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Unternehmensführung 26. April 2023

Belastungen begegnen

Am 28. April war der Welttag der Gesundheit am Arbeitsplatz. Ein guter Zeitpunkt also, um das Thema Arbeitssicherheit aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten.

Ein gesundheitsförderliches Arbeitsklima ist keine schlechte Antwort auf die Herausforderungen des Fachkräftemangels.
Ein gesundheitsförderliches Arbeitsklima ist keine schlechte Antwort auf die Herausforderungen des Fachkräftemangels.

Gesetzliche Regelungen nehmen stetig zu – auch beim Umweltschutz, Arbeitssicherheit sowie Abfallentsorgung sollten Servicebetriebe Bescheid wissen. Da aber nicht jeder Werkstatt-Betreiber Zeit, Motivation oder Geld hat, sich mit den Veränderungen zu beschäftigen bzw. die Verordnungen umzusetzen, gibt es Hilfe externer Spezialisten. So hat Schmierstoff-Fabrikant Motul eigenen Angaben zufolge den Bedarf des Gewerbes bereits 1989 festgestellt. Das vor fast 35 Jahren gestartete Angebot „Das Grüne Dach“ der Franzosen werde permanent angepasst und erweitert. Aktuell nehmen über 6.000 Kfz- und Zweiradbetriebe das Unterstützungsangebot in Anspruch.

Die meisten kennen das Motul-Konzept bei Fragen zur Entsorgung von Motor- und Getriebeölen, Filtern, Batterien und Brems- bzw. Kühlflüssigkeiten. Ein verhältnismäßig neuer Baustein betrifft die Hilfestellung im Bereich Arbeitssicherheit: Mit dem neuen Service erhalten Partnerbetriebe des Schmierstoff-Spezialisten eine jährliche allgemeine Sicherheitsunterweisung und können sich nach der Arbeitsplatzbesichtigung eine Gefährdungsbeurteilung erstellen lassen. Zudem würden Grundpakete für Betriebsanweisungen bereitgestellt und die Betriebe erhielten Unterstützung bei der Umsetzung des Arbeitsschutzjahresprogramms, heißt es. Auch die jährliche Prüfung von Betriebsmitteln wie Leitern, Elektronik-Tools oder Teilen der Lagereinrichtung finden Eingang ins Serviceportfolio.

Mit der neuen Erweiterung der Nachhaltigkeitsinitiative „Das Grüne Dach“ um das Thema Arbeitssicherheit befinden sich künftig sowohl Arbeitgeber als auch Mitarbeitende auf der sicheren Seite, heißt es von Seiten des Anbieters. „Wir verstehen uns seit jeher als Partner unserer Kunden, kennen ihre Sorgen und Herausforderungen und möchten unterstützend und beratend auch bei Themen zur Seite stehen, die auf dem ersten Blick erst einmal nichts mit Schmierstoffen zu tun haben“, sagt Henning Demke, Key Account Manager „Das Grüne Dach“.

Belastungen erkennen und verringern

Nicht nur der Zeigefinger des Gesetzgebers sollte Betriebe motivieren, eine unfallvermeidende und gesunde Arbeitsumgebung zu schaffen. Auch im Sinne der Mitarbeitergewinnung und -bindung könnte sich ein gewisses, auch freiwilliges Engagement auszahlen. Das gilt besonders für ein körperlich anstrengendes Umfeld wie es in Kfz-Werkstätten und Reifendiensten vorherrscht. Ein paar Zahlen zur Einordnung: Laut Fehlzeiten-Report 2022 stehen Muskel- und Skeletterkrankungen nach den Atemwegserkrankungen auf Platz zwei der häufigsten Ursachen für eine Arbeitsunfähigkeit. Dies geht aus einer Mitteilung des TÜV Rheinland hervor. Für das Jahr 2020 wird der Schaden durch den Produktionsausfall aufgrund dieser Erkrankungen auf 19,6 Milliarden Euro geschätzt. „Das ist eine beunruhigende Tendenz, der wir mit unseren Beratungsangeboten entgegentreten möchten“, betont Dr. Wiete Schramm, Fachärztin für Arbeitsmedizin bei TÜV Rheinland. Der Kölner Prüfdienstleister bietet eigenen Angaben zufolge eine Gefährdungsbeurteilung im Hinblick auf Belastungen des Muskel-Skelett-Systems an. „Dabei gehen wir auf die individuelle Situation am Arbeitsplatz ein und beraten gezielt, wie Über- und Fehlbelastungen vorgebeugt werden kann“, so Dr. Schramm. Für die Beurteilung von Belastungen des Muskel-Skelett-Systems stünden sechs Leitmerkmalmethoden zur Verfügung, heißt es: Heben und Tragen, Ziehen und Schieben, repetitive Tätigkeiten, Ganzkörperkräfte, Körperzwangshaltung und Körperfortbewegung.

