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Ersatzteilmanagement 6. Dezember 2023

MAN nutzt 3D-Druck zur Nachfertigung von Ersatzteilen

Wenn einem Motorenhersteller trotz Endbevorratung die Ersatzteile ausgehen, aber auch die Werkzeuge zur Nachfertigung nicht mehr greifbar sind, sind neue Fertigungsmethoden gefragt. MAN hat Bronze-Kühlwasserflansche im Laser-3D-Druck Verfahren nachgefertigt.

Die im SLM-Verfahren hergestellten Bronze-Kühlwasserflansche vor der Auslieferung an den Kunden.
Die im SLM-Verfahren hergestellten Bronze-Kühlwasserflansche vor der Auslieferung an den Kunden.

Im Sondermaschinenbau stellt die Sicherstellung der Ersatzteilversorgung eine besondere Herausforderung dar. Kleine Stückzahlen,  ein schwer prognostizierbarer Verbrauch und teilweise sehr lange Lieferzeiten machen üblicherweise eine Bevorratung kritischer Komponenten zwingend erforderlich, um kostspielige Anlagen- oder Maschinenstillstände zu vermeiden.

Im konkreten Anwendungsfall stand MAN vor der Herausforderung, 10 Bronzeflansche für die Kühlwasserversorgung eines Marinemotors kurzfristig zu beschaffen, die nicht mehr auf Lager verfügbar waren. Die Gussform für dieses kritische Bauteil war nicht mehr verfügbar. Die Neuauflage des Gussteils wäre durch das Erstellen der Gussformen und des Abgusses bei der geringen Stückzahl  sowohl zu zeit- als auch kostenaufwändig gewesen. Der Hersteller suchte daher nach einer alternativen Möglichkeit, um den kurzfristigen Bedarf zu decken.

Effizientes Ersatzteilmanagement mittels 3D-Druck auf Abruf

Die Kooperation mit Replique ermöglichte es MAN, die 10 Krümmer mittels additiver Fertigung zu reproduzieren – alles, was dazu benötigt wurde, war ein 3D-Modell, sowie eine Fertigungszeichnung.

In Abstimmung mit seinen Materialpartnern wählte Replique einen Werkstoff, der technisch gleichwertig zum Originalwerkstoff ist (m4p™ Brz10). Gedruckt wurde mittels Selektivem Laserschmelzen (SLM) über ein lokales 3D-Druckservicebüro aus Repliques Netzwerk. Das Gussteil weist die typische, raue Oberfläche eines SLM-Druckteils auf, zur Verwendung an dem Motor wurden lediglich die beiden Dichtflächen konventionell planfräst, sowie das 1/2“ Gewinde für den Kühlwassertemperatursenor geschnitten.

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Von der ersten Anfrage seitens MAN bis zur Lieferung der einbaufertigen Teile vergingen so nur knapp sieben Wochen. Zugversuche in der Zentralen Werkstofftechnik der MAN ergaben, dass der ausgesuchte Werkstoff sogar technisch bessere Eigenschaften als das Original aufweist. Auch der praktische Einsatz war erfolgreich, sodass der Hersteller eine weitere Bestellung über 10 Stück tätigte.  Durch die einmalige Erstellung der 3D-Modelle und Zeichnungen können sie jederzeit in gleichbleibender Qualität nachgefertigt werden. Durch die additive Fertigung fallen keine Fixkosten für Formen und Modelle, sowie Lagerhaltungskosten an. Dadurch ergeben sich bei kleinen Stückzahlen attraktive Gesamtkosten pro Stück.

“Die Zusammenarbeit mit Replique war vom ersten Kontakt bis zum Erhalt der fertigen Bauteile außerordentlich gut! Wir konnten so unseren Ersatzteilkunden schnell helfen und sind gemeinsam mit Replique bereits an der Umsetzung eines weiteren 3D-Druck-Projekts.”, sagt Thomas Hauck, Spare Parts Logistics MAN.

„Der Einsatz von additiver Fertigung ermöglicht es, traditionelle Produktionsherausforderungen zu überwinden. Wir freuen uns, gemeinsam mit MAN eine zuverlässige, effiziente Versorgung mit Ersatzteilen im Transport- und Marinesektor sicherstellen zu können.“, so Dr. Max Siebert, CEO und Co-Founder von Replique.

Beginnend mit der Produktion der Bronzekrümmer sollen zukünftig weitere Projekte realisiert werden, um Kosten zu reduzieren und den Service weiter optimieren zu können. Im Ersatzteilgeschäft könnte der 3D-Druck daher künftig eine größere Rolle spielen, da die Herstellungskosten dort eine deutlich untergeordnete Rolle spielen als im Seriengeschäft und die Stückzahlen solcher Teile sehr gering sind.

 

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