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Organisationen und Verbände 24. Februar 2021

„Den Händlern geht die Puste aus“

Ein düsteres Bild der aktuellen Situation im Kfz-Gewerbe zeichneten die Verantwortlichen des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes auf ihrer Jahrespressekonferenz. Sorgenkind ist in erster Linie das Neuwagengeschäft, aber auch die Werkstätten würden unter der Corona-Krise leiden.

ZDK-Jahrespressekonferenz: Vizepräsident Wilhelm Hülsdonk, Präsident Jürgen Karpinski und Vizepräsident Thomas Peckruhn (v.l.).
ZDK-Jahrespressekonferenz: Vizepräsident Wilhelm Hülsdonk, Präsident Jürgen Karpinski und Vizepräsident Thomas Peckruhn (v.l.).

Der weiter andauernde Lockdown nagt an der Substanz des Automobilhandels. Wie ZDK-Präsident Jürgen Karpinski auf der Jahrespressekonferenz des Kfz-Gewerbes am heutigen Mittwoch erklärte, gehe selbst finanzstarken Händlern langsam die Puste aus: „Die Stellflächen laufen voll, sei es mit Leasing-Rückläufern, Vorführwagen oder im Jahr 2020 bestellten Lagerfahrzeugen, aber es kann kaum Ware abfließen.“

Diese Fahrzeuge müssten finanziert werden, was zu einer enormem Kapitalbindung führe. Außerdem sei es momentan kaum möglich, die Fahrzeugbestellungen für das wichtige Frühjahrsgeschäft zu kalkulieren. „Bleiben die Händler auf bestellten Autos sitzen, reden wir hier bundesweit über drohende finanzielle Belastungen in Milliardenhöhe“, mahnte der ZDK-Präsident. Existenziell wichtig sei daher eine klare, verbindliche Regelung zur Wiedereröffnung des Automobilhandels.

Autojahr 2020: Neuwagen-Umsatz schwach

Der Umsatz mit fabrikneuen Pkw im Markenhandel ist im Jahr 2020 um minus 14,4 Prozent auf 62,86 Mrd. Euro eingebrochen (Vorjahr 73,43 Mrd. Euro). Hauptgrund war die Schließung der Autohäuser im Frühjahr und Dezember 2020. Die fabrikatsgebundenen Händler verkauften rund 1,73 Mio. neue Pkw, das waren 20,9 Prozent weniger als in 2019. Das Gesamtvolumen aller Pkw-Neuzulassungen war um 19,1 Prozent auf rund 2,92 Mio. Einheiten zurückgegangen. Im Lkw-Neuwagenhandel sank der Umsatz aufgrund der um 14,1 Prozent geringeren Zahl der Neuzulassungen das erste Mal wieder seit dem Jahr 2014, und zwar um 14,3 Prozent auf 7,6 Mrd. Euro.

Gebrauchtwagen-Geschäft: Höhere Preise bringen mehr Umsatz

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Erholung in schwierigen Zeiten brachte immerhin das Gebrauchtwagengeschäft: Zwar lag die Zahl der Pkw-Besitzumschreibungen im Jahr 2020 mit 7,02 Mio. Einheiten 2,4 Prozent unter dem Wert des Vorjahres, allerdings stieg der Umsatz in diesem Geschäftsfeld um 14,8 Prozent auf 62,58 Mrd. Euro. Grund für dieses Plus war vor allem ein deutlich höherer Durchschnittspreis für Gebrauchtwagen im Markenhandel (von 16.470 Euro in 2019 auf 18.570 Euro in 2020, Zuwachs von 12,75 Prozent). Zudem haben sich viele Kunden für jüngere Gebrauchtwagen entschieden, da Neufahrzeuge in der ersten Jahreshälfte teilweise nicht verfügbar waren.

Auch Werkstatt-Geschäft muss Corona Tribut zollen

Im Geschäftsfeld Service und Reparatur brachte das Jahr 2020 einen Umsatzrückgang von minus 8,3 Prozent auf rund 27,54 Mrd. Euro. „Obwohl die Kfz-Werkstätten als systemrelevant für die Erhaltung der Mobilität eingestuft sind und auch im Lockdown geöffnet waren und sind, führten die Kontaktbeschränkungen besonders im März und April zu einer deutlich reduzierten Werkstattauslastung“, erklärte Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk. Im Jahresdurchschnitt habe dieser Wert vier Prozentpunkte unter dem Vorjahresniveau gelegen. Darüber hinaus habe das verminderte Verkehrsaufkommen zu weniger unfallbedingten Reparaturaufträgen geführt.

Aufgrund dieser unterschiedlichen Entwicklungen in den drei Geschäftsfeldern ging der Gesamtumsatz im Kfz-Gewerbe im Jahr 2020 um -0,7 Prozent auf rund 184,8 Mrd. Euro zurück. Die vorläufige durchschnittliche Rendite der Betriebe sank auf 1,2 Prozent und lag damit um 0,1 Prozentpunkte unter dem schon niedrigen Vorjahresniveau. „Ein völlig unzureichender Wert“, so ZDK-Präsident Jürgen Karpinski.

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