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Kraftstoff 27. Januar 2021

E-Fuels: die synthetische Alternative

Die Zukunft des Automobils ist elektrisch? Sicherlich – aber nicht ausschließlich. Es wird intensiv an Alternativen gearbeitet. Der Uniti Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen e.V. will jetzt gemeinsam mit dem Technologieunternehmen Ineratec die Produktion von klimaneutralen E-Fuels in industriellem Maßstab vorantreiben.

Zur Realsierung des Projekts hat der Uniti-Bundesverband gemeinsam mit gut zwei Dutzend seiner Mitgliedsunternehmen einen Vertrag mit Ineratec abgeschlossen.  Voraussichtlich ab Ende 2021 sollen Autofahrer an ausgewählten Tankstellen in Deutschland die Möglichkeit erhalten, anteilig synthetischen klimaneutralen Dieselkraftstoff zu tanken und so die CO2-Bilanz bei der Nutzung ihrer Fahrzeuge zu verbessern.

„Wir möchten zeigen, dass E-Fuels im industriellen Maßstab produziert werden können und marktreif für den Vertrieb an die Endverbraucher sind“, beschreibt Uniti-Hauptgeschäftsführer Elmar Kühn die wichtigsten Ziele des Projekts. E-Fuels würden einen praxistauglichen Weg darstellen, um die CO2-Bilanz des bestehenden Kfz-Fuhrparks aus über 50 Millionen Fahrzeugen allein in Deutschland schnell und kostengünstig deutlich zu verbessern sowie langfristig Verbrennungsmotoren sogar vollständig klimaneutral anzutreiben, so Kühn.

Klimaneutraler Kraftstoff

Die Projektpartner aus der mittelständischen Mineralölwirtschaft haben sich verpflichtet, über einen Zeitraum von fünf Jahren jährlich 200.000 Liter E-Fuels abzunehmen, die von dem Karlsruher Technologieunternehmen Ineratec in Frankfurt-Höchst produziert werden. „Die im Rahmen des Pilotprojekts gewonnenen Mengen e-Diesel und e-Heizöl werden voraussichtlich über 2.500 Tonnen CO2-Emissionen einsparen“, sagt Dirk Arne Kuhrt, Geschäftsführer Wärmemarkt von Uniti. E-Fuels werden aus Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid unter der Verwendung von grünem Strom synthetisiert – sie sind klimaneutral, da bei ihrer Nutzung nur so viel CO2 freigesetzt wird, wie zuvor für ihre Produktion der Atmosphäre entnommen wurde. Die Anlage von Ineratec setzt auf zertifizierten Grünstrom und biogenes CO2. Den e-Diesel von Ineratec wird das Uniti-Mitgliedsunternehmen Q1 Energie GmbH weiterverarbeiten und in einem Anteil von zehn Prozent fossilem Diesel beimischen.

„Unser Projekt wird zeigen, dass E-Fuels in der Praxis funktionieren“, sagt Uniti-Hauptgeschäftsführer Kühn. Er weist aber darauf hin, dass das allein nicht reichen wird, um den Ausbau weiter voranzubringen, denn vor allem die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen müssten dafür stimmen: „Derzeit erleben wir in Deutschland, dass Alternativen zur Defossilisierung des Verkehrssektors zugunsten der Elektromobilität systematisch blockiert oder benachteiligt werden. Die Politik muss die Energiewende aber technologieoffen und ideologiefrei angehen, nur so werden wir unsere ambitionierten nationalen und europäischen Klimaziele erreichen. Synthetische Kraft- und Brennstoffe sind dafür ein unverzichtbares Instrument.“

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Großes Potenzial

Studien würden laut Uniti-Bundesverband zeigen, dass bis zum Jahr 2030 die Kapazitäten für die Produktion von E-Fuels so weit hochgefahren werden können, dass ausreichend synthetischer Kraftstoff verfügbar ist, um diesen generell in einer Quote von zehn Prozent den fossilen Kraftstoffen beizugeben. Im gleichen Szenario werde dargelegt, dass strombasierte E-Fuels und biogene Kraftstoffe fossile Energieträger im Verkehrs- und Wärmesektor bis zum Jahr 2050 sogar vollständig ersetzen könnten. Technisch sind E-Fuels bereits für heutige Verbrenner kein Problem: Sie sind in ihren chemischen Eigenschaften identisch zu ihren fossilen Pendants. Der auf Basis des Ineratec/Uniti-Gemeinschaftsprojekts vertriebene Blend erfüllt als e-Diesel die DIN EN 590 sowie als e-Heizöl die DIN 51603-1, d.h. die aktuell geltenden Normen für Diesel und Heizöl.

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