunächst gründlich zu reinigen. Danach werden wachs- oder silikonhaltige Produkte aufgetragen. „Welche dies sind, können Profis in einer guten Werkstatt oder im Fachhandel am besten beurteilen“ so Droschzak. Da sie jedoch ihre Wirkung nach einer gewissen Zeit verlieren, müssen sie mehrmals im Jahr aufgetragen werden. Bei Fahrzeugen, die zur Restaurierung völlig zerlegt sind, hat sich eine kathodische Tauchlackierung (KTL) der Blechteile bewährt. Diese Beschichtungen sind nach dem Auftragen sofort dauerhaft lösemittel- und korrosionsbeständig gegen jegliche Art von Umwelteinflüssen.

KTL-Beschichtungen sind ein starker Eingriff in die Original-Substanz des Fahrzeugs. Sie lassen sich kaum mehr entfernen.
KTL-Beschichtungen sind ein starker Eingriff in die Original-Substanz des Fahrzeugs. Sie lassen sich kaum mehr entfernen.

Passiv geschützt

Doch die genannten Methoden haben auch Nachteile. Einige müssen regelmäßig wiederholt werden, andere sind sehr arbeitsaufwändig, oder – bei Oldtimern sehr wichtig − sie stellen einen großen Eingriff in die Originalsubstanz des Fahrzeugs dar. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um die Substanzerhaltung seien passive Konservierungsmaßnahmen laut dem Experten oft die bessere Wahl − auch bei modernen hochpreisigen Fahrzeugen.

Unter passiven Maßnahmen verstehen Kfz-Profis zum Beispiel die Unterbringungsbedingungen des Fahrzeugs. So schützt zwar eine moderne Garage vor schädlichen Einflüssen wie Sonneneinstrahlung oder tierischen bzw. pflanzlichen Verschmutzungen, nicht aber vor den Folgen von zu feuchter (mehr als 50 Prozent relative Feuchte) oder zu trockener (weniger als 40 Prozent r. F.) Luft. Gerade im Sommer kann die Luftfeuchtigkeit schnell Werte von 95 Prozent erreichen. Zusammen mit dem Sauerstoff verursacht die Feuchtigkeit dann Korrosion.

Doch auch bei geringeren Werten leiden Fahrzeuge. Metall beginnt bereits bei ca. 55 Prozent r. F. zu korrodieren. Feuchte­nester trocknen dann nicht mehr ab. Ab 70 Prozent Luftfeuchtigkeit fühlen sich Schimmel­pilze sehr wohl. Übrigens bevorzugt auf durchfeuchteten Staub. Sogar im Winter ist Luftfeuchtigkeit ein Problem. Da kalte Luft weniger Feuchtigkeit als warme aufnimmt, kondensiert das Wasser auf kühlen Oberflächen – bevorzugt auf kalten Fahrzeugen. Dort findet es den Weg auch in kleinste Öffnungen und Winkel. Zusammen mit Luftsauerstoff kommt es dann zur Korrosion.

Trockene und reizarme Luft

Um die optimale Garagen-Atmosphäre zu gewährleisten, werden heute Klimageräte eingesetzt. Einer der führenden Anbieter auf diesem Gebiet ist die Firma Trotec (https://de.trotec.com) aus Heinsberg. Die unter dem Namen DH-VPR+ angebotenen Geräte gibt es in drei Größen für Räume bis 160 m3 (DH 15 VPR+), 320 m3 (DH 30 VPR+) und bis 650 m3 (DH 60 VPR+). Sie sorgen einerseits für eine Luftfeuchtigkeit zwischen 45 bis 50 Prozent, andererseits sorgt ein zuschaltbarer Industrie-Ionisator für reizarme Luft, die frei ist von Gerüchen, Schadstoffen und materialzersetzenden Mikroorganismen. Die Geräte können in jeder trockenen und isolierten Einzel- oder Doppelgarage installiert werden. Wehrmutstropfen: Der Preis für den Luftentfeuchter DH 30 VPR+ mit Edelstahl-Gehäuse liegt bei rund 3.200 Euro (inkl. MwSt.).

