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Umsatzsprung im Werkstattgeschäft

Der Kfz-Servicemarkt hat sich im vergangenen Jahr gut entwickelt. Nach den Worten von Bundesinnungsmeister Detlef Peter Grün stieg der Umsatz im Vergleich zu 2021 um fast elf Prozent. Sorgen bereitet ihm das Thema Fahrzeugdaten.

Detlef Peter Grün ist ZDK-Vizepräsident und Bundesinnungsmeister im Kfz-Handwerk
Detlef Peter Grün ist ZDK-Vizepräsident und Bundesinnungsmeister im Kfz-Handwerk

Detlef Peter Grün, ZDK-Vizepräsident und neuer Bundesinnungsmeister im Kfz-Handwerk, hatte auf seiner ersten ZDK-Jahrespressekonferenz gute Nachrichten zu verkünden: „Im Geschäftsfeld Service und Reparatur hatten wir im Jahr 2022 einen Umsatzsprung von 10,8 auf rund 28,7 Milliarden Euro im Vergleich zu 2021 zu verzeichnen.“ Die Werkstattauslastung habe im Jahresdurchschnitt bei 85 Prozent gelegen – fünf Prozentpunkte höher als ein Jahr zuvor. Auch der bereits sehr gute Wert des Vorkrisenjahres 2019 sei um zwei Prozentpunkte übertroffen worden.

Die Gründe für diese positive Entwicklung sieht Grün unter anderem in dem weiter gewachsenen Fahrzeugbestand, der mittlerweile bei etwa 48,7 Millionen Pkw in Deutschland liegt (Stand 1. Oktober 2022). „Rechnet man Krafträder, Busse, Lkw und Zugmaschinen hinzu, sind es 60,1 Mio. Kraftfahrzeuge. Und auch die 8,2 Millionen Anhänger bedürfen der Wartung und Reparatur“, unterstreicht Grün. Zudem sei es anzunehmen, dass auch die Jahresfahrleistungen in diesem Jahr auf Grund des Wegfalls der Corona-Restriktionen wieder zunehmen werden. Nicht zuletzt trage das hohe Durchschnittsalter der Pkw von knapp über 10 Jahren dazu bei, dass der Bedarf an Wartungs- und Reparaturleistungen hoch bleibe. „Die Arbeit in den Werkstätten geht uns also nicht aus“, fasst der Bundesinnungsmeister zusammen. Belastungen für die Betriebe seien hingegen durch die anhaltenden Preissteigerungen zu erwarten.

Umsatzrendite verbessert

Über alle drei relevanten Geschäftsbereiche (Neuwagen, Gebrauchtwagen, Service)  ist der Umsatz im Kraftfahrzeuggewerbe im Jahr 2022 trotz schwieriger wirtschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen um 3 Prozent auf 185,2 Mrd. Euro gestiegen, gab ZDK-Präsident Jürgen Karpinski bekannt. Bei stagnierenden Stückzahlen ist das Umsatz-Plus laut dem ZDK in erster Linie auf die deutlich gestiegenen Fahrzeugpreise zurückzuführen. Die vorläufige Umsatzrendige im Pkw-Bereich lag im Durchschnitt bei 3,1 Prozent. Im Jahr 2021 waren es 1,6 Prozent.

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Besorgt zeigt sich der ZDK über den deutlichen Rückgang der Auftragseingänge bei E-Fahrzeugen. Laut ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn, Sprecher des Fabrikatshandels, sei diese rückläufige Tendenz schon seit dem dritten Quartal 2022 zu verzeichnen und setze sich auch zu Beginn des Jahres 2023 fort. „Mit den geänderten Förderungsbedingungen hat die Bundesregierung dem selbst postulierten Ziel eines kräftigen Hochlaufs der E-Mobilität einen Bärendienst erwiesen. Die Kunden, aber auch der Handel brauchen verlässliche Rahmenbedingungen, sonst lassen sich die angestrebten Zulassungsmengen nicht erreichen“, forderte Peckruhn.

Die Anzahl der Kfz-Betriebe ist im vergangenen Jahr um minus 0,4 % auf 36.420 bzw. minus 150 Betriebe zurückgegangen. Während die Zahl der fabrikatsgebundenen Betriebe um minus 1,2 % bzw. 170 Betriebe auf 14.290 schrumpfte, legte die Zahl der nicht fabrikatsgebundenen Betriebe leicht um 0,1 % bzw. 20 Betriebe auf 22.130 zu. Die Anzahl der Beschäftigten blieb mit 434.000 nahezu konstant (minus 0,2 % bzw. 1.000 Personen). Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Kfz-Gewerbe ist im vergangenen Jahr überdurchschnitt angestiegen, und zwar um 5,1 % auf 26.709 im Vergleich zu 2021.

Zugang zu Fahrzeugdaten weiter ungewiss

Sorgenfalten auf der Stirn bekommt Bundesinnungsmeister Detlef Peter Grün bei den Gedanken an den Zugang der Kfz-Betriebe zu Fahrzeugdaten und -funktionen. Auf europäischer Ebenen sollte in diesem Jahr eigentlich eine sektorspezifische Regulierung zum Zugang zu Daten, Ressourcen und Funktionen von vernetzten Fahrzeugen präsentiert werden. Obwohl zahlreiche Studien im Auftrag der EU-Kommission die Notwendigkeit hierfür dargelegt hätten, drohe diese Regulierung nun aber zu scheitern. „EU-Kommissar Breton steht extrem auf der Bremse“, bemängelte Grün. Alle Beteiligten würden auf die mehrfach angekündigte Veröffentlichung des Regulierungsentwurfs warten. Sie sei dringend notwendig, damit sich das EU-Parlament noch in dieser Legislaturperiode mit dem Entwurf befassen könne. „Im kommenden Jahr sind Europawahlen, dann wird in Brüssel erfahrungsgemäß nicht mehr viel entschieden. Und das wäre fatal. Wir brauchen jetzt eine Regulierung, denn die Transformation unserer Branche ist in vollem Gange“, forderte der Verbandsfunktionär.

Grün unterstrich in seinen Ausführungen noch einmal die Notwendigkeit, die digitalen Fähigkeiten auszubauen: „Wer als Kfz-Betrieb eine Zukunft haben will, muss digitale Geschäftsmodelle entwickeln – auf Basis der Fahrzeugdaten im benötigten Umfang und der passenden Qualität.“ Über diese Datenflüsse dürften nicht nur die Autohersteller entscheiden. Der Endkunde müsse bei Dienstleistern die freie Wahl haben.

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