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Karosserie und Lack 14. August 2018

Karosserie-Ersatzteile bald vom Versicherer?

Der Zentralverband für Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) befürchtet Eingriffe der Kfz-Versicherer in das Ersatzteilgeschäft im Karosseriebereich. Das könnte die aufgrund der geringen Stundensätze ohnehin schon schwierige Renditesituation bei der Unfallreparatur weiter verschärfen.

Erneuerung der Dachauenhaut.
Erneuerung der Dachauenhaut.

Wie der ZKF in einer Pressemitteilung erklärt, würden sich einige Versicherungen "auf der Suche nach dem letzten Euro, der im Schadenfall eingespart werden kann", derzeit mit dem Thema Ersatzteile beschäftigen. „Das Ziel ist deutlich und liegt auf der Hand“, so ZKF-Hauptgeschäftsführer Thomas Aukamm. „Die ertragsarme, aber Know-how intensive Reparatur an immer komplexer werdenden Fahrzeugen sollen die Werkstätten zu den zu niedrig vereinbarten Stundenverrechnungssätzen erbringen, während Versicherer den Zukauf von Ersatzteilen möglicherweise übernehmen möchten.“ Die Abwicklung der zur Reparatur benötigten Ersatzteile solle die Werkstatt organisieren, die Rechnung der Ersatzteile würde aber möglicherweise direkt vom Hersteller oder Teilelieferanten an die Versicherung gehen. "Damit würde ein weiterer überlebenswichtiger Teil der heutigen Erträge in den Karosserie- und Lackierfachbetrieben wegbrechen", unterrstreicht Aukamm.

Der ZKF spricht diese Warnung vor dem Hintergrund aus, dass der Anteil des Wareneinsatzes bei der Reparatur von Unfallschäden mittlerweile zu einer überlebenswichtigen
Größe für die Betriebe geworden ist. Dies zeige der jährlich erhobene ZKF-Branchenbericht als betriebswirtschaftlicher Spiegel der Branche. So würden die mit den Versicherern vereinbarten Stundenverrechnungssätze für Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten teilweise unter den Selbstkosten der Betriebe liegen – dies habe über die Jahre hinweg zu einer allmählichen „Querfinanzierung“ durch Erträge bei Karosserie-Ersatzteilen geführt. "Ein weiterer Eingriff in diesen noch verbliebenen Umsatzbereich eines Unfallreparatur-Fachbetriebes würde daher 'nichts Gutes bedeuten' und möglicherweise zu einem Sterben dieser mittelständischen Betrieben führen, deren Umsatz überwiegend vom Schadensteuerungsgeschäft abhängig ist", betont der Verband.

Der ZKF appelliert daher an seine Mitgliedsbetriebe genau zu prüfen, mit welchen Systemen von welchen Anbietern derzeit am Markt Testphasen oder erste Schritte gestartet werden.
Dabei ist zu hinterfragen, was die Ziele sein könnten, wenn sich ein Versicherer mit dem Thema Ersatzteile beschäftigt. Auch ein Ausgleich an anderer Stelle für die ausbleibende Handelsmarge an den Ersatzteilen könne laut ZKF keine Lösung sein. Für den neutralen Einkauf von Ersatzteilen gebe es gut funktionierende Systeme sowie brancheneigene Plattformen. Daher bestehe kein Bedarf an einer weiteren Marktausweitung durch Versicherer in diesem für sie branchenfremden Bereich. (jg)

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