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Markt 30. Juni 2017

GVA: Autofahrer sind Zahlmeister der Nation!

Kotflügel, Außenspiegel, Stoßfänger oder andere Karosserie-Ersatzteile sind in Deutschland besonders teuer. Mit der Kampagne „Mehr Gerechtigkeit für deutsche Autofahrer“ will der Gesamtverband Autoteile-Handel e.V. (GVA) jetzt dagegen vorgehen.
GVA-Prsident Hartmut Rhl bei der Prsentation der Kampagnenmotive in Berlin.
GVA-Prsident Hartmut Rhl bei der Prsentation der Kampagnenmotive in Berlin.

„Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Spanien oder den Niederlanden sind Karosserieersatzteile in Deutschland deutlich teurer. Das Designschutzrecht ermöglicht den Automobilkonzernen hierzulande ein Monopol auf bestimmte sichtbare Ersatzteile und verhindert damit Wettbewerb.“, erklärt Hartmut Röhl, Präsident des Gesamtverband Autoteile-Handel e.V., zum Start der Aktion in Berlin, die europaweit von der ECAR Allianz (European Campaign for the Freedom of the Automotive Parts and Repair Market) Ziel ist es, einen fairen Wettbewerb zum Vorteil der Verbraucher bei allen sichtbaren Kfz- Ersatzteilen zu erreichen.

Foto: GVA

In anderen europäischen Ländern wurden die Märkte für sichtbare Ersatzteile bereits liberalisiert. Das Resultat ist wenig überraschend: Die Preise für viele Karosserieersatzteile sind unabhängig von Marke, Modell und Ersatzteil deutlich niedriger als in Deutschland. Eine Studie der Preise für sichtbare Ersatzteile für sechs Fahrzeuge unterschiedlicher Hersteller hat gezeigt, dass sie in Spanien und in Italien etwa ein Fünftel (19 bzw.18 Prozent) geringer sind, im Nachbarland Niederlande sogar fast ein Drittel (30 Prozent).

Mit der Kampagne „Mehr Gerechtigkeit für deutsche Autofahrer“ macht der GVA diese Ungerechtigkeit im Wahljahr zum Thema. Benachteiligt werden nämlich nicht nur freie Werkstätten und Ersatzteilproduzenten, sondern vor allem die Kunden. Wenn ein Fahrzeughersteller ein sichtbares Ersatzteil zum Design anmeldet, zwingt er die Autofahrer, seine zumeist teureren Teile zu kaufen. In diesem Fall lassen sich die Hersteller das Design ihrer Fahrzeuge gleich mehrfach vom Autofahrer bezahlen – einmal beim Autokauf und dann erneut bei jeder Reparatur. Besonders pikant: Die Autokonzerne produzieren viele der betroffenen sichtbaren Ersatzteile wie etwa Scheinwerfer gar nicht selbst, sondern beziehen sie von Zulieferern.

Der maßgebliche Unterschied hierbei zwischen Deutschland und anderen europäischen Ländern ergibt sich aus einem liberalisierten Designrecht. Mit der sogenannten Reparaturklausel werden sichtbare Karosserieersatzteile vom Schutz ausgenommen und so ein fairer Wettbewerb ermöglicht. Der legitime Schutz des Neuwagendesigns bleibt davon unberührt. In vielen Staaten Europas hat sich die Reparaturklausel zum Wohl der Verbraucher und der kleinen sowie mittelständischen Unternehmen des freien Teile- und Servicemarktes bewährt.

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Es geht um große Summen: Der Markt für Ersatz- und Verschleißteile beläuft sich in Deutschland jährlich auf über 12 Milliarden Euro, etwa 4 Milliarden Euro entfallen dabei auf die betroffenen sichtbaren Ersatzteile, die von einem Designschutz der Automobilkonzerne als Quasi-Monopol bedroht sind. „Nicht nur wir, sondern auch unsere europäischen Nachbarn sowie Verbraucherschützer und Automobilclubs schütteln nur den Kopf. Es ist wirklich nicht einzusehen, warum deutsche Autofahrer wieder einmal unnötigerweise Zahlmeister sind. Wir fordern daher vom nächsten Bundestag und der Bundesregierung, mit der Reparaturklausel endlich für fairen Wettbewerb zu sorgen. Schluss mit der Benachteiligung und Schluss mit dem Abkassieren der Autofahrer!“, sagt GVA-Präsident Röhl. (jg)

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