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Markt 16. Mai 2017

Privatkunden verschmähen Diesel

Die anhaltenden Diskussionen um den Dieselmotor schagen auf die Neuwagennachfrage bei Privatkunden durch. Im April sank der Diesel-Anteil in diesem Marktsegment auf 23,8 Prozent - die niedrigste Quote seit dem Abwrackprämienjahr 2009.

Diesel-Pkw machen nach wie vor einen hohen Anteil des Gesamtfahrzeugbestands aus, besonders in der gewerblichen Nutzung. Aber die sauberen Euro 6-Diesel lsen ltere Fahrzeuge allmhlich ab.
Diesel-Pkw machen nach wie vor einen hohen Anteil des Gesamtfahrzeugbestands aus, besonders in der gewerblichen Nutzung. Aber die sauberen Euro 6-Diesel lsen ltere Fahrzeuge allmhlich ab.

Die Zahl hat das Center of Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen bekanntgegeben. Neben dem als zu hoch wahrgenommenen Stickoxidausstoß sehen die Experten die Angst der Privatkunden vor einem Wertverlust durch künftige strengere Umweltauflagen als wichtigsten Grund für die nachlassende Nachfrage. Anders als Dienstwagenfahrer tragen diese das Wiederverkaufsrisiko allein und sind daher besonders an der künftigen Wertentwicklung interessiert. Der Dieselanteil auf dem Gesamtmarkt ist mit 41,3 Prozent deutlich höher, auch wenn er im April um fast 20 Prozent gesunken ist.

Der Absturz der Diesel-Quote im Privatkundenmarkt ist über die vergangenen gut zehn Jahre gesehen deutlich. Den Höchstgrad seiner Beliebtheit erreichte der Selbstzünder im Dezember 2011 mit einem Marktanteil 40 Prozent. Bis Mitte 2016 hielt er sich stabil über der 30-Prozent-Marke. Setzt sich der Trend fort, sinkt die Dieselquote im Frühjahr 2018 auf 20 Prozent. Eine solche Entwicklung hätte auch dramatische Folgen für den Gebrauchtwagenmarkt, wo sich eine unverkäufliche Halde von Leasing-Rückläufern und anderen Ex-Dienstwagen mit Dieselmotor auftürmen könnte. Diese würde nicht zuletzt für die Autohersteller zu einem teuren Problem, wie die CAR-Experten warnen.

Als mögliche Lösung des Misstrauens-Problems beim Diesel schlägt CAR-Leiter Ferdinand Dudenhöffer ein Euro-6-Plus-Zertifikat für „echte“ Euro-6-Pkw vor. Die Autobauer würden dann garantieren, dass diese Fahrzeuge im normalen Fahrbetrieb den Stickoxid-Grenzwert tatsächlich einhalten. Aktuell ist das häufig nicht der Fall, wie unter anderem ein aktueller Test der Zeitschrift „Auto Motor und Sport“ ergeben hat. Dabei überschnitten die Kandidaten den erlaubten Wert im Schnitt um das 6-fache, in der Spitze sogar um das 16-fache. (Holger Holzer/SP-X)

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