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ASA-Bundesverband 13. Juni 2019

Eine Frage der Daten

Angesichts der guten Verkaufszahlen ist die Stimmung unter den ASA-Mitgliedern aktuell sehr gut. Das könnte sich aber bald ändern. Die Werkstattausrüster sehen in der offenen Frage nach dem Zugriff auf Fahrzeugdaten ein erhebliches Risiko für den IAM.

Insgesamt folgten rund 70 Gste in diesem Jahr der Einladung des ASA-Bundesverbandes zu seiner Jahresmitgliederversammlung in die Kaiserstadt Aachen. Auf dem Programm stand auch eine Werksbesichtigung des Elektromobilherstellers e.GO.
Insgesamt folgten rund 70 Gste in diesem Jahr der Einladung des ASA-Bundesverbandes zu seiner Jahresmitgliederversammlung in die Kaiserstadt Aachen. Auf dem Programm stand auch eine Werksbesichtigung des Elektromobilherstellers e.GO.

Auf der Jahresmitgliederversammlung in Aachen präsentierte ASA-Präsident Frank Beaujean in seinem Rückblick stark gestiegene Verkaufszahlen in fast allen Produktsegmenten der Verbandsmitglieder. Besonders stark war und ist der Anstieg in den Produktkategorien Bremsprüfstände, Scheinwerfereinstellgeräte und AU-Messgeräte. „In allen drei Bereichen haben gesetzgeberische Regelungen Neuinvestitionen in Werkstattausrüstung forciert“, sagte Beaujean in seinem Rückblick. Allerdings sei dieser Boom endlich.

Denn neben den erfolgreichen Themen gebe es aber Bereiche, in denen sich der Verband neu aufstellen müsse. Dazu zähle der Klimaservice, in dem der Fachbereich trotz zahlreicher ungeklärter Themen seit Ende 2015 ruhe. Beaujean: „Der Umgang mit verunreinigten Kältemittelgasen, illegale Kältemittelimporte, Vermischung unterschiedlicher Kältemittel oder die Preisentwicklung bei Kältemitteln sind nur ein kleiner Ausschnitt der Themen, die in der gesamten Kfz-Branche für Verunsicherung sorgen.“ Allerding werde die ehrenamtliche Besetzung der Fachbereiche, in denen die Sacharbeit stattfindet, für den Verband immer schwieriger. Die ehrenamtliche Arbeit koste Zeit und Engagement und gehe zu Lasten der eigenen Freizeit. Zudem seien immer weniger Arbeitgeber bereit, ihre führenden Angestellten zeitweise für eine Tätigkeit im Verband freizustellen. Diese Haltung sei gefährlich, weil die Gremienarbeit über den Verband in der Regel sehr effizient sei und alle Hersteller über den Verband mit einer Stimme sprechen würden.

„Wie erfolgreiche sich eine gemeinsame Lobbyarbeit auswirken kann, zeigen aus jüngster Vergangenheit die Beispiele Wiedereinführung der Abgasmessung am Endrohr, Bevollmächtigten-Prinzip bei der Kalibrierung von Bremsprüfständen, SEP und AU-Geräten“, mahnte Beaujean vor den rund 70 anwesenden Mitgliedern. Die Konzentration auf Konzerninteressen bringe hingegen selten den gewünschten Effekt, Wettbewerbsgefährdungen effektiv abzuwehren und Gesetzgebungsverfahren aktiv im Sinne eines fairen und freien Wettbewerbs zu begleiten.

Wie wichtig gerade das Zusammenstehen des Independent Aftermarket (IAM) in Zukunft ist, veranschaulichte Frank Schlehuber, Direktor Aftermarket und Leiter der Working Group Aftermarket bei der CLEPA, der Europäischen Vereinigung der Automobil-Zulieferindustrie. Schlehuber skizzierte die aktuelle europäische Diskussion um die Regelung des künftigen Zugriffs auf Daten aus den Fahrzeugen. Der müsse nach Überzeugung der CLEPA und anderer Player des IAM so geregelt werden, dass im Independent Aftermarket ein freier Zugriff auf statische und dynamische Daten aus den Fahrzeugen erhalten bleibt. Ansonsten sei ein fairer und freier Wettbewerb nicht mehr möglich.

Demgegenüber stünden allerdings Maximalforderungen der Automobilhersteller, die mit dem Verweis auf Sicherheitsanforderungen und Systemsicherheit jedweden Datenzugriff durch Dritte verhindern und in Ausnahmefällen nur über herstellereigene Systeme erlauben möchten, so Schlehuber. "Das wäre de facto das Ende aller bisher bekannten Geschäftsmodelle im Independent Aftermarket, denn damit hätte jeder Hersteller immer sofort Kenntnis von allen Konkurrenzangeboten, bevor sie den Kunden erreichen." Der Streit um den Datenzugriff sei existenziell für das Überleben aller Player im IAM. Wie er ausgehen werde, sei aktuell völlig offen.

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