Die Firma Trotec bietet für Garagen Klimageräte an, die sehr gute Konservierungsbedingungen schaffen.
Die Firma Trotec bietet für Garagen Klimageräte an, die sehr gute Konservierungsbedingungen schaffen.

Hat die Garage keinen Stromanschluss, kann man u.a. auf den PermaBag der Firma J.F. Stanley & Co aus Hamburg (www.autopyjama.de) zurückgreifen. Dabei handelt es sich um einen luftdichten überdimensionalen Sack, in dem das Fahrzeug gelagert wird. Innerhalb des Beutels wird die Feuchtigkeit durch ein spezielles Mittel absorbiert und bei idealen 50 Prozent gehalten. Der Konservierungsbeutel arbeitet dabei ohne Strom. Ein digitales Thermo-Hygrometer überwacht die Luftfeuchtigkeit innerhalb der Hülle und zeigt an, wann das Absorptionsmittel regeneriert werden muss. Die Regeneration erfolgt einfach im Backofen. Das System ist für die Langzeiteinlagerung gedacht, jedoch können Fahrzeuge darin auch überwintern. Den Auto-Frischhaltebeutel gibt es in verschiedenen Größen für den Einsatz für drinnen oder draußen zu Preisen zwischen ca. 500 und 1.500 Euro.

Die Firma J.F. Stanley & Co aus Hamburg bietet sogenannte PermaBags an. Wie ein Frischhaltebeutel schützen sie den Oldtimer vor Umwelteinflüssen. 
Die Firma J.F. Stanley & Co aus Hamburg bietet sogenannte PermaBags an. Wie ein Frischhaltebeutel schützen sie den Oldtimer vor Umwelteinflüssen. 

Bester Schutz in der Stickstoff-Tiefgarage

Um Fahrzeuge zu hundert Prozent zu schützen, muss man noch einen Schritt weiter gehen. So wie es die Firma SSR Performance GmbH in München Freimann (https://ssr-performance.de) mit ihrer sogenannten Stickstoff-Tiefgarage getan hat. Stefan Schlund, CEO von SSR Performance erklärt, wie es geht: „Wir haben eine gesamte unterirdische Parkgarage völlig isoliert und Stickstoff eingeleitet, um den Sauerstoff zu verdrängen. Zusätzlich halten wir die Luftfeuchtigkeit sowie die Temperatur konstant. Dies bietet optimalen Korrosionsschutz über Jahre ohne Alterung.“ Ein wichtiger Nebeneffekt sei, dass diese Maßnahme für einen maximalen Brandschutz sorgt.

Der Zugang zum Parkdeck erfolgt über eine abgesicherte Schleuse. Dort wird auch der Fahrzeugzustand automatisch mittels installierter Kameratechnik dokumentiert. Ist das Fahrzeug in Ordnung und kein Mensch an Bord, wird es durch ein Flachrobotersystem zum Stellplatz transportiert, ansonsten wird der Parkvorgang sofort gestoppt. Bei eventuellen Schäden wird das Fahrzeug in die Werkstatt gebracht. „Unsere Technik gewährleistet die höchsten Standards, ist offiziell geprüft und abgenommen und entspricht der VDS-Richtline zum Brandschutz.“ So ein Service hat selbstverständlich auch seinen Preis. Je nach gebuchtem Paket liegen sie zwischen 475 und 560 Euro im Monat.

Oldtimer-Experte Wolfgang Droschzak: „Egal ob aktive oder passive Erhaltungsmaßnahmen. Sie zahlen sich aus, da der Wert des Fahrzeugs nicht durch Verfall beeinträchtigt wird.“ Der Sachverständige weiß, worüber er spricht, denn zu seinem täglichen Geschäft gehört die Wertermittlung von Oldtimern und Sportwagen.

Kfz-Sachverständiger Wolfgang Doschzak beschäftigt sich bereits seit 20 Jahren mit der Konservierung von Oldtimern. Er weiß, worauf er bei Gutachten achten muss.
Kfz-Sachverständiger Wolfgang Doschzak beschäftigt sich bereits seit 20 Jahren mit der Konservierung von Oldtimern. Er weiß, worauf er bei Gutachten achten muss.

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