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Technische Maßnahmen tragen dazu bei, die Belastungen für das Muskel-Skelett-System zu reduzieren. Dazu gehören unter anderem Hebe- und Tragehilfen. Zeitdruck führt häufig dazu, dass Beschäftigte technische Hilfsmittel nicht nutzen, weiß der TÜV Rheinland. In einer gesundheitsorientierten Unternehmenskultur sei die Anwendung hingegen selbstverständlich. Ein Beispiel: So mancher große Servicebetrieb mit hohem Werkstattdurchlauf beschäftigt Reifenmonteure, die den ganzen Tag mit Wuchten, Montieren und Reifenwechsel beschäftigt sind. Insbesondere im Nutzfahrzeugbereich könnten sogenannte Exoskelette, also ergonomische Kraftanzüge, für Entlastung sorgen.

Dekra setzt auf digitale Angebote im Bereich betrieblichen Gesundheitsschutz.
Dekra setzt auf digitale Angebote im Bereich betrieblichen Gesundheitsschutz.

Psychische Belastungsfaktoren

Auf der Fachmesse „Arbeitsschutz Aktuell“ im Oktober 2022 zeigte Dekra Möglichkeiten der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) für die Zielgruppe Speditionen und Lkw-Fahrer. Der Maßnahmenkatalog „Dekra Fit & Safe“ werde stetig angepasst und mit digitalen Tools umgesetzt, hieß es aus Stuttgart. Die Lösung „Dekra Safety Web“ bietet als Online-Unterweisungsportal Webinare und Wissenstransfer für Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie Compliance. Auch die psychische Gefährdung hat der Prüfkonzern im Blick. Schließlich fordere das deutsche Arbeitsschutzgesetz neben der allgemeinen Gefährdungsbeurteilung auch eine Beurteilung psychischer Gefährdungen. Diese werde aber in vielen Betrieben vernachlässigt. Um niedrigschwellige Angebote zu bieten, gibt es bei der Dekra ebenso eine digitale Lösung: Im Zentrum steht ein Online-Befragungsverfahren zu inhaltlichen, organisatorischen, räumlichen und sozialen Aspekte am Arbeitsplatz. Die Beschäftigten werden zudem nach ihrer subjektiven Einschätzung befragt.

Als praktischer Helfer sieht sich CWS Workwear: Der Textilfabrikant ist auf Arbeitskleidung spezialisiert und beliefert zahlreiche Branchen in Deutschland. Berufskleidung fördert bekanntlich Wiedererkennbarkeit auf Kundenseite und Gemeinschaftsgefühl auf Trägerseite. Zudem bietet sie funktionale Vorteile, beispielsweise in Form von praktischen Taschen. Mitunter schützt Kleidung Mitarbeiter auch vor Gefahren. Dominique Frühauf, Produktmanagerin bei CWS Workwear, erklärt worauf es beim beruflichen Outfit ankommt: Zunächst muss Arbeitskleidung richtig passen und gut aussehen. Funktionalität und Komfort sorgen dabei für das ideale Gesamtpaket. Sollte keine Schutzkleidung benötigt werden, reicht eine Workwear. Je nach Tätigkeitsfeld der Mitarbeitenden gilt es dabei, die Anforderungen an Abnutzung und gegebenenfalls Besonderheiten wie Arbeiten im Knien, Bücken oder im Freien einzubeziehen. Auf dieser Basis sollten die Dicke und Widerstandsfähigkeit des Gewebes, und funktionale Details wie Verstärkungen oder Polster für den Kniebereich ausgewählt werden.

Bewegungsfreiheit und Wohlfühlen stehe bei den Anforderungen einer Arbeitskleidung ganz oben auf der Liste für Mitarbeiter, findet Frühauf. Wird eine Persönliche Schutzausrüstung, PSA, benötigt, so muss diese vom Arbeitgeber  gestellt werden. Durch eine Risikobewertung des Arbeitsplatzes wird die Wahrscheinlichkeit eines Gesundheitsschadens durch bestimmte Gefahrenstoffe oder Tätigkeiten bestimmt. In Deutschland legen oft die Berufsgenossenschaften für Branchen fest, welche Berufskleidung getragen werden muss.

Dominique Frühauf informiert zum Schutz-Potenzial von Arbeitskleidung.
Dominique Frühauf informiert zum Schutz-Potenzial von Arbeitskleidung.

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