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Reparatur und Wartung 5. Juni 2023

Marktanteil der freien Werkstätten steigt weiter

Der freie Kfz-Markt gewinnt weiter an Bedeutung. Das zeigen aktuelle Zahlen der DAT. Mittlerweile werden 37 Prozent der Werkstattarbeiten in einer freien Werkstatt durchgeführt. Besonders im langfristigen Vergleich zeigen sich deutliche Verschiebungen.

Die freien Werkstätten erfreuen sich über zunehmende Beliebtheit bei der Kundschaft. 
Die freien Werkstätten erfreuen sich über zunehmende Beliebtheit bei der Kundschaft. 

Kfz-Werkstätten sind systemrelevant. Sie sorgen dafür, dass Fahrzeuge sicher und betriebsbereit bleiben, in Krisenzeiten und in Nicht-Krisenzeiten. Das hat sich im ersten Pandemiejahr 2020 auf besondere Weise gezeigt. Das Wartungsverhalten war auch 2022 noch auf einem hohen Niveau, aber Inflation und Kostenängste sorgten dafür, dass die Menschen an vielen Stellen sparen mussten, so auch am Automobil. Notwendige Reparaturen wurden verschoben oder in kostengünstigeren Betrieben beauftragt. Das zeigen aktuelle Zahlen der Deutsche Automobil Treuhand (DAT).

Mehr Arbeiten in freien Werkstätten

Bei den Werkstattarbeiten konnten die freien Werkstätten im Vergleich zu 2021 von 36 auf 37% leicht zulegen. Zeitgleich schrumpfte der Anteil der Markenwerkstätten erneut (von 45 auf 44%). Im Zehn-Jahres-Vergleich zeigt sich die Verschiebung noch deutlicher: So hatten freie Werkstätten 2013 lediglich einen Anteil von 25% an allen Arbeiten, während die Markenwerkstätten seinerzeit noch bei 56% lagen. Auch die sogenannten Systemanbieter, also die Werkstätten, die sich einem Franchisesystem angeschlossen haben, verdoppelten ihren Marktanteil seit 2013 von 4% auf 8% im Jahr 2022. Neben den möglichen Kostenaspekten der Pkw-Halter muss allerdings auch die Veränderungen der Gesamtzahl der Werkstätten in den letzten zehn Jahren berücksichtigt werden. Gab es 2013 noch 21.000 freie und 17.500 markengebundene Betriebe, sank die Zahl der Markenbetriebe bis heute auf 14.300, während die freien Betriebe auf gut 22.100 Standorte zulegten.

Große Inspektionen vorwiegend in Markenwerkstatt

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Differenziert man die Wartungsarbeiten nach ihren Unterarten, zeigt sich, dass die großen Inspektionen weiterhin vorwiegend in der Markenwerkstatt durchgeführt wurden (Anteil 2022 wie im Vorjahr: 58%). Bei den kleinen Inspektionen konnten die Markenbetriebe noch 48% erzielen (2021: 51%). Bei den sonstigen Inspektionen wie z. B. den Urlaubs oder HU-Vorabchecks kamen die Markenwerkstätten wie im Vorjahr nur noch auf 32%, freie Betriebe dagegen auf 60% (2021: 63%). Letztere punkten oft mit günstigeren Festpreisangeboten und sind für den Pkw-Halter möglicherweise stärker sichtbar als die eigene (Marken-)Werkstatt.

Gesamtzahl der Reparaturarbeiten sinkt

Im Jahr 2022 wurden pro Fahrzeug nur noch 0,40 Reparaturen durchgeführt. Der Langzeittrend der vergangenen 20 Jahre zeigt, dass sich dieser Wert in diesem Zeitraum halbiert hat. Zu Beginn der Analysen des DAT-Reports im Jahr 1974 sagten sogar noch 86% aller Pkw-Halter, dass eine Reparatur durchgeführt wurde. Vor 20 Jahren lag dieser Wert noch bei über 40%, im Jahr 2022 bestätigten dies nur noch 30% der Befragten. Gründe für die aktuell gesunkene Zahl der Reparaturarbeiten sind die zögerlichen Investitionen im Krisen- und Mangeljahr 2022 und die erneut gesunkene Fahrleistung. Hinzu kommt, dass sich die Standfestigkeit der verbauten Komponenten stetig verbessert hat. Die meisten Reparaturen wurden an „Verschleißteilen“ (67%) durchgeführt. Bei den „Aggregaten und Elektrik“ wie Motorelektrik, Getriebe, Lichtmaschine oder Steuergeräte waren es 36%, im Bereich „Fahrwerk und Karosserie“ noch 29%.

Weniger Reparaturarbeiten in Markenbetrieben als in freien Werkstätten

Für die Durchführung von Reparaturen haben die freien Betriebe in den vergangenen sechs Jahren um über zehn Prozentpunkte hinzugewonnen. Im Jahr 2022 erzielten sie erneut einen Marktanteil von 56%. Die Markenbetriebe verloren im gleichen Zeitraum sieben Prozentpunkte und erreichten 31% Marktanteil. Die Do-it-yourself-Anteile verharren mit 13% Prozent aktuell auf einem relativ niedrigen zweistelligen Niveau. Im langfristigen Vergleich zeigt sich hier eine erhebliche Verschiebung. So hatten die Hobbyschrauber im Jahr 1974 noch einen Anteil von 28%. Das zeigt, dass solche Arbeiten für Laien ohne Spezialwerkzeug immer seltener durchführbar sind.

„Die Verteilung von Werkstattarbeiten auf Markenwerkstätten oder freien Werkstätten hat sich deutlich verändert. Ein Grund dafür ist, dass einerseits die Werkstattnetze der Hersteller und Importeure ausgedünnt wurden und gleichzeitig die Anzahl der freien Betriebe über die Jahre weiter angestiegen ist“, erklären die Autoren des DAT-Reports Uta Heller und Dr. Martin Endlein.

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