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50 Jahre Nissan Deutschland 26. Oktober 2022

Sushi und Schnitzel

Billige Kompakte, aufregende Sportwagen und innovative Crossover-Pioniere: Mit einer ganz speziellen Mischung ist der japanische Hersteller Nissan seit mittlerweile 50 Jahren auf dem deutschen Markt aktiv. Mit durchaus wechseldem Erfolg.

Der Cherry ist in Deutschland der erste Kompakte aus Japan mit Vorderradantrieb, Quermotor, Zahnstangenlenkung und Schräglenkerhinterachse.
Der Cherry ist in Deutschland der erste Kompakte aus Japan mit Vorderradantrieb, Quermotor, Zahnstangenlenkung und Schräglenkerhinterachse.

Diese Japaner wissen offenbar, was die Deutschen mögen: Scharfe Spezialitäten aus dem Land der aufgehenden Sonne fürs Vergnügen und billige Kantinen-Kost als unkomplizierte Alltagsmahlzeit. Mit diesem cleveren Mix enterte Nissan 1972 erfolgreich als dritter japanischer Hersteller nach Honda und Toyota den deutschen Automobilmarkt. Während preiswerte Volumenmodelle à la Sunny und Bluebird unter den Vertriebsnamen Datsun 1200 und 1600 die deutschen Platzhirsche Opel Ascona, Ford Taunus und VW 1600 attackierten, machten spektakuläre Rallyesiege des Sportwagens Fairlady 240Z die fernöstliche Newcomer-Marke bekannt und begehrenswert.

Rasanter als alle anderen Asiaten erzielte Nissan fünfstellige Zulassungszahlen, dazu trugen auch fortschrittliche Bestseller wie der Cherry bei. Dieser progressive Kompakte punktete mit Frontantrieb, viel früher als VW Golf oder Polo, und er legte die Basis für Nissans Aufstieg zur Nummer eins unter den japanischen Importmarken. Auf Dauer halten konnte Nissan diese Pole Position nicht, aber aus jedem Abschwung befreite sich die Nippon-Marke mit kreativen Konzepten, darunter Crossover-Typen wie Qashqai und Juke sowie der Elektro-Pionier Nissan Leaf. Nicht zu vergessen die seit 2001 bestehende Allianz mit Renault, aber Eigenständigkeit bleibt den Japanern wichtig. So feiert Nissan Deutschland seinen 50. Geburtstag mit einem Standortwechsel – weg von Renault in Brühl, hin auf eigenes Terrain in Wesseling.

Erfolge im Motorsport

Der modern konzipierte Kleinwagen Cherry markierte seinerzeit den Start in die Zukunft des Automobilbaus. Als erster Nissan knackte das Frontantriebsmodell die prestigeträchtige Marke von 100.000 Zulassungen in Deutschland. Auch am oberen Ende der Modellpalette hatte Nissan einen Shootingstar im Programm, denn der Datsun 240Z gewann unter Edgar Hermann und Hans Schuller 1971 die legendäre East African Safari Rallye und machte die Marke so schlagartig bekannt. Der schnelle Sechszylinder sollte eine erschwingliche Alternative zu europäischen Sportwagenikonen sein. Eine Vorgabe, die der 240Z leicht erfüllte: 1.600 Einheiten wollte Nissan ursprünglich global verkaufen. Über eine Viertelmillion wurden es – damals Weltrekord im Sportwagensegment.

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Letztlich blieben es aber die braven Massenmodelle, die Nissan 1982 zwei Prozent Marktanteil in Deutschland einbrachten und den Rang des größten japanischen Importeurs. Zur gleichen Zeit zündete Nissan die Erfolgsgeschichte der Allradler in Deutschland. Dem Offroader Nissan Patrol gelang dabei im Behördengeschäft bahnbrechendes: Die Polizei und sogar die Bundeswehr setzten auf das Durchsetzungsvermögen des Allesüberwinders. Schon in den ersten 20 Jahren konnten hierzulande über 100.000 Einheiten des Patrol verkauft werden.

150.000 Neuzulassungen Anfang der 1990er

Zum Erfolgsrezept zählten frühzeitig installierte europäische Werke und Entwicklungszentren. Trotzdem erlebte Nissan auch viele Tiefschläge. Fabrikschließungen gehörten dazu und immer wieder der Kampf gegen zwischenzeitliche, massive Verluste bei Absatz und Marktanteilen. Auch im Gold-Jubiläumsjahr 2022 hat Nissan in Deutschland einen Rückgang zu verzeichnen, nur noch gut 18.000 Autos wurden in den ersten neun Monaten verkauft. Zu Bestzeiten Anfang der 1990er waren es aus heutiger Sicht fast unglaubliche 150.000 Zulassungen in zwölf Monaten.

Aber solche Probleme animieren den ältesten, 1911 gegründeten japanischen Autobauer nur, mehr Gas bzw. seit 2012 Strom zu geben. Mit dem Leaf lancierte Nissan damals das erste in Großserie gebaute familientaugliche Elektrofahrzeug. Heute erhält der Leaf Unterstützung durch den Ariya auf neuer EV-Architektur, die gemeinsam von den Allianzpartnern Renault, Nissan und Mitsubishi entwickelt wurde. Und schon 2023 will Nissan in jeder Baureihe ein elektrifiziertes Modell anbieten. Wolfram Nickel/SP-X

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