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Tradition 14. November 2023

50 Jahre Mercedes G-Klasse

Sie zählt zu den Urgesteinen in der Geländewagen-Historie, die kantige Mercedes G-Klasse. Eine Erfolgsgeschichte, die 1973 als Kooperation zwischen zwei 4x4-Spezialisten begann.

Ein Geländewagen wie kein anderer sollte der G werden, und genau das ist den Konstrukteuren des Krabblers  gelungen
Ein Geländewagen wie kein anderer sollte der G werden, und genau das ist den Konstrukteuren des Krabblers gelungen

 Als sich andere noch mit schroffen Offroadern fürs Militär abkämpften und nur der Range Rover stilvoll durch den Matsch kam, bahnte Mercedes dem Allradler mutig neues Absatz-Terrain: Vor 50 Jahren schlug die Geburtsstunde für das G-Modell, beziehungsweise die G-Klasse, wie der visionär vielseitige Hightech-Geländewagen später genannt wurde. Die damalige Daimler-Benz AG brachte 1973 ihre Unimog-Kompetenz in einen Kooperationsvertrag mit der österreichischen Steyr-Daimler-Puch AG ein, dem Hersteller der alpinen Geländevehikel Puch Pinzgauer und Haflinger.

Ein Geländewagen wie kein anderer sollte der G werden, und genau das ist den Konstrukteuren des Krabblers mit Mercedes-Logo oder anfänglichem Puch-Signet (für den Vertrieb in den Alpenländern und Osteuropa) gelungen. So zeigte sich der Allradler schon in den ersten Entwürfen in jenen geradlinig kantigen und markanten Karosseriekonturen, die bis heute wie unter Denkmalschutz gestellt wirken, sich im Fall des Falles aber auch zwischen Timbuktu und Tamanrasset reparieren lassen.  Der unter dem Puch-Ingenieur Erich Ledwinka entwickelte Offroader mit Leiterrahmen stellte seine Qualitäten regelmäßig unter Beweis. Er meisterte Steigungen mit 80 Prozent und durch nahm Wasserpassagen mit fast einem halben Meter Tiefgang. Für das feuchte Element befindet sich die Luftansauganlage des G in so lichten Höhen, dass der Traktionskünstler später in manchen Versionen auch einen ganzen Meter eintauchen kann. Ebenso wichtig: Dank vollsynchronisierten Verteilergetriebes lässt sich der Allradantrieb während der Fahrt zuschalten und 100-Prozent-Differenzialsperren an den Achsen leisten das übrige. Kein Wunder, dass schon früh Polizeibehörden und Militärs Gefallen fanden am G-Modell, das als „Wolf“ für die Bundeswehr unterwegs ist und bei Streitkräften von den USA bis Australien Aufgaben übernimmt, andererseits für Hilfsdienste und UNO friedliche Missionen erledigt.

Offroadtechnik vom Feinsten

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Im Laufe der Jahre kommen kontinuierlich weitere Traktionshelfer hinzu, etwa drei Differenzialsperren (1985), permanenter Allradantrieb (ab 1989 in der komfortbetonteren Baureihe 463) und elektronische Vortriebsassistenten (ab 2001). Das Jahr 2018 brachte eine grundsätzliche Erneuerung für die G-Klasse inklusive Vorderachse mit Einzelradaufhängung und bis zu 100 Prozent Steigfähigkeit. Aber obwohl Mercedes von einer neuen Generation sprach, blieb der Baureihencode 463 bewahrt. Seit Johannes Paul II vertraut sogar der Heilige Stuhl auf maßgeschneiderte, traditionell Mystikweiß lackierte Papamobile im Zeichen des G. Dagegen forderte Hollywoodstar Arnold Schwarzenegger nach vielen PS-starken Verbrennern für seinen geliebten Dinosaurier einen elektrischen Antrieb – und Mercedes wird liefern: Ab 2024 sind es vier radnah montierte und einzeln ansteuerbare Elektromotoren, die im batterieelektrischen EQG für verblüffende Geländetalente sorgen sollen. Aber als harten Granitbrocken unter den vielen weichgespülten Geländekreuzern wird es den G wahlweise weiterhin mit klassischem Verbrenner geben. Nur Giganten wie der 5,5 Liter große V8 im G 63 AMG sind dann endgültig Geschichte, die Legende setzt künftig auf kleinvolumigere, jedoch weiterhin kräftige Motoren. Welche Anziehungskraft die vor 50 Jahren angeschobene und seit 44 Jahren produzierte Mercedes G-Klasse auf Oldtimerfans ausstrahlt, zeigt sich auch an den Mercedes G der ersten Jahre, die noch immer im Einsatz sind. Auch blieb bisher kein anderes Auto mit Stern so lange im Programm der Stuttgarter.

2021 stellt Mercedes ein elektrisches Concept vor, 2024 soll die elektrische G-Klasse folgen
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Wolfram Nickel/SP-X

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