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Bar oder mit Karte?

Bridgestone Europa hat mit TomTom eine Vereinbarung zum Erwerb des Geschäftsfeldes TomTom Telematics getroffen – laut Pressemeldung für einen „Barpreis“ von 910 Mio. Euro.

Steht bald viel Bargeld vor Onkel TomToms Htte? Harold Goddjin, CEO von TomTom, darf sich freuen.
Steht bald viel Bargeld vor Onkel TomToms Htte? Harold Goddjin, CEO von TomTom, darf sich freuen.

Diese Transaktion jedenfalls soll den Reifen- und Gummi-Weltkonzern mit dem führenden Anbieter digitaler Flottenlösungen in Europa zusammen bringen und dadurch eine Datenplattform für vernetzte Fahrzeuge schaffen. TomTom Telematics soll nach dem Willen der Konzernleitung die Entwicklung von Bridgestone zu einem „führenden Anbieter von Mobilitätslösungen“ in der Region beschleunigen. Durch den Zusammenschluss beider Unternehmensangebote will Bridgestone außerdem einen größeren Kundenstamm für „Reifen und Lösungen“ erschließen. Vom zukünftigen Datenzugriff verspricht man sich darüber hinaus eine Verbesserung der virtuellen Reifenentwicklung, bestehender Testverfahren und damit zusammenhängende Reifeninnovationen.

Neue soziale, wirtschaftliche und technologische Megatrends sind es laut Briedgestone, die den Wandel in der Automobilindustrie vorantreiben, weshalb die Zukunft der Mobilität vernetzt, autonom, flexibel und elektrisch ist. In diesem Zusammenhang hat Bridgestone digitale Mobilitäts- und Flottenlösungen als strategische Priorität identifiziert, weil man eine wachsende Bedeutung von Flotten gegenüber Einzelfahrzeugen für den Transport von Personen und Gütern erwartet. Die steigende Nachfrage in der Transportbranche bringt mit sich, dass Flottenbesitzer und Flottenmanager die Produktivität ihrer Fuhrparks maximieren und gleichzeitig die Gesamtbetriebskosten senken müssen.

Mit der Investition will Bridgestone die eigene Digitalisierung in EMEA weiter vorantreiben und seine Fähigkeiten in der Datenerfassung durch Sensoren, Datenbanken und Analysen erheblich erweitern. Digitale Lösungen und Anwendungen wie Tirematics, Mobox, FleetPulse und Bridgestone Connect markieren den Weg, den Bridgestone eingeschlagen hat.

TomTom Telematics passt aus dieser Perspektive strategisch zu Bridgestone, da es über eine große Nutzerschaft von 860.000 Fahrzeugen verfügt, von denen mehr als zwei Drittel aus dem gewerblichen Umfeld kommen. TomTom Telematics verfügt über ein auf die Marktbedürfnisse zugeschnittenes System und ein digitales Angebot, das WebFleet und NextFleet umfasst. Die auf ganzheitlichen Datenanalysen basierenden Technologien greifen auf eine Cloud-basierte Plattform zurück. TomTom Telematics verarbeitet nach eigenen Angaben durchschnittlich über 800 Millionen GPS-Positionen, 3,3 Millionen Fahrten und 200 Millionen Datenpunkte pro Tag.

Die Plattform ermöglicht es Kunden wie Nutzfahrzeugflotten, Leasinggesellschaften oder Firmenflotten, ihre Abläufe effizienter zu gestalten. Zudem sind Partnerschaften mit OEMs angedacht, um den Alltag von Fahrern zu vereinfachen.

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„Wir haben in TomTom Telematics einen perfekten Partner gefunden. Mit unseren sich gegenseitig ergänzenden Mitteln und Fähigkeiten werden wir ein führendes Kompetenzzentrum für Flottenlösungen schaffen und den digitalen Technologiezweig von Bridgestone weiter stärken“, glaubt Paolo Ferrari, CEO amp; President Bridgestone EMEA und Executive Vice President Bridgestone Group. „Zudem verschafft uns diese Ergänzung unseres Angebots den erheblichen Vorteil, Reifen und weitere Lösungen zusammen an unsere Kunden zu verkaufen. Jetzt sind wir in EMEA optimal aufgestellt, um unser datenbasiertes Geschäft zu beschleunigen, den Flottenkundenstamm zu erweitern und schnell wachsende, profitable Chancen in der Automobilmobilitätsbranche zu nutzen“, so Paolo Ferrari weiter.

„Nach einer gründlichen Prüfung mehrerer strategischer Optionen sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass der Verkauf von TomTom Telematics an Bridgestone sowohl im besten Interesse von TomTom Telematics als auch in dem unseres Kerngeschäfts Navigationstechnologien ist“, kommentierte Harold Goddijn, CEO von TomTom. „Wir werden weiterhin in unser innovatives Kartenerstellungssystem investieren, das schnellere Kartenaktualisierungen ermöglicht, die Betriebskosten senkt und den Weg zum autonomen Fahren ebnet.“

„TomTom Telematics ist der führende Telematikdienstleister Europas und wir bauen unseren Fahrzeugstamm, den wir weltweit bedienen, ständig weiter aus“, ergänzt Thomas Schmidt, Managing Director TomTom Telematics. „Wir freuen uns darauf, unseren ehrgeizigen Wachstumsplan zu beschleunigen und als Teil von Bridgestone neue Chancen zu ergreifen. In der Zwischenzeit erwarten wir für unsere Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter einen nahtlosen Übergang der Geschäftstätigkeit.“

Nach Abschluss des Vertrags will Bridgestone das gesamte ausgegebene und ausstehende Aktienkapital von TomTom Telematics für 910 Mio. Euro „in bar“ erwerben, so heißt es in der Pressemeldung. Die Übernahme werde mit „vorhandener Liquidität in der Bilanz“ finanziert. Es werde nur der Geschäftsbereich TomTom Telematics erworben.

Die Transaktion soll spätestens im zweiten Quartal 2019 abgeschlossen sein. Aktuell fehlen noch die Genehmigungen der Behörden, der Arbeitnehmervertretungen von TomTom und der Aktionäre von TomTom. 910 Millionen Euro in bar wiegen in Scheinen zu 500 Euro übrigens etwas mehr als zwei Tonnen. Bleibt zu hoffen, dass der Transporter den Weg findet.